Herzlich willkommen im Fake-Blog von C. Müller-StratenMontag, 26. Februar 2018Handtasche der Fa. Braccialini, die das Fälschen von Markenartikeln thematisiert.
Ziel dieses Blogs ist es, zeitnah Informationen zu Themen des Buches "Fälschungserkennung" anzufügen, die erst nach Drucklegung bekannt wurden und die nicht in den 2. Band eingefügt werden. Beide Bände sind zusammen mit einer ausführlichen Bibliographie (interaktive CD) erschienen und über den Buchhandel erhältlich.
Impressum Verlag Dr. Christian Müller-Straten „Die Karte ist wertlos“: Dramatischer Wertverlust wegen blinden VertrauensSonntag, 18. Februar 2018Wie der Bayerische Staat 1990 eine Fälschung erwarb [Update] Der Fälschungsverdacht entstand erst dadurch, daß bei Christie's London ein weiteres Exemplar dieser Globussegmentkarte zur Versteigerung gelangen sollte. Ein kritischer Vergleich des Münchner Exemplars mit dem Exemplar in den USA seitens der Staatsbibliothek war nämlich seinerzeit vor dem Ankauf unterblieben. Vor der Versteigerung in London verglich 2017 erneut nicht etwa die Staatsbibliothek ihr Exemplar mit dem eingelieferten Exemplar, sondern das Auktionshaus. Erst nach der Fälschungsbefundung durch Christie's wurde die bislang unverdächtige Karte auch in München mit heutigen Fälschungserkennungsmethoden untersucht. Als man also an der Bayerischen Staatsbibliothek eigene Untersuchungen startete, stand schon fest, daß man eine Fälschung untersuchen würde. Der Öffentlichkeit bekanntgemacht wurde das Faktum der Fälschung allerdings erst, als man selbst zusätzliche naturwissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt hatte, die grundsätzlich zur Fälschungserkennung gar nicht nötig gewesen wären. ![]() Das 2017 bei Christie's eingelieferte, dort als Fälschung erkannte und deswegen nicht versteigerte Exemplar. Quelle; unbekannt, vermutlich Christie's London Wie wurden die Fälschungen erkannt? Bei den Prüfungen durch Christie's-Experten und externe Gutachter stellte sich heraus, daß das Münchner Exemplar ebenso wie das eingelieferte Exemplar rezente Fälschungen sind. Nick Wilding, Buchexperte der Georgia State University, dem wir schon die Aufdeckung des gefälschten „Siderius Nuntius“ verdanken, machte die ausschlaggebende fachliche Beobachtung: [2]Die bei Christie's eingelieferte Segmentkarte hat ebenso wie das von der Staatsbibliothek angekaufte Exemplar einen verdächtigen weißen Strich. Dieser Strich rührt von einem ehemals gefalteten Exemplar der Segmentkarte her, die sich in der James Ford Bell Bibliothek der Universität von Minnesota in Minneapolis befindet. Ihr wurde an dieser Stelle nachträglich ein Papierstreifen hinzugefügt, um eine defekte Stelle zu reparieren. Damit standen sowohl die Christie's-Karte als auch das Münchner Exemplar als Fälschung nach dem Exemplar der James Ford Bell Bibliothek fest. ![]() Bereits bei diesen Nahaufnahmen des Originals von Minneapolis, der Christie's-Fälschung und des Originals von Offenburg kam man die weiße Stelle und Retuschen bei der Knickung sehen: „A white line from a tear is visible on the Minneapolis map (left). The same line appears in the Christie’s map, (center) which experts said suggested it had been created through photo-reproduction of the Minneapolis map. The tear line is not visible in an original print in Offenburg.“ Fotos: James Ford Bell Library, University of Minnesota; Associated Press; Museo Galileo nach dem zitierten Artikel in der NYT. Darüber hinaus sprach für eine rezente Fälschung des Londoner Exemplars, daß hier ein Kleberfleck auf dem Papier vorlag, der mit Druckfarbe überdruckt war. Die Christie's-Karte hat zudem eine unklare Herkunft. Im Katalog heißt es lediglich: „the estate of a British paper restorer“. Die Auktion wurde schließlich wegen Zweifeln an der Echtheit des Werks abgesagt. ![]() Der überdruckte rezente Kleberfleck der bei Christie's eingereichten Fälschung in 60facher Vergrößerung. Foto: Michael Peichl, Houston Eisentitanat statt Ruß Zusätzlich wurde die Karte auch in den Labors der Bayerischen Staatsbibliothek aufwendig untersucht, und zwar mithilfe der Ramanspektrografie und der Röntgenfluoreszenzanalyse (beides heute mit Handhelds möglich). Das verwendete Papier zeigte dabei die charakteristische Siebstruktur eines historischen Büttenpapiers ohne Wasserzeichen. An "irgendwie alte" Büttenpapiere heranzukommen, dürfte nicht allzu schwer sein. Bei der Untersuchung der verwendeten Druckfarbe sei man darauf gestoßen, daß das Druckfarbenpigment Titan enthalte; wahrscheinlich liegt Eisentitanat [2a]vor. Ruß als historisch übliches schwarzes Pigment „konnte an der Globensegmentkarte jedoch nicht nachgewiesen werden.“ [3] Das deutete auf die Herstellung der Karte in der 1. Hälfte des 20. Jh. hin. Die Vorlagen zur Fälschung sind wohl fototechnisch entstanden. Weitere Gründe, die für eine Fälschung sprachen, waren: Es fehlten die unsauberen Stellen, die normalerweise bei Drucken des 16. Jh. mit Holzblöcken zu sehen sind. Fehleinschätzungen der Globensegmentkarte in der deutschen Presse Auf den echten Waldseemüllerschen Globensegmentkarte wird keineswegs, wie in mehreren Zeitungsberichten zu lesen ist, zum ersten Mal in der Kartografiegeschichte der amerikanische Kontinent als „America“ bezeichnet, denn das eigentlich Aufsehen erregende Werk Waldseemüllers ist dessen riesige, ca. 3 qm große Karte, die er zusammen mit Matthias Ringmann (1482-1511) in einem Elsässer Kloster schuf. Sie befindet sich heute in der Library of Congress in Washington D. C. (s.u.). Nach dieser Karte fertigte Waldseemüller kleinere Varianten, von der heute weltweit noch vier weitere bekannt sind. Sie bestehen aus 12 aneinandergereihten elipsoiden Segmenten und erinnern etwas an einen Bastelbogen. Denn die Karte war einst in der Tat dazu hergestellt worden, ausgeschnitten und auf eine kleine Kugel geklebt zu werden. Noch bei weiteren späteren Karten, u.a. auf erst 1541 in Lyon nach dem Tod Waldseemüllers herausgegebenen und von Laurentius Frisius kolorierten Weltkarte, taucht Amerika als großer kontinentaler Block auf, allerdings immer noch zu klein im Vergleich zu späterem Wissen. An der Universitätsbibliothek München, schräg gegenüber der Bayerischen Staatsbibliothek, entdeckten lange nach dem Ankauf der Fälschung von 1990 zwei unbekannt gebliebene Bibliotheksmitarbeiterinnen per Zufall 2012 ein weiteres Exemplar der Globensegmentkarte in einem 200 Jahre alten Bibliothekseinband. Insofern besitzen Münchner Bibliotheken nun ein Original und eine Fälschung. Und dieses Original der UB besitzt sogar ein Elsasser Wasserzeichen aus der Zeit 1500-1510. In der Presse wurde denn auch das Exemplar der UB mit jenem der Stabi verwechselt. ![]() Das originale Exemplar der Globensegmentkarte der Münchner Universitätsbibliothek befand sich seit langem schon "gegenüber" der Staatsbibliothek, allerdings unerkannt in einem nicht-kartographischem Einband. Foto: Bibliothek Zur Bewertung der Fälschung Die Einbindung der Waldseemüllerkarten in den Cosmographia-Band sollte sicherlich den Verkaufswert des Bandes aufwerten. Insofern handelt es sich um eine Anfettung. Daß es sich hierbei um das Werk eines „klugen Restaurators“ (Ceynowa) handelt, ist eine unbewiesene Annahme. Weder muß der Fälscher Restaurator gewesen sein (es spricht sogar einiges dagegen), noch war er besonders "klug". Er stellte mehrere fotomechanische Fälschungen auf altem Papier her (wie alt genau das Papier ist, läßt sich nicht sagen), übersah aber dabei aber die Welligkeit der Vorlage und die erkennbaren Restaurierungen des Originals. Er machte sich auch nicht die Mühe, ein rußhaltiges Pigment zu verwenden, sondern arbeitete mit einem modernen Schwarzpigment. Insofern schuf er Fälschungen fürs Auge, und nicht für kritische vergleichende Kartenexperten, die bereits um 1960 hätten Verdacht schöpfen müssen. Fazit: Worin besteht das eigentliche Skandalon? Man mag Klaus Ceynowa, Generaldirektior der Staatsbibliothek, nachsehen, daß er versuchte, sein Haus in einer ersten Stellungnahme gegenüber dpa dadurch zu exkulpieren, dass der Urheber des Machwerks ein "kluger Restaurator" gewesen sei. [4] Befremdlicher ist jedoch, daß er in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk die Behauptung aufstellte, es sei 1990 angeblich nicht möglich gewesen, die Fälschung vor dem Ankauf mit den restlichen Exemplaren zu vergleichen – „zu dem Zeitpunkt konnte man Karten noch nicht vergleichen [!!!] - man hätte also um die Welt fahren und die zwei oder drei Exemplare, die bekannt waren, nebeneinanderlegen müssen.“ In den 90ger Jahren hätte man sehr wohl hochaufgelöste Digitalisate oder auch nur analoge Detailaufnahmen vergleichen können — und natürlich wäre man verpflichtet gewesen, bei einem so hohen Ankaufspreis ein USA-Ticket zu kaufen. Zumindest der Christie`s-Experte Julian Wilson erkannte, wie wichtig es war, deswegen in die USA zu reisen und sein Einlieferungsobjekt direkt mit der Variante in Minneapolis zu vergleichen.[5] Natürlich hätte man auch 1990 schon mit dem bloßen Auge oder einer Lupe die weiße Stellen entdecken können. Hochauflösende Digitalisate sind dazu keineswegs, wie Dr. Ceynowa meinte, unabdingbar nötig: sie erleichtern heute nur die Arbeit. Ceynowa verkennt damit die faktischen Möglichkeiten der analogen Photographie. Und natürlich hätte man auch schon 1990 die Druckfarbe analysieren können, allerdings noch nicht mit einer Analysepistole. Berufsmäßigen Zweifel gab es bei den Spezialisten der Bayerischen Staatsbibliothek und den herangezogenen externen Gutachtern nicht: „Man hat sich verlassen“ (Ceynowa), es hat nie Zweifel an der Echtheit gegeben, noch nicht einmal dann, wenn es um Millionen [Dritter] geht. Anscheinend hat es auch in der Staatsbibliothek keinen "automatischen" Alarm gegeben, als in London erneut ein druck-identisches Exemplar versteigert werden sollte. Aber das eigentliche Unbegreifliche versteckt sich noch etwas mehr. Die wirklich älteste Karte mit dem Eintrag "America" (nach Amerigo Vespucci) ist jenes Großformat von 1507, das heute den Eingangsbereich der Library of Congress in Washington ziert. Und diese befand sich noch vor nicht allzu langer Zeit als Nationaler Kulturbesitz im Besitz des Fürsten zu Waldburg-Wolfegg und Waldsee und durfte mit einer Ausnahmegenehmigung des ehemaligen CDU-Kultusministers Naumann in die USA verkauft werden. [6] Heute gibt es im Waldburg-Museum für die Öffentlichkeit nur noch ein Faksimile.
