Im Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften der Fachhochschule Köln fand Professor Gunnar Heydenreich mit seinen Kollegen heraus, daß Beltracchi die Leinwand des von ihm gefälschten Nauen-Bildes erst patinierte und dann erst bemalte. Heydenreich zog das Fazit: „Es ist eindeutig sichtbar, dass er hier keine alte Leinwand genommen hat.“ Im vergangenen Jahr hat das Kölner Institut etwa zehn Fälschungen identifiziert. „Alles was teuer ist, ist fälschungsanfällig“, sagt Heydenreich. Dabei ist die RFA-Pistole nicht die einzige Wunderwaffe gegen Kunstfälscher, das Kölner Institut setzt etwa 14 Methoden bei der Fälschungserkennung ein. Die RFA-Pistole kann keine Teerfarben identifizieren, die aus Steinkohlenteer und Erdöl gewonnen wurden. Das kann wiederum ein 2012 mit Hilfe des Landes NRW erworbenes Raman-Mikroskopspektrometer, das mit Laserstrahlen Pigment-Proben von Gemälden analysiert und Rückschlüsse auf synthetische organische Farbstoffe ermöglicht, die seit dem 19. Jahrhundert hergestellt werden. „Wichtig ist, dass wir verschiedene strahlendiagnostische und materialanalytische Methoden anwenden und dass Restauratoren, Naturwissenschaftler und Kunsthistoriker zusammenarbeiten.“
Auch andere Labors wie das Doerner-Institut der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen oder das Rathgen-Labor der Staatlichen Berliner Museen arbeiten mit High-Tech-Geräten. Ein privates Labor betreibt der Chemiker Erhard Jägers in Bornheim bei Köln. Jägers arbeitet u.a. mit einem 120 000 Euro teuren Röntgenfluoreszenz-Mikroskop, das noch empfindlicher als die RFA-Pistole ist. Es kann zum Beispiel die geringen Eisenspuren des seit Anfang des 18. Jahrhunderts gebräuchlichen Berliner Blau erkennen.
Zusammenfassung aus: Dorothea Hülsmeier: Seit Wolfgang Beltracchi dem Kunstmarkt meisterhafte Fälschungen für Millionen Euro unterjubelte, mag kein Experte mehr dem Augenschein trauen.In: Mittelbayerische Zeitung v. 20.8.2013