Anmerkungen: [1] Woher die finanziellen Mittel stammten, steht mittlerweile fest: Der Ankauft wurde finanziert aus drei Quellen: Aus einer üblichen, von rund 30 Kuratoriumsmitgliedern abgesegneten Zuwendung der Kulturstiftung der Länder, aus Steuermitteln des Freistaats Bayern und einer durch Prof. Dr. Merkle vermittelten Spende der Robert-Bosch GmbH. Von dieser relational kleineren Spende abgesehen, stammten die Ankaufsmittel somit überwiegend aus Mitteln der Länder, und hier vor allem aus bayerischen Steuergeldern. Vgl. den Band Paterimonia 38 sowie Kulturstiftung der Länder: Tätigkeitsbericht 1 1988-192, S.52 Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß höchstwahrscheinlich eine Finanzierung einer zwar seltenen, aber nicht sehr seltenenen "Cosmographia" ohne die beigebundene "Waldseemüller-Fälschung durch die Kulturstiftung der Länder, nicht erfolgt wäre. Entscheidend war wohl allein die Beibindung der gefälschten Waldseemüller-Karte. Dies geht aus dem Umstand hervor, daß im Tätigkeitsbericht 1 und bis zum 14. März 2018 die Excel-Tabelle der Kulturstiftung die Bezuschussung den Vorgang nicht unter "Ptolemäus/Cosmographia", gelistet hatte, sondern unter "Waldseemüller-Karte". (Mitteilung Monika Michalak v. 14.3.2018). Im "Tätigkeitsbericht" wurde die "Cosmographia" lediglich als "wertvolle Ausgabe" bezeichnet, in die der eigentliche Hauptgegenstand der Förderung die "von Martin Walseemüller gezeichnete" (!) Karte zum Hauptgrund des Ankaufs gemacht wurde. Die gefälschte Karte wurde sogar zum"Unikat und Rarissimum" erhoben. Ein Unikat war das beigebundene Blatt jedoch auf keinen Fall - und zwar weder als Original noch als Fälschung. [1a] Pressemitteilung der Bayerischen Staatsbibliothek v. 15.2.2018 [2] Michael Blanding: Why Experts Don’t Believe This Is a Rare First Map of America. In: The New York Times v. 10.12.2017, https://www.nytimes.com/2017/12/10/arts/design/why-experts-dont-believe-this-is-a-rare-first-map-of-america.html: „An original map, one that came directly off the woodblock, would not have replicated that tear, which happened later, Mr. Wilding said. But this map did and so, he said, he believes the map Christie’s has represents a reproduction of the Bell map.“ [2a] Eisentitanat kommt vor allem im weltweit massenhaft abgebauten Ildemit FeTiO3, benannt nach dem Ilmengebirge im Ural, vor. Es bildet schwarze tafelige Kristalle und wird rezent in schwarzen Druckfarben als Pigment beigegeben. Ilmenit ist übrigens auch der Hauptausgangsstoff für das weltweit als Weißpigment eingesetzte Titandioxid. Näheres dazu bei MINDAT, Mineralienatlas und Wikipedia. [3] siehe Anm. 1 [4] Wer der Urheber ist, steht jedoch keineswegs fest. Deswegen muß zunächst davon ausgegangen werden, daß der Urheber der Fälschung und die Person, die der "Cosmographia" die Fälschung beigebunden hatte, zwei verschiedene Personen sind. Zwar ist anzunehmen, daß der Urheber der Münchner Fälschung und der bei Christie's eingelieferten Fälschung dieselbe Person sind, aber Christie's Experte Wilson kann über den Einlieferer nur soviel sagen, daß es sich um einen Nachfahren des einst am Ashmolean Museum in Oxford tätigen Grafikrestaurators Arthur Bruno Drescher gehandelt haben soll. Vermutlich handelt es sich hierbei jedoch um eine gezielt falsche Fährte des Einlieferers, der wußte, daß er eine Fälschung einliefert, denn es bietet sich sicherlich an, einen verstorbenen Fachmann und eingewanderten "Hunnen" als Vorbesitzer anzugeben, und nicht einen lebenden Briten. Ein Fachmann für Grafik hätte beim Anfertigen einer Fälschung nicht derart gravierende Fehler begangen. Ich halte es deswegen für wahrscheinlich, daß hinter der Fälschung kein Restaurator —und speziell nicht Drescher — steckt. [5] vgl. Anm. 2 [6] "Über Jahrzehnte versuchte die Library of Congress in Washington D. C.das gut erhaltene Stück zu erwerben, doch es blieb noch für ein Jahrhundert im Besitz des Hauses zu Waldburg-Wolfegg und Waldsee – und der Öffentlichkeit nicht zugänglich, da die Sicherheitsvorkehrungen zu aufwändig gewesen wären und auch staatliche Einrichtungen in Deutschland derartige Kosten nicht übernehmen wollten und konnten. Am 27. Juni 2001 veräußerte das Oberhaupt des Hauses, Johannes zu Waldburg-Wolfegg, die Karte. Seiner Aussage am 18. November 2007 im Rahmen der Gesprächsreihe Adel verpflichtet im Stuttgarter Haus der Geschichte Baden-Württemberg zufolge wurden 10 Millionen US-Dollar aufgewendet. Das ist der höchste Preis, der je für ein kartografisches Gut gezahlt wurde. Beim Verkauf wurde, begleitet von öffentlicher Kritik, durch eine Sondergenehmigung der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Baden-Württemberg der Ausfuhrschutz für national wertvolles Kulturgut gemäß dem Kulturgutschutzgesetz aufgehoben. Gerhard Schröder hatte sich persönlich für eine Ausnahmeregelung eingesetzt. Die symbolische Übergabe erfolgte am 30. April 2007 durch die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, Angela Merkel, im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in der Library of Congress, Washington, D.C. Die Bundeskanzlerin betonte in ihrer Rede, dass die Verdienste der USA für die deutsche Entwicklung in der Nachkriegszeit seinerzeit den Ausschlag dafür gegeben hätten, die Waldseemüllerkarte als Zeichen der transatlantischen Verbundenheit und als Hinweis auf die zahlreichen deutschen Wurzeln der USA an die Library of Congress zu übergeben. Unter den Gästen der Übergabezeremonie befand sich neben dem Mehrheitsführer der Demokraten im Repräsentantenhaus, Steny Hoyer, auch Johannes zu Waldburg-Wolfegg, der Verkäufer der Karte. 2005 war die Karte von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe erklärt worden." Wikipedia, s.v. "Martin Waldseemüller", besucht am 18.2.2018 Did the Modigliani exhibition in Genoa last summer contain lots of fakes?Freitag, 12. Januar 2018According to a recent article in The Art Newspaper, 20 of 21 Amedeo Modiglianis seized by police at the Palazzo Ducale in Genoa last summer are fake, expert Isabella Quattrocchi confirms. The show which drew more than 100,000 visitors was closed three days earlier last July after the state prosecutor ordered the seizure of 21 alleged fakes, the expert was appointed by the Italian prosecutors to assess the images. Quattrocchi stated in a written report that "in terms of both style and the pigments [used]”, the alleged paintings by the early 20th-century artist are “crudely forged”. She adds that the frames come “from countries in Eastern Europe and the United States, and cannot be linked to Modigliani’s context or historical period”. The Italian collector Carlo Pepi and the Paris-based art historian Marc Restellini both questioned works in the show. An Italian court will now consider Quattrocchi’s findings. The investigation into the pictures is still ongoing. The museum declared in a note to the press and public: Modigliani Palazzo Ducale has been acknowledged by the District Attorney’s Office of Genoa about the inquiry on some of Modigliani’s artworks, and has been making all reasonable efforts to cooperate. Due to the ongoing procedure and regardless of its outcome, Palazzo Ducale has been suffering serious economic and public image damages (and may suffer more in the future) and considers itself exclusively as the injured party. Palazzo Ducale wishes to highlight not to be the direct organizer of the exhibition, having commissioned its production and the selection of the artworks to Mondo Mostre Skira, a nationally and internationally esteemed partner, Palazzo Ducale has been working with for years on great exhibitions like “Frida Kahlo”, “Da Van Gogh a Picasso. Capolavori dal Museo di Detroit” (fourth exhibition in the range in Italy for number of visitors in 2016).
The Modigliani exhibition currently runs until 2 April at Tate Modern in London. The Italian curators maintain that the works in the show are authentic. “For this exhibition, we are only borrowing works that feature in the widely accepted 1972 catalogue raisonné by Ambrogio Ceroni, so we have no reason to be concerned,” says the Tate co-curator, Nancy Ireson. Ceroni’s 1958 catalogue raisonné is considered the benchmark. The Genoa exhibition curator Rudy Chiappini (who is one of the suspects) said: ” The new information about the frames is ridiculous." Source: Gareth Harris: Twenty Modiglianis seized by police in Genoa are fake, expert confirms. Works were exhibited at Palazzo Ducale in July when they were confiscated by the authorities. In: The Art Newspaper, 11.1.2018 Die Kugellagerkugel und authentische Kunstpostkarten (Update)Freitag, 5. Januar 2018Von Gerhard Richter existieren weltweit seit Beginn der 90ger Jahren gefälschte Gemälde, Zeichnungen und Aquarelle, Druckgrafiken und Multiples. Hierauf machte kürzlich die Kunsthistoriker und Kunstjournalistin Catrin Lorch in der Süddeutschen Zeitung in einem Interview mit dem Berliner Kunsthistoriker Hubertus Butin aufmerksam. [1] Hubertus Butin sagt in diesem Interview: "Es gibt kaum ein deutsches Auktionshaus, das nicht schon Richter-Fälschungen angeboten hat." Im folgenden Text werden allerdings nur folgende Beispiele erwähnt: Auktionshaus Zeller (1 x rückabgewickelt), Grisebach, van Ham (1 x zurückgezogen bzw. 1 x nicht angenommen), Nagel (1 x unverkauft), Neumeister (1 x), Bonhams (1 x) und Sotheby's New York (2 gefälschte Richter-Editionen der Slg. Ames; Kerzen-Grafik und Multiple "Kugel 1"- in Wahrheit eine industrielle Kugellagerkugel). Bei folgenden Auktionshäusern wurden hingegen nach eigenem Bekunden von sich aus die Fälschungen aufgedeckt: Christie's Düsseldorf (1 x nicht angenommen), W.G. Herr (1 x nicht angenommen) und Sotheby`s Köln (1 x nicht angenommen). Butin fügt einschränkend hinzu: "Man muss sich bewusst machen, dass die Fälschungen, die in Auktionskatalogen abgebildet sind, zwar fast immer vor der Auktion entlarvt und zurückgezogen werden, doch ... kaum jemand erfährt, dass es hier um Fälschungen ging." [2] Genannt werden Fälle, in denen Werke Richters, die als Lichtdruck (mit Runzelkorn) herauskamen, in Offsetdruck (mit Offset-Raster) angeboten wurden - teils als beschnittene Plakate, teils als Scan. Auch Fälle, wo unauthorisierte Scans und Drucke nach Originalgemälden von Richter hergestellt wurden, oder mit Richters Signatur versehene Kitschgemälde sind bekannt. Die Dreistigkeit der Fälscher geht sogar soweit anzunehmen, niemand würde den ziemlich unzugänglichen Meister fragen, ob er die angebotenen Werke überhaupt hergestellt hat, - oder auch den insinuierten Arnim Zweite (eine Fälschung trägt die Widmung "Für Armin (K20)" (heute bei einem Sammler in Vancouver). Ein Fälscher bot seit 2008 ca. 10 große abstrakte Bilder nach kleinformatigen Vorlagen an, gerakelt auf Karton. Sie wurden von der Polizei konfisziert und von Richter als Fälschungen klassifiziert. Richters Expertise wurde jedoch bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf gestohlen und ins Gegenteil umfrisiert. Als Echtheitsbestätigung wurden diese Urkundenfälschungen für den Verkauf weiterer Richterfälschungen im rheinischen Kunsthandel 2008-2014 eingesetzt. Möglichkeiten der Überprüfung böten, so das Interview: Bereits 2014 hatte Butin in der FAZ vor angeblich signierten Kunstpostkarten gewarnt: "Noch vor einigen Jahren wurden Karten mit der Signatur von Gerhard Richter von deutschen Auktionshäusern versteigert. Mittlerweile hat sich dieser Markt anscheinend vollständig bei Ebay angesiedelt: Täglich werden mehrere neue Angebote mit „original handsignierten“ Richter-Karten eingestellt, als handelte es sich dabei um eine Massenproduktion; sie bringen in den Online-Auktionen, je nach Motiv, zwischen dreißig und 420 Euro. Anmerkungen: Update: Hubertus Butin wies uns in eMails darauf hin, dass die zitierten Aussagen zu Auktionshäusern seiner eigenen Einschätzung und Erfahrung entsprächen, nicht jener von Frau Lorch. Hochgepriesenes Malewitsch-Bild der Kunstsammlung NRW ist eine Fälschung der 70er JahreSonntag, 12. November 2017Marion Ackermann, ehem. Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, 2015 vor der Fälschung „Schwarzes Rechteck, rotes Quadrat“. Foto: Wilfried Meyer, © Kunstsammlung NRW Die Kunstsammlung NRW hatte das unsignierte Gemälde und mehr als 40 Zeichnungen von der Dr.-Harald-Hack-Stiftung geschenkt bekommen. Sie sollen von dem Revolutionskünstler Kasimir Malewitsch (1878-1935)stammen. Viele Jahre hatte das Bild zuvor als Leihgabe im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen gehangen. Untersuchungen an Farbe und Leinwand hätten nun ergeben, daß das zunächst auf etwa 1915 datierte Bild wahrscheinlich erst zwischen 1972 und 1975 entstanden sei, teilte das Düsseldorfer Museum mit. Zudem hätten weitere maltechnische Untersuchungen durch die TH Köln sowie der Vergleich mit einem authentischen Malewitsch-Gemälde in den USA gegen eine Echtheit gesprochen. Der Direktor des Wilhelm-Hack-Museums, René Zechlin, sagte, Kunsthistoriker hätten die Echtheit des Gemäldes schon länger bezweifelt. Dennoch habe das Museum das Ölgemälde nie überprüfen lassen, weil es sich bis dahin um eine Leihgabe handelte. Eine nähere Untersuchung wäre nicht ohne Zustimmung der Besitzer möglich gewesen. Offen ist dabei jedoch, ob sich der Sammler dezidiert gegen eine naturwissenschaftluiche Untersuchung ausgesprochen hatte. 2015 war die Malewitsch-Sammlung in einer Ausstellung in der Düsseldorfer Kunstsammlung gezeigt worden. Schon damals sei die damalige Direktorin Marion Ackermann aber mit dem "äußerst komplexen Thema" der problematischen Provenienzen von Malewitsch-Bildern konfrontiert worden. Im Schenkungsvertrag sei daher ein Passus zur wissenschaftlichen Erforschung des gesamten Konvoluts eingefügt worden. Auch der erst kürzlich angetretenen neue Direktorin Susanne Gaensheimer sind die auf dem Markt befindlichen falschen Malewitsch-Werke natürlich bekannt. Dennoch hat sie das Ergebnis der beiden Gutachten schwer getroffen. Ursprünglich habe man bis Januar warten wollen, wenn „endgültige Klarheit“ über beide Gutachten herrsche, nun wurde das Museum allerdings durch eine Veröffentlichung des Handelsblattes mit dem Fall an die Öffentlichkeit gedrängt. Das gefälschte Gemälde hatte sogar Eingang in den Malewitsch-Kanon gefunden: es war bereits 1975 in einem Buch über Malewitsch dokumentiert worden. Das Zeichnungskonvolut wird noch untersucht. Welche Lücke schloß die Fälschung? In einer Presseaussendung der Kunststiftung NRW hatte Marion Ackermann seinerzeit das Gemälde allerdings vorschnell noch als „bedeutend“ und die gesamte Schenkung als „bisher wertvollste Schenkung in der über 50jährigen Geschichte des Museums“ bezeichnet. Weiter hieß es damals: „Das etwa 83 Zentimeter mal 58 Zentimeter große Ölbild kann zu den Meisterwerken der suprematistischen Phase im Schaffen des Russen gezählt werden und ist im zeitlichen Umfeld seines legendären Schwarzen Quadrats (1915) entstanden. Das Bild zeigt ein auf weißem Grund schwebendes Rechteck und Quadrat: Es steht damit exemplarisch für den von Malewitsch entwickelten Suprematismus, bei dem – so der russische Künstler - „Kunst nur sich selbst zum Inhalt haben kann….Die ureigenste Idee von der Kunst ist die Gegenstandlosigkeit. Über die dynamische Organisation von Körpern, Fläche und Farben suchte der Künstler in dieser Zeit die dritte und sogar die vierte Dimension mit den Möglichkeiten der Bildsprache sichtbar zu machen. Ein stilistisch sehr ähnliches Werk Malewitschs („Malerischer Realismus. Junge mit Tornister“/1915) befindet sich seit 1935 im Museum of Modern Art in New York.“ Allerdings war es Ackermann wiederum, welche die nun veröffentlichten Ergebnisse der Gutachten in Auftrag gegeben hatte.. An diesem Fall zeigt sich überdeutlich, wie falsch es ist, sich museumsseitig kunsthistorisch und marketingmäßig bewertend zu Objekten zu äußern, deren Echtheit durch Gutachten erst noch geprüft werden muß. Museumsseitige Festlegungen hätten immer noch geschehen können, wenn die beauftragten Gutachter zum Ergebnis gekommen wären, daß nichts gegen die Echtheit spräche. Zuschreibungen und "Einordnungen" ins Oeuvre bzw. in die Kunstgeschichte dürfen in Zukunft erst wieder stattfinden, wenn berechtigte Echtheitszweifel zerstreut sind. LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster präsentiert eine politische Fälschung des 18. Jhts als Beispiel von "Fake News"Mittwoch, 8. November 2017Rombout van den Hoeye, Allegorie auf Prinz Wilhelm II. von Nassau-Oranien (1626-1650) als Friedensstifter, um 1648. Foto: LWL/Sabine Ahlbrand-Dornseif "Als Kunstwerk des Monats November präsentiert das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster die "Allegorie auf Prinz Wilhelm II. von Nassau-Oranien (1626-1650) als Friedensstifter" von Rombout van den Hoey[e]. Das niederländische Flugblatt aus dem Jahre 1648 stammt aus dem Porträtarchiv Diepenbroick im Kunstmuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Vielleicht ist diese sog. Fake-News mit dem schwangeren Prinzen nur der Scherz eines Lehrlings, auf den überhaupt niemand hereingefallen ist? Entstanden möglicherweise durch den Zusammendruck zweier Platten, einer Allegorie und eines Porträts.
UPDATE: Neues zu Bernstorf oder: Kugelschreiber, 1 inch breite Neugoldbänder und grinsende Katzen in den Verästelungen der ArchäologieDienstag, 24. Oktober 2017Abb.: Jahresschrift, op. cit., S. 242 Götterdämmerung, Teil 1: Mittlerweile liegen drei wissenschaftliche Rezensionen zu: Rupert Gebhard; Rüdiger Krause: Bernsdorf... München 2016 vor, nämlich
Anthony Harding; & Helen Hughes-Brock: Mycenaeans in Bavaria? Amber and gold from the Bronze Age site of Bernstorf. In: Antiquity 91 359 (2017), S. 1382-1385 und
Alfred Reichenberger: Rezension von Rupert Gebhard; Rüdiger Krause: Bernsdorf. In: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (Hg.: Harald Meller): Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte, Bd. 96, S. 543-550
Die Besprechungen finden ihre Untermauerung durch das deutliche Vorwort von Harald Meller und Kate Verkooijen: Report and Catalogue of the amber found at Bernstorf... sowie zwei werktechnisch-naturwissenschaftliche Untersuchungen zu den Goldblechen, deren Verzierung und den Ritzungen auf fossilem Bernstein von Christian-Heinrich Wunderlich und Karoline Peisger im gleichen Band. Im Verein mit den bereits bekannten Aussagen von Wolfgang David und Ernst Pernicka/Wunderlich [1]
Pernicka, Ernst & Wunderlich, Chr.-H.: Rezension von Rupert Gebhard und Rüdiger Krause: Bernstorf. In: Praehistorische Zeitschrift 92(2), 2017, S. 1-17
kommen sämtliche Beiträge zu dem Ergebnis, dass die "Hauptfunde" des bayerischen Bernstorf eindeutig rezente Fälschungen sind. Sie bestätigen damit unsere in MUSEUM AKTUELL und EXPOTIME! vorgebrachten Überlegungen, die von Rupert Gebhard fairerweise zitiert wurden.
Diese Erkenntnisse erfordern nunmehr auf vielerlei Ebenen endlich Konsequenzen, etwa die Umwidmung/Überarbeitung des Museums in Kranzberg.
Anmerkungen: [1] Eine weitere sehr lange, zusammenfassende Besprechung vereint in einer exzellenten Zusammenfassung nochmals eine Rezension am Vorgehen und Band von Gebhard & Krause mit einer Darstellung der vielen Argumente, die für eine Fälschung der Hauptfunde von Bernstorf sprechen. Dabei wird deutlich herausgearbeitet, dass bei der "Entdeckung" auf dem Gelände auch eine bislang nicht namentlich bekanntgemachte "Seherin" eingeschaltet war, die entscheidende Tips gab, wo zu graben sei. Das erinnert an die bei Gebhard und Krause nachzulesende Aussage von Gerhard Mittermeier zu dem Fund eines unbearbeiteten Stücks Bernstein, der mehrfach vor Zeugen erklärt hatte, dass Herr Dr. Moosauer ihn veranlasst hatte, an dieser Stelle zu graben (Mittermeier zu Moosauer: „Aber Du hast doch gesagt, ich soll hier kratzen.“; S. 286). Vanessa Bähr bezeichnete diesen Fund später sogar als "Grabungskontext". Vorsicht: Verseuchter Ludwig II-KanonSonntag, 22. Oktober 2017Wir hatten in der der "Fälschungserkennung" und bei anderen Gelegenheiten mehrfach darauf hingewiesen, daß das zu Bestrafende an Fälschungen nicht nur an der betrügerischen wirtschaftlichen Schädigung Dritter, nicht nur in der Rufschädigung an sich kompetenter Sammler, Händler, Museen oder Universitäten, sondern vor allem in der Verseuchung des wissenschaftlichen Kanons besteht - dem, was man in einer Fachwissenschaft und Öffentlichkeit für eine erwiesene Tatsache hält. Gehen Fälschung in diesen Kanon ein (was leider massenhaft für die überwiegend blauäugige Kunstgeschichte angenommen werden muß), müssen mit ihnen angestellte Vergleiche und Schlußfolgerungen falsch werden. Je mehr Fälschungen in eine Wissenschaft als echt eingehen, desto weniger bildet diese Wissenschaft ihren Erkenntnisgegenstand ab. Der kürzlich aufgedeckte Fall [1] eines erfundenen Interviews eines amerikanischen Journalisten mit König Ludwig II. von Bayern macht diesen Umstand auf schmerzliche Weise erneut deutlich. Er belegt auch abermals unsere in der "Fälschungserkennung" mehrfach dargestellte These, daß es gerade die "missing links" sind, die eine Fälschung passieren lassen. Und "missing links" greift diese Fälschung gleich zwei auf: Das behauptete Interview wäre das einzige gewesen, das Ludwig jemals gegeben hätte, noch dazu einem US-Amerikaner. Während dieser Audienz soll der König anscheinend auf Englisch sein Herz ausgeschüttet und am Ende den Raum mit Tränen in den Augen erlassen haben. Niemand hatte sich bislang daran gestört, dass Ludwigt II. gar kein Englisch sprechen konnte und der Journalist kein Deutsch. Ludwig II. wird sogar mit dem Satz zitiert, er würde seine Krone für eine einzige Stunden Gespräch mit dem US-amerikanischen Dichter Edgar Allan Poe aufgeben. Angeblich soll der König nur in diesem Interview auch seine behauptete Geisteskrankheit selbst angesprochen haben. Dafür gibt es sonst keine historischen Quellen. Das Interview soll angeblich im Februar 1882 stattgefunden haben, erschien aber erst im November 1886 nach des Königs Tod. Das allein macht schon stutzig, denn Tote können sich nicht mehr wehren. Das von Unwahrscheinlichkeiten nur so strotzende "Interview", das seinerzeit das angesehene "Lippincott's Monthly Magazine" nicht als Fälschung erkannt und veröffentlicht hatte, wurde bereits 1926 durch Ludwig Below zitiert [2], "in jüngster Zeit erwähnten, um nur einige zu nennen, die Buchautoren Thomas Ammon, Maria Seitz und Oliver Hilmes" [3] das nie stattgefundene Interview von Lew Vanderpoole. Kein deutscher Historiker oder Poe-Forscher hatte sich bislang kritisch mit dieser angeblichen Quelle auseinandergesetzt. Denn auch bei der Beschäftigung mit Lew Vanderpoole hätten man Verdacht schöpfen müssen: Wie Luc Roger herausfand, gab es diesen Journalisten wirklich, allerdings wurde bereits 1887 - ein Jahr nach der Veröffentlichung des fraglichen Interviews mit Ludwig II. - über Betrügereien Vanderpooles in den US-amerikanischen Medien berichtet. Das Cosmopolitan Magazine in New York hatte ihn wegen literarischen Betrugs angezeigt und Vanderpoole wurde verhaftet, weil er versucht hatte, als ein angeblicher Verwandter von George Sand Manuskripte von ihr an die Zeitschrift zu verkaufen. Auch in diesem Fall stellte er sich als Korrespondent des Figaro dar. In beiden Fällen behauptete er, irgendein Erbe zu beanspruchen. Der Fälscher war somit auch Hochstapler, wie so oft in der Fälschungsgeschichte. Und die angeblichen Manuskripte von George Sand (2 Romane) hatte er gar nicht selbst geschrieben, sondern einem anderen Autor gestohlen. [4]
Angeblich soll die Audienz völlig ohne jede Kenntnis der baierischen Journaille, der Hofschranzen und Spione stattgefunden haben. Wie sollten sie auch? Vermutlich war dieser Vanderpoole nie in Bayern, sondern versuchte lediglich wie ein umgedrehter Kal May, vom amerikanischen Schreibtisch aus, sich mit einer passenden Königsstory zu bereichern. So jedenfalls Luc Roger. Anmerkungen: [1] Kratzer, Hans: Königlich-bayerische Fake News. In: Süddeutsche Zeitung v. 21.22.10. 2017, S. R17. Die gut begründete Fälschungsvermutung gelang dem Romanisten und Internet-Blogger Luc Roger [munichandco.blogspot.de]. Gerade für einen Journalisten wie Kratzer ist ungewöhnlich, daß er "Fälschung" mit "Fake News" verwechselt. A. Straten: Rückblick auf die BVK-Tagung ECHT - GEFÄLSCHT, Weimar März 2017Montag, 29. Mai 2017Ein ausführlicher Rückblick von Adelheid Straten zur BVK-Tagung in Weimar (24.3.2017), erschien in MUSEUM AKTUELL, Ausg. 239. In ihm heisst es: "Seit Anfang des Jahres ist als akute Reaktion des BVK auf die Entwicklung der immer erfolgreicheren Fälschungsbekämpfung [1] der Arbeitskreis Fälschungen hinzugekommen. Zu den bereits tätigen Einzelpersonen und Gruppen (LKAs, Zoll, Staatsanwaltschaften, Richter, Wissenschaft und Museen, Restauratoren) zur Fälschungsbekämpfung tritt also nun dieser Verband, in dem Fachleute aus Handel und Museen zusammengeschlossen sind. De Tagung richtete sich insbesondere an Fachkollegen in Museen, selbständige Kollegen, Sammler und Kunstinteressierte, deren unabhängiges Wissen vor allem bei rechtlichen Auseinandersetzungen und Versicherungen gefragt ist. " [1] Richter greifen stärker durch, Auktionshäuser kooperieren immer intensiver mit den Strafverfolgungsbehörden. Hierauf wies auch René Allonge vom LKA Berlin hin: Nordwest-Zeitung v. 30.4.2015 (https://www.nwzonline.de/kultur/taeuschend-echt_a_27,0,951336230.html) Der komplette Text des Tagungsberichts ist nur Online- oder Printabonnenten von MUSEUM AKTUELL zugängig. Zur Heftübersicht:http://www.museum-aktuell.de/index.php?site=show_ausgabe&monat=04&jahr=2017&TM=1 Zum Online-Ausgabe: http://www.museum-aktuell.de/index.php?site=eBook&TM=1 Tatort Kambodscha? Einer Fälschung auf der SpurMontag, 29. Mai 2017Ausstellung im Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln, Die Architektur und Kunst des alten Khmer-Reichs (9.-15. Jahrhundert) in Kambodscha fasziniert bis heute und der internationale Markt mit Khmer-Kunst boomt. Teilweise werden Preise in Millionenhöhe erzielt. Inzwischen befinden sich die meisten Khmer-Skulpturen in Privatsammlungen und Museen außerhalb Kambodschas. Doch handelt es sich bei all diesen Objekten um Originale? In der Ausstellung wird anhand einer vermeintlich originalen Khmer-Skulptur deren Geschichte zurückverfolgt. Wie konnte eine Fälschung auf dem Kunstmarkt landen? Welches sind die Handlungen und wer die Täter, die eine Kopie in eine Fälschung verwandeln? Mit welchen technischen Hilfsmitteln werden solche Skulpturen hergestellt? Warum gibt es überhaupt Fälschungen? EU-Bürger/innen lieben das Original – dennoch greifen viele zu Fälschungen!Sonntag, 26. März 2017"Das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) hat fast 27 000 Personen befragt. Das Ergebnis: 96 Prozent halten es für wichtig, dass Erfinder/innen und kreative Menschen ihre Rechte schützen können und für ihre Arbeit honoriert werden. 70 Prozent der Befragten finden, dass der Kauf von gefälschten Waren durch nichts zu rechtfertigen ist. Allerdings kaufen viele Menschen weiterhin gefälschte Produkte... Besonders bei 15- bis 24-jährigen verstärkt sich diese Tendenz. 15 Prozent gaben an, in letzter Zeit sogar wissentlich ein gefälschtes Produkt erworben zu haben. Produktpiraterie verursacht riesige Schäden. Oft denkt man dabei an die großen Luxusmarken von Taschen über Kosmetika bis hin zu exklusiven Uhren. Aber auch kleine, aufstrebende Unternehmen werden beklaut. Und für sie ist das mitunter existenzbedrohend, weil ihr Firmenwert oft aus ihrer Marke und ihrem Know-how besteht. Wurde die Marke nicht registriert, muss man vielleicht tatenlos zusehen, wie sie von Trittbrettfahrern benutzt wird. Hat man sich mit Marken oder Patenten abgesichert, kann man sich wehren und sein Recht auch durchsetzen." Quelle: www.patentamt.at / rundy Facebook kündigt Kennzeichnung von Fake-News an - und ein falscher Ryan Gosling bei der GOLDENEN KAMERADienstag, 7. März 2017Ein Hoax, aber ein sehr peinlicher: Nachdem es 2017 beider Verleihung der GOLDENEN KAMERA der Funke-Mediengruppe zum Auftritt eines falschen Ryan Gosling (La la Land; hier noch relativ unbekannt) kam, will die Verlagsgruppe den "gestohlenen Preis" von Joachim „Joko“ Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf (die im Publikums-Wettstreit gegen die HEUTESHOW übrigens klar verloren) zurück und in Zukunft schärfere Sicherheitsmaßnahmen einführen. MEHR hier: Weiteres Ruffini-Bild als Fälschung entlarvtFreitag, 20. Januar 2017Wie Michael Kohler in der SZ v. 20.1.2017 berichtete, seien bei Sotheby's auf einem Parmigianino zugeschriebenen ohrenbohrenden "Hl. Hieronyxmus" an 21 Stellen moderne Farbpigmente gefunden worden, die nicht durch Restaurierungen erklärt werden könnten. Das Auktionshaus habe dem Käufer bereits 842 000 US$ rückerstattet und dessen Einlieferer, einen luxemburgischen Kunsthändler, verklagt. Die Fälschung soll ebenfalls aus der Quelle Giuliano Ruffini stammen. Allen Werken Ruffinis ist gemeinsam, dass sie der Fachwelt unbekannt waren und dass diese sich lediglich in die 1990er Jahre rückverfolgen ließen. Ergänzend ermittelte der Standard, Wien: "Der Hl. Hieronymus gastierte übrigens 2003 im Zuge der Parmigianino-Ausstellung im Kunsthistorischen Museum in Wien: als authentisches Werk des Manieristen, dessen Entdeckung Kunsthistoriker 1999 gefeiert hatten. Eine Meinung, der sich jedoch nicht alle Experten anschließen wollten, die andere Künstler des 16. Jahrhunderts ins Treffen führten. Sotheby's entschied sich 2012 für einen Kompromiss und schrieb es dem Umkreis Parmigianinos zu. Auch das ein Irrtum, wie man nun weiß. (Olga Kronsteiner, 19.1.2017) Foto: Sotheby`s Bemerkenswertes Urteil des LG Berlin zur Vernichtung / LKA-Asservierung eines gefälschten Pechstein-BildsDienstag, 3. Januar 2017Die Zivilkammer 28 des LG Berlin im November 2016 einen Privatmann dazu verurteilt, seine Einwilligung zur Vernichtung einer Pechstein-Fälschung zu geben, ersatzweise die Überstellung zu Schulungszwecken an das LKA Berlin (Aktenzeichen 28 O 498/14) . Bei dem fraglichen Objekt handelt es sich um die Tuschpinselzeichnung "Strandszene mit Boot", rechts unten monogrammiert HMP und datiert 1914. Es handelt sich um eine rezente Fälschung der geschützten Rohrfederzeichnung "Ausfahrendes Kanu I" von Pechstein aus dem Jahr 1914. Im Aquarell wurde das Pigment Titanweiß Rutil gefunden, das erst Ende der 30er Jahre auf den Markt kam. Das Bild war von dem Privatmann 1987 im Kunsthandel erworben worden), wobei die Vertragsparteien davon ausgingen, es handle sich in beiden Fällen um Originalwerke von Hermann Max Pechstein. Als er es 2014 über ein Auktionshaus anläßlich einer Pechstein-Spezialauktion versteigern lassen wollte, wurde die Fälschung dort entdeckt. Das Auktionshaus zeigte dem Sammler zwei Möglichkeiten auf: entweder sollte das Bild vernichtet werden oder es werde mit einem Fälschungsvermerk zurückgegeben. Daraufhin verklagte der Sammler das Auktionshaus auf Rückgabe, erhielt aber nur eine andere Einlieferung zurück. Die Aquarell landete beim Berliner LKA in der Asservatenkammer. Bei dem anschließenden Rechtsstreit beteiligten sich - wohl erstmalig in der Geschichte - die Inhaber der Urheberrechte von Pechstein als Nebenkläger (Drittwiderkläger). Sie verlangten mit Erfolg vom Sammler die Einwilligung zur Vernichtung der Fälschung. Der Eigentümer habe in das urheberrechtlich geschützte Werk der Erben auf Verbreitung eingeggriffen, wobei es nicht darauf ankäme, daß der Sammler von der Echtheit der Zeichnung ausgegangen sei, "da der Anspruch auf Vernichtung kein Verschulden erfordere". (Wild in Schricker / Loewenheim, Urheberrecht, 4. Auflage, § 98 Rnd. 4). Eine Vernichtung sei auch nicht unverhältnismäßig. denn selbst bei entferntem Monogram könne ein Wiedereintritt in die Handelssphäre nicht verhindert werden. Das Gericht folgte dabei dem Hanseatischen OLG Hamburg (ZuM 1998, 938, 942; dem folgend Bohne, aaO, Rnd. 23; Rachow, aaO, Rnd. 177) , das bereits entschieden hatte, daß eine Kennzeichnung eines gefälschten Kunstwerks ein untaugliches Mittel sei. "Dem steht die Entscheidung des Bundesgerichtshofs in dem so genannten Nolde-Urteil (Urteil vom 08.06.1989 – I ZR 135/87) nicht entgegen, in welchem die Entfernung einer unechten Signatur Emil Noldes als hinreichende Maßnahme angesehen wurde, um das (postmortale) Künstlerpersönlichkeitsrecht zu wahren. Denn in dem vom Bundesgerichtshof entschiedenen Fall ging es anders als hier und in der so genannten ImmendorffEntscheidung des Landgerichts Düsseldorf (Urteil vom 07.10.2012 – 12 O 473/08) nicht um eine Vervielfältigung eines vorhandenen Originalwerks im Sinne von § 16 UrhG (vorliegend „Ausfahrendes Kanu I", in der Immendorff-Entscheidung „Ready-Made de l´Histoire dans Café de Flore"), sondern um die Anfertigung zweier Aquarelle, die nur allgemein der Stilrichtung des Malers Emil Nolde entsprach." Die Drittwiderkläger hatten "schriftsätzlich ausführlich dargelegt, aus welchen Gründen sie von einer Fälschung ausgehen und haben dies insbesondere anhand der Auswahl des Motivs, des Bildaufbaus nebst seiner Proportionen, der abgebildeten Personen, Gegenstände und Landschaft, der Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu dem Originalwerk „Ausfahrendes Kanu I", der Strichführung und dem verwendeten Zeichenstift (Tuschpinsel anstelle einer Rohr-oder Tuschfeder) dargelegt.Der Kläger hat sich mit diesem Parteivortrag nicht näher auseinandergesetzt und hat dem insoweit besonders qualifizierten Parteivortrag keine Anhaltspunkte entgegengesetzt, die für die Echtheit des streitgegenständlichen Werks sprechen. Jedenfalls im Zusammenhang mit dem Untersuchungsergebnis des Landeskriminalamts Berlin steht für das Gericht im Sinne des § 286 Abs. 1 ZPO zweifelsfrei fest, dass es sich bei der streitgegenständlichen Tuschfederzeichnung um eine Fälschung handelt, ohne dass es insoweit einer Beweisaufnahme bedarf. Es sind zudem keine Anhaltspunkte dafür vorhanden, weswegen der Drittwiderkläger zu 2 ein unwahres Gutachten erstellt haben soll. " Das Gericht wies zusätzlich darauf hin, daß auch nachgemalte Originale eine Vervielfältigung darstellen (LG Düsseldorf, aaO; Loewenheim, aaO, § 16 Rnd. 9)... Auch die Übernahme der unverwechselbaren Eigenschaften eines Kunstwerks – wie Motiv, Strichführung, Darstellungsform – nimmt am Vervielfältigungsschutz teil (siehe auch BGH, Urteil vom 11.03.1993 – I ZR 264/91, „Asterix-Persiflagen"). Dies umso mehr, wenn hierdurch nicht nur eine Anlehnung an das Urheberrecht eines Künstlers erfolgt – in dem angesprochenen „Asterix-Persiflagen" Urteil war eindeutig erkennbar, dass die Zeichnungen nicht von den Schöpfern des Asterix-Comics stammen -, sondern der fälschliche Eindruck erweckt wird, es handle sich bei der Vervielfältigung um ein Originalwerk aus Künstlerhand." Es handele sich zudem um eine "unfreie Bearbeitung" im Sinne des § 23 Abs. 1 UrhG, welche aufgrund ihrer Einlieferung im Auktiionshaus ebenfalls eine Urheberrechtsverletzung darstelle. Das Gesetz selbst sieht in § 98 Abs. 1 UrhG als Rechtsfolge des Urheberrechtsverstoßes die Vernichtung der im Eigentum des Verletzers befindlichen rechtswidrig verbreiteten Vervielfältigungsstücke vor. Es handelt sich bei dem Anspruch auf Vernichtung also um den gesetzlichen Regelfall, durchaus mit generalpräventivem Charakter, so dass über das zur Folgenbeseitigung Nötige hinausgegangen werden kann (Bohne in Wandtke / Bullinger, Urheberrecht, 2002, § 98 Rnd. 23; Weidert / Molle, aaO, Rnd. 312; Rachow in Limper / Musiol, Handbuch des Fachanwalts Urheber- und Medienrecht, 2011, Rnd. 177). Das Gericht erkannte auch ganz deutlich darauf, daß das falsche Monogramm einer falschen Signatur entspräche und somit kein Werk "im Stil von..." Die ziemlich penible Vervielfältigung eines Originalwerks als Fälschung rechtfertige ein strengeres Vorgehen. Hilfsweise kann die Fälschung zu Schulungszwecken in die Fälschungssammlung des LKA Berlin gehen. Das vollständige Urteil kann hier heruntergeladenwerden: https://www.berlin.de/gerichte/presse/pressemitteilungen-der-ordentlichen-gerichtsbarkeit/2016/pressemitteilung.546152.php Hunderte ägyptischer Tiermumien waren FälschungMittwoch, 16. November 2016Wie der deutsche Blog selket.de berichtet und der deutschen Öffentlichkeit spätestens seit der Mannheimer Mumienausstellung bekannt, waren seit der Spätzeit Ägyptens Tieropfer gang und gäbe. "Mit ihren Opfer richteten sich die Menschen mit ihren Gebete an die Götter und erhofften sich Gehör für ihre Sorgen und Wünsche. Die Priester machten daraus ein einträgliches Geschäft und verkauften den Pilgern massenhaft mumifizierte Opfertiere. Dass dabei nicht immer alles mit rechten Dingen zu ging, war schon vorher bekannt. Bisher unbekannt war die Dimension, in der gefälschte Tiermumien unter das Volk gebracht wurde. Verschiedene Tiermumien, © Manchester Museum, The University of Manchester Cranach, Hals, Parmigiannino, Orazio Gentileschi, Velásques...Samstag, 8. Oktober 2016
Anmerkungen: (1) Olga Kronsteiner: Fälschungen von Meisterhand. http://derstandard.at/2000045560833/Faelschungen-von-Meisterhand?ref=nl&userid=12434&nlid=22 Foto: Sotheby's. Frdl. Hinweis von P.-B. Eipper, Universalmuseum Joanneum. Neue Literatur, neue Vorträge und TagungenDonnerstag, 29. September 2016In MUSEUM AKTUELL, Auzsg. 233, erschien folgende Buchbesprechung: Fälschung? S. 1-63. In: Dresdener Kunstblätter. Vierteljahresschrift. 60. Jg. 2016. H. 3. Hg.: Staatliche Kunstsammlungen Dresden. Dresden: Sandstein Verlag 978-3-95498-241-7 Einzelheft 5 €, im Abonnement 4,50 € Heft 3 der Dresdener Kunstblätter bringt sechs Beiträge verschiedener Autoren zum Thema Fälschung: zu Dürer und Raimondi, zum schwierigen Fall eines silbernen Akelei-Pokals, zu einem vermeintlichen Doppelbildnis von Ursone da Bologna, zu Münzfälschungen, zu Möbelfälschungen und zur Fälschung afrikanischer Kunst. Die Artikel erweitern das Fälschungs-Thema endlich einmal wieder in musealer Kompetenz; besonders interessant ist der Fall des schwer zu bestimmenden Pokals. Die Literaturangaben lassen allerdings eine nicht so ganz aktuelle Museumsbibliothek vermuten. Ein weiteres Beispiel der lange tabuisierten Fälschungsthematik: Die Vortragsreihe des Niedersächsischen Landesvereins für Vorgeschichte im Landesmuseum Hannover am 13. Oktober, 10. November und 8. Dezember 2016 und die Fälschungstagung des BVK im März 2017. Über letztere berichten wir separat. Das Niedersächsische Landesmuseum lädt im Frühwinter 2016 zu drei Vorträgen des Niedersächsischen Landesvereins für Urgeschichte:
Zwei neue Fälle von Möbelfälschungen erschüttern FrankreichMittwoch, 21. September 2016Über zwei neue Fälle von Möbelfälschungen berichtet Vincent Noce in The ART NEWSPAPER (http://theartnewspaper.com/news/news/biennale-des-antiquaires-overshadowed-by-new-twist-in-fake-antique-furniture-scandal/): DOIG oder DOIGE?Freitag, 26. August 2016Gründe für massenhafte de Chirico-FälschungenSonntag, 5. Juni 2016Die wichtigsten Tatsachen stellte Dorothea Baumer in einem Interview mit dem Kurator der Ausstellung "Giorgio de Chirico" in der Staatsgalerie Stuttgart, Gerd Roos, zusammen. Gerd Roos ist Vizepräsident des de-Chirico-Archivs "Archivio dell' Arte Metafisica", der Gegeninstitution zur Fondazione Giorgio e Isa de Chirico.
Genannt werden zusätzlich zu dem leicht zu identifizierenden Stil: 1) die Menge eigener Replikate Quelle: SZ v. 14./15.5. 2016
All'antica Medaillen der RenaissanceDonnerstag, 28. April 2016Noch bis 8. Mai 2016 ist im Basler Museum der Geschichte (Barfüsserkircher) die Ausstellung GEFÄLSCHTE ANTIKE? DIE PADUANER UND DIE FASZINATION DER ANTIKE zu sehen. Aus dem Pressetext: "Die «Wiedergeburt der Antike» führte nicht nur zu neuen Werken, sondern auch Imitationen. In der venezianischen Stadt Padua entstanden zahlreiche Werke nach antiken Vorbildern – so genannte «all’antica»-Medaillen. Im Untergewölbe des Museums für Geschichte erschliesst sich der Bestand des Basler Amerbach-Kabinetts und gibt Auskunft über diese einzigartigen Medaillen und Plastiken der Renaissance.
Gefälschte Lebensmittel in Deutschland kein ThemaMontag, 4. April 2016Sieht man einmal von gelegentlich falsch deklariertem Fleisch ab, sind gefälschte Lebensmittel bei uns kein Thema. Das gilt aber nicht für andere Länder. Einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge [i] haben in Italien Ermittler 85 Tonnen gesundheitschädliche, d.h. alte oder verdorbene Oliven sichergestellt, die mit Kupfersulfatlösung auf frisch gefärbt wurden. In Bolivien wurden tausende Dosen falsch deklarierter Sardinen, in Ungarn mehr als 2 Tonnen als Gänseleber deklariertes Entenfleisch beschlagnahmt. Im Sudan fanden sich 9 Tonnen mit Kunstdünger gestreckter Zucker. [i] Vivien Timmler: Gefälschte Lebensmittel. In: Süddeutsche Zeitung v. 1.4.2016, S. HF2 23 Painters at Dafen VillageMontag, 4. April 2016Dieses Video des Victoria & Albert Museums sollten Sie sich sehr genau ansehen, vielleicht auch ab und zu anhalten. Ausstellungen zu einem alten Tuch aus dem OrientMontag, 4. April 2016Die Sindoneums-Ausstellungen in Deutschland und Österreich Zum Rang einer Reliquie bei der katholischen Kirche hat es das „Turiner Grabtuch“ oder auch „Sindoneum“ bislang noch nicht gebracht. Erstaunlicherweise sind von dem „Grabtuch Christi“, das als einziges das wahre Ganzkörperbild des Gekreuzigten darstellen soll, zweitausend Jahre auch keine großartigen Wunder oder Heilungen bekanntgeworden, wenngleich es sich hierbei – die Echtheit einmal vorausgesetzt – um die wichtigste Reliquie des Christentums handeln müsste. Die katholische Kirche (Ausnahme: Benedikt XVI.) spricht lediglich von einer Ikone, einem Bild, – aber wovon? Von einem Menschen oder einer Skulptur? Und wenn von einem Menschen: Von wem? In der "Fälschungserkennung" [i] hatten wir die klassische Auseinandersetzung um das hochverehrte Stück Textil kurz wiedergegeben und die Ergebnisse weltweit unabhängig voneinander erstellter naturwissenschaftlicher Radiokarbon-Untersuchungen (University of Arizona, Oxford University, Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich) vorgestellt: Das Tuch stammt aus dem Nahen Osten, datiert allerdings nicht in die Zeit um Christi Geburt, sondern in die Zeit zwischen 1260 und 1390. Somit aus der hohen Zeit der Reliquienfälschungen und aus den Kreuzzügen. Seit einigen Jahren wird mit großem Kostenaufwand durch Bücher, Videos und Ausstellungen in ganz Europa versucht, diese Ergebnisse zu bezweifeln und gutgläubige Besucher von der Echtheit zu überzeugen. Man geht von Fehlern in der damaligen Bestimmung aus und behauptet neuere wissenschaftliche Erkenntnisse. [ii] Und es gleich vorweg zu sagen: Unter musealen Gesichtspunkten ist dies keine Ausstellung, denn gezeigt wird (natürlich) weder das Sindoneum aus Turin, noch ein Original von der Kreuzigung oder Grablege Christi. Die Ausstellung beinhaltet Kopien, Rekonstruktionen und vor allem viel Textmaterial mit rhetorisch-spekulativen Argumenten. Selbst die zwei einzigen Originale (Münzen aus der Zeit Christi) sind nur Stellvertreter ihrer Gattung, denn es wird von kirchenzugeneigten Wissenschaftlern behauptet, man habe im Sindoneum Beweise dafür gefunden, daß auf den Augen des „Leichnams“ (von dem jedoch alle erwartbaren Leichenspuren fehlen!) Münzen gelegen seien, die aus der Zeit Christi stammten. Darunter ausgerechnet eine Fehlprägung aus der Pilatuszeit, von der weltweit nur extrem wenige Exemplare bekannt sind. Worum handelt es sich also bei dieser Ausstellung? Unbestritten ist der historische Jesus, unbestritten seine neue Lehre, seine Reform jüdischer Glaubensvorstellungen. Unbestritten ist auch seine Hinrichtung unter den Römern. Anscheinend braucht der einfache Glaube auch ein Bild des Religionsgründers, auf jeden Fall als Geldeinnahmequelle. Obwohl wir z.B. kein „wahres Bild“ der Gründer des Islam, des Buddhismus oder des Hinduismus haben. Es geht nämlich auch ohne. WEITER durch Klick auf Folgezeile! "Ausstellungen zu einem alten Tuch aus dem Orient" vollständig lesen Nachtrag zum sog. Kölner Kunstfälscherprozeß 1949/50Donnerstag, 31. März 2016Näheres zu den Fälschungen Jupp Jenniches und die Zusammenarbeit mit dem Händler Schuppner findet sich in C. Müller-Straten: Fälschungserkennung, Bd. 1, S. 342. Hierzu gehörte jedoch nicht das 1957 in der Privatsammlung Ludwig Hack auftauchende Werk Kirchners "Das Urteil des Paris" (heute Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen.
"Robert Schuppner, des betrügerischen Verkaufs gefälschter Bilder angeklagter Maler aus Köln ... stand jetzt vor Gericht. Mitangeklagt war Josef Jenniches (rechts), seit 25 Jahren Faktotum des Kölnischen Kunstvereins. Der hatte Bilder aus dem Besitz des jüdischen Emigranten Heß an Schuppner verkauft und Schuppner mit selbstgepinselten Aquarellen von "Nolde" und "Klee" übers Ohr gehauen... Zwanzig teils echte teils unechte Werke moderner Kunst illustrierten die kahlen Wände des Gerichtssaals. Schuppner konnte seine Gutgläubigkeit in beiden Fällen nachweisen und wurde freigesprochen Jenniches erhielt 1 Jahr Gefängnis, mit 3 Jahren Bewährungsfrist." (Foto: nach einem Spiegel-PDF der Druckseite, dort keine Angaben zum Fotografen) Gefälschte CITES-ZertifikateDonnerstag, 24. März 2016
Dem 48-jährigen Tatverdächtigen wird vorgeworfen, die präparierten Tiere über virtuelle Auktionshäuser vertrieben zu haben, unter anderem auch in die Vereinigten Staaten von Amerika. Allein in die USA exportierte der 48-Jährige 30 streng geschützte Greifvögel. Den Gesamtumfang des seit mindestens Januar 2013 laufenden Geschäfts ergründen nun Ermittler des Zollfahndungsamts München mit Sitz in Nürnberg. Von den dortigen Behörden kam der Hinweis auf den in Geltendorf ansässigen Händler, der selbst Jäger ist. Er wird beschuldigt, ungenehmigte Ausfuhren beziehungsweise Handel ohne gültige Dokumente mit geschützten Tieren betrieben zu haben. Eine ungewöhnliche BeschlagnahmeDonnerstag, 24. März 2016Links das Bild vor der Restaurierung 2012. Foto: cranach-net, Heidelberg. Rechts die Venus nach der Restaurierung in London, so erworben vom Fürsten von Liechtenstein (1531 datiert und mit Schlange signiert) . Foto: Liechtenstein Collections Aktueller kann eine Tagung nicht sein: Einer der Schwerpunkte des diesjährigen Restauratorentags von IIC Austria und Universalmuseum Joanneum in Graz war das Thema Kopien und Fälschungen mit den Referenten Paul-Bernhard Eipper, Ulrich Becker, Johann Thomas Ambrózy und Christian Müller-Straten. Nur wenige Tage nach dem Vortrag des Münchner Kunsthistorikers zum Thema „Fälscher als Restauratoren - Restauratoren als Fälscher“, bei dem er über den Begriff des restauratorischen Verfälschens sprach und die Fälle Bastiannini, Brigido Lara, van der Veken und Goller vorstellte, berichtete der STANDARD, daß die schreckliche Venus der Liechtenstein-Sammlung (angeblich ein Bild von Cranach), erworben von Prinz Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein 2013 für wohl 7 Mio. € gegen Mitte einer Ausstellung aufgrund einer Anzeige in Aix-en-Provence beschlagnahmt worden sei, um zu prüfen, ob es sich um eine rezente Fälschung handelt. Was wäre wenn? Moordorf, Bernstorf und Nebra. Ein Lehrstück in zwei AktenSonntag, 6. März 2016Ein gewaltiger Scherbenhaufen. Ein Kommentar Was wäre wenn die Hauptmotive der Nebrascheibe ("Sonne"-"Mond") nach einer Veröffentlichung von Dannheimer im Jahre 1975 [1] über ein latènezeitliches, in München-Allach gefundenes Schwert, das in der Archäologischen Staatssammlung in München (!) verwahrt wird - hier übrigens Gold in Eisen! - gefälscht worden wäre? [2] Anmerkungen [1] Dannheimer, H.: Zu zwei älteren keltischen Fundstücken aus der Münchner Schotterebene. In: Archäologisches Korrespondenzblatt 5/1975, S. 59-67 Marino Massimo de CaroSonntag, 6. März 2016Eine ausgezeichnete Reportage (Thomas Steinfeld: Am Tatort) über die geplünderte Biliotheca Girolamini in Neapel findet sich in: Süddeutsche Zeitung v. 13./14. Februar 2016, HF2, S. 15 Diskos von Phaistos erneut unter Fälschungsverdacht gestelltMontag, 22. Februar 2016In einem kürzlich ausgestrahlten Film von Michael Gregor (arte, 24.2.2016 17.30 und 20.15 h) wurde der weltberühmte Diskos von Phaistos (eine beidseitig mit einer Art Linear A gestempelte Tonplatte) erneut unter Fälschungsverdacht gestellt. Die Scheibe wird im Museum von Heraklion, Kreta, als „Nationalschatz“ ausgestellt. Das Museum verbietet sich allerdings jede Untersuchung durch Dritte. Hintergrund (Zusammenfassung nach Wikipedia) Der Diskos wurde angeblich am Abend des 3. Juli 1908 bei Ausgrabungen des Italieners Luigi Pernier im Zuge der von Federico Halbherr geleiteten italienischen Archäologischen Mission von 1908 gefunden. Man entdeckte ihn im westlichsten Gebäude des altpalastzeitlichen Nordosttrakts der minoischen Palastanlage von Phaistos auf Kreta. Pernier war jedoch bei der Auffindung nicht persönlich anwesend.Der Diskos lag etwa einen halben Meter über dem Felsboden nach Norden geneigt mit der später als „A“ bezeichneten Seite nach oben zwischen Schutt- und Keramikresten in einem rechteckigen 1,15 × 3,40 Meter großen Vorratsraum, heute als Kammer 8 des Gebäudes 101 bezeichnet. Luigi Pernier datierte die Entstehungszeit des Diskos zwischen 1700 und 1600 v. Chr. Schon Pernier wies darauf hin, dass zwar die Mehrheit der Keramikfunde im Auffinderaum des Diskos aus der mittelminoischen Zeit stammten, einige hellenistische Fundstücke dazu jedoch nicht passten. Die stratigrafischen Daten des Fundortes sind für die zeitliche Einordnung des Diskos somit nicht verwertbar, da uneindeutig, zumal der Zeitpunkt seiner Herstellung nicht mit dem der Einlagerung am Auffindeort übereinstimmen muss. Die Tonscheibe des Diskos ist von flacher und unregelmäßig runder Form. Ihr Durchmesser variiert zwischen 15,8 und 16,5 Zentimeter. Der Diskos besteht aus qualitativ hochwertigem feinkörnigen Ton, im Farbspektrum von hellem Goldgelb bis dunklem Braun, der nach der Stempelung sorgfältig gebrannt wurde. Die Art des Materials erinnert an das kretominoischer Eierschalenware. Insgesamt ist er mit 241 Stempeleindrücken beschriftet, die durch Trennlinien (sogenannte Feldtrenner) zu 61 Zeichengruppen zusammengefasst sind. Der Diskos enthält insgesamt 45 distinkte Stempelmotive, die als Abstrakta, Menschen und Tiere, sowie Objekte (Gerätschaften, Waffen, Pflanzenteile) identifiziert werden können. Daneben gibt es 17 sogenannte Dorne, Strichmarkierungen unter dem ersten Zeichen einer Abteilung, ab dem Zentrum der Scheibe gezählt. Die präzise Methode der Herstellung des Diskos ist umstritten, wobei man einheitlicher Meinung darüber ist, dass die Symbole nicht von Hand geritzt wurden. Das Hauptproblem bei der Entzifferung besteht in dem geringen Textumfang von lediglich 241 Zeichen. Infolge der Einmaligkeit des Fundes fehlen zudem Anhaltspunkte, die Auskunft über Sprache oder Textinhalt geben könnten. Behauptungen des Films Zum Zeitpunkt des „Fundes“ war Kreta in verschiedene Protektorate aufgeteilt. Die Ausgrabungen von Phaistos standen unter italienischem Protektorat. Pernier hatte zunächst den Schweitzer Maler und Restaurator Emile Gilliéron sen.(1851-1924) angestellt, dann auch dessen Sohn, der zuvor schon für Heinrich Schliemann und dann von Arthur Evans (Knossos) gearbeitet hatte. Gilliéron ist für seinen skrupellosen Umgang mit der Wahrheit und einen gewaltigen Geschäftssinn bekannt: so ist er und sein Sohn (1885-1939) der eigentliche Urheber von Knossos als archäologisches Disneyland, völlig der Phantasie entsprungene Rekonstruktionen (Lilien statt Palmen, Lilienprinz statt Affe) von unklaren Einzelfunden zu Gefäßen oder Wandgemälden. Er wird auch in Zusammenhang gebracht mit den gefälschten Elfenbeinfiguren von Toronto und Boston. Seit 1877 lebte er in Athen und war dort vor allem als archäologischer Zeichner tätig. Zeitweise war er auch Zeichenlehrer der Kinder des Königs von Griechenland Georg I.. Das Duo arbeitete über 30 Jahre in Knossos. In Athen wird derzeit das Privatarchiv Gilliérons ausgewertet, eine Art illustrierte Buchhaltung, aus der das wahre Ausmaß seiner Tätigkeit hervorgeht. Gilliéron ließ sogar selbst Kopien bei der WMF herstellen und betrieb damit einen schwungvollen Handel. In Heidelberg entsteht derzeit mit internationaler Beteiligung der Corpus der kretischen und Mykenischen Siegel. Auch Fälschungen hat man so entdeckt. Ganz besonders problematisch ist der „Ring des Minos“ (Heraklion), den Sir Arthur Evans bereits aus dem Kunsthandel erworben hatte. Der Film liefert selbst keine Begründungen für die Fälschungshypothese, sondern führt lediglich Aussagen des New Yorker Kunsthändlers Jerome M. Eisenberg vor und vermutet als Fälscher Vater und Sohn Gilliéron. Nach Eisenberg seien Anhaltspunkte für eine Fälschung - die scharfkantige Glätte der Scheibe. Eine derartige Scharfkantigkeit sei aus der Antike nicht bekannt - die Einzigartigkeit der Scheibe, ähnliche Objekte seien nicht bekannt - der nicht von Pernier dokumentierte Fund, er wurde erst später hinzugerufen - zum Teil seltsame Stempel, etwa ein Boxerhandschuh - die Unversehrtheit der Scheibe (sie muss jedoch aus oberen Stockwerken in einen Keller oder Viehstall gefallen sein), ihre unklare Funktion - die Beteiligung der Gilliérons bei den Grabungen - die Fülle an bereits erkannten Fälschungen nach den Grabungen von Evans - die Weigerung des Museums, die Scheibe durch Dritte untersuchen zu lassen. Beweise sind das noch nicht, lediglich wiederholte Behauptungen. Eisenberg hatte bereits in einem ausführlichen Beitrag in Minerva, Juli/August 2008, behauptet, die Scheibe sei eine Fälschung - urspränglich „hoax“, jetzt „fake“. In Deutschland wurde diese These bereits im April 2008 publik gemacht durch einen Beitrag von Mathias Schulz: Völker und Reiche der Frühzeit: Die komische Scheibe. In: Spiegel Online Wissenschaft, 29.4.2008, allerdings auch hier nur als Quintessenz aus der Unentzifferbarkeit und „seltsamen Fundumständen“. Der populärwissenschaftlich gemachte Film steht noch eine Zeitlang im arte-Archiv: http://www.arte.tv/guide/de/057844-000-A/das-geheimnis-von-phaistos Ist im Goldbarren wirklich Gold drin?Sonntag, 20. Dezember 2015
Wie N24 berichtete, wird derzeit Gold auf den Markt gebracht, das nur außen Gold enthält. Näheres zu gefälschtem Goldgranulat, gefälschten Goldmünzen und gefälschten Goldbarren hier: http://www.aurotest.de/counterfeit_gold.htm Französisches Berufungsgericht hebt Spies-Urteil aufSamstag, 12. Dezember 2015Wie die SZ berichtet, hat das Berufungsgericht in Versailles ein Urteil von 2013 für ungültig erklärt, nachdem Werner Spies zusammen mit einem französischen Galeristen für sein Falschgutachten zu einem „Beltracchi“-Bild („Tremblement de Terre“, angeblich von Max Ernst) eine Strafe von 652.833 € zahlen sollte. Der Autor des Werkkatalogs habe nicht dieselbe Verantwortung wie ein Verkaufsexperte. SZ v. 11.12.2015, HF2, S.12 Bewertung: Das Urteil entlastet zwar im Einzelfall Werner Spies und spart dem Bestverdiener eine kleinere Strafzahlung, doch bedeutet das Urteil für den französischen Rechtsraum zweierlei: eine noch stärkere Verantwortung für den Kunsthandel, die sogar so weit geht, den Gutachten und Werkverzeichnissen selbst anerkannter kunsthistorischer Spezialisten noch stärker als bisher zu misstrauen – und ein nahezu haftungsfreies Agieren von Kunsthistorikern im Rahmen von Expertisen und Werkverzeichnissen. Das wertet deren Beurteilungen in Zukunft bis zur Bedeutungslosigkeit herab und spiegelt dabei wider, daß Kunsthistoriker aufgrund fehlender Ausbildung und weit verbreiteter Realitätsferne sich mit Fälschungserkennung kaum auskennen. Christian Müller-Straten High-Tech-FälschungsbekämpfungFreitag, 11. Dezember 2015
Im Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften der Fachhochschule Köln fand Professor Gunnar Heydenreich mit seinen Kollegen heraus, daß Beltracchi die Leinwand des von ihm gefälschten Nauen-Bildes erst patinierte und dann erst bemalte. Heydenreich zog das Fazit: „Es ist eindeutig sichtbar, dass er hier keine alte Leinwand genommen hat.“ Im vergangenen Jahr hat das Kölner Institut etwa zehn Fälschungen identifiziert. „Alles was teuer ist, ist fälschungsanfällig“, sagt Heydenreich. Dabei ist die RFA-Pistole nicht die einzige Wunderwaffe gegen Kunstfälscher, das Kölner Institut setzt etwa 14 Methoden bei der Fälschungserkennung ein. Die RFA-Pistole kann keine Teerfarben identifizieren, die aus Steinkohlenteer und Erdöl gewonnen wurden. Das kann wiederum ein 2012 mit Hilfe des Landes NRW erworbenes Raman-Mikroskopspektrometer, das mit Laserstrahlen Pigment-Proben von Gemälden analysiert und Rückschlüsse auf synthetische organische Farbstoffe ermöglicht, die seit dem 19. Jahrhundert hergestellt werden. „Wichtig ist, dass wir verschiedene strahlendiagnostische und materialanalytische Methoden anwenden und dass Restauratoren, Naturwissenschaftler und Kunsthistoriker zusammenarbeiten.“ Zusammenfassung aus: Dorothea Hülsmeier: Seit Wolfgang Beltracchi dem Kunstmarkt meisterhafte Fälschungen für Millionen Euro unterjubelte, mag kein Experte mehr dem Augenschein trauen.In: Mittelbayerische Zeitung v. 20.8.2013 Konzertierte Aktion gegen Falschgeldbesteller aus dem DarknetSonntag, 29. November 2015Seit Anfang 2014 werden zunehmend Falschgeldangebote im nicht sichtbaren Bereich des Internet, dem Darknet festgestellt. Gleichzeitig stiegen, wie im gesamten Europa, auch in Bayern die Anhaltezahlen von Falschgeld in starkem Maße an. Eine Beziehung zwischen diesem Falschgeldanstieg und den Angeboten im Darknet steht für die Experten fest. Falschgeldtäter werden regelmäßig bei der Verausgabung von Falsifikaten entdeckt und auch wegen Geldfälschung angezeigt. Bei ihren Bestellungen wähnen sich diese noch in großer Sicherheit. Sie vertrauen darauf, im Netz keinerlei Spuren zu hinterlassen und so die Ermittlungen zu ihrer Person ins Leere laufen zu lassen. Tatsächlich hatten sich aber aus laufenden Ermittlungen heraus Hinweise auf Tatverdächtige ergeben, die sich Falschgeld im Darknet bestellt hatten. Quelle: LKA München Bayerisch-tschechischer Fälscherring vor GerichtSonntag, 29. November 2015Wie mehrere Medien übereinstimmend Ende November 2015 berichten, steht vor der der 7. Strafkammer des LG Regensburg unter Vorsitz der Richterin Dr. Bettina Mielke ein Zahntechniker vor Gericht, dem die Staatsanwaltschaft vorwirft, eine Künstlerin beauftragt zu haben, zahlreiche Gemälde nach dem Stil von Künstlern wie Modersohn-Becker, Giacometti, Chagall, Nolde oder Picasso für ihn hergestellt zu haben, um diese anschließend einem tschechischen "Experten" anzuvertrauen, der diese auf alt trimmen sollte, um anschließend selbst diese Fälschungen im In- und Ausland als originale Kriegsbeutekunst anzubieten. Vorgeworfen wird ihm banden- und gewerbsmäßiger Betrug in 9 Fällen in den Jahren 2007-2010. Als Verkaufsort wählte er eine Regensburger Tiefgarage oder sein Haus. Dabei soll ein Schaden von 577 000 € entstanden sein. Zu seiner Verteidigung führte der Angeklagte an, er habe die Fälschungen nie als Originale angeboten, sondern als "wie gesehen, ohne Garantie" verkauft. Allerdings hatte er die Werke, die er selbst als Fälschungen in Auftrag gegeben hatte, mit "Expertisen" bislang Ungenannter angeboten, die den Werken ein orignales Alter bescheinigten. Aus dem entstandenen Schaden wird deutlich, daß der Zahntechniker die Werke zu Schnäppchenpreisen angeboten hatte. Dies steht im Widerspruch zu seiner Gerichtsbehauptung, die Originale seien Originale. Ursprünglich hatte die Staatsanwaltschaft 16 Fälle mit einem Millionenschaden angeklagt. Das Landgericht hatte aber einige Fälle nicht zugelassen, bei denen die Originalkünstler nicht vermerkt waren. Ein verdeckter Ermittler ließ die Sache auffliegen. Auf den Angeklagten aufmerksam geworden waren die Fahnder bereits 2009 durch ein Rechtshilfeersuchen ihrer Kollegen aus Pilsen. Diese führten bereits ein Ermittlungsverfahren gegen eine tschechische Malerin und einen Dritten, der mit Fälschungen handelte. Bei diesem war der Zahntechniker interessanterweise als Kunde registriert. Daraufhin wurde dieser vom LKA überwacht und sein Telefon abgehört. Dabei stellte sich heraus, so die LKA-Zeugin, daß der Angeklagte am Telefon „konspirative Gespräche“ führte, indem er von Büchern statt von Bildern sprach, Gemälde in Tschechien bestellte und sie in seinem PKW dort abholte. Bei einem Grenzübertritt von Tschechien wurden bei einer Kontrolle elf Gemälde ("Flohmarktkäufe") festgestellt. Im September 2010 wurde seine Wohnung durchsucht . Der daraufhin ergangene Haftbefehl wurde rasch gegen Auflagen wieder außer Vollzug gesetzt. Nach seiner Haftentlassung hatte der Angeklagte die dubiosen Werke Auktionshäusern "zur Begutachtung" eingeliefert, um mit deren positive Aussagen die Echtheit der Werke zu reklamieren.. Vor Gericht führte der Angeklagte zunächst aus, seit 50 Jahren Sammler und Maler zu sein. Er habe um 2000 erstmals Kontakt zum tschechischen Händler gehabt und ihm mehrere Bilder für jeweils 6000 $ abgekauft. Die Herstellerin der Fälschungen habe er nie kennengelernt. Erstmals 2002 habe er einem anerkannten Labor den Auftrag für eine Expertise gegeben, um zu sehen ob das Bild „echt“ sei. Die Analyse sei positiv gewesen. Dies bedeute aber nicht, daß es sich um Originale handelt. Die "Expertisen" bescheinigten nur, daß die Fälschungen „alt und gut“ seien. In der Folgezeit habe er 48 "Expertisen" erstellen lassen und dafür um die 100.000 € ausgegeben. Auch habe er seinen Kunden gegenüber nie von Originalen gesprochen, sondern auch in den Kaufverträgen stets „Bilder wie gesehen und ohne Garantie“ festgehalten. Den in der Anklageschrift geschilderten Deal mit dem verdeckten Ermittler bezeichnete der Angeklagte schlicht als falsch. Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft soll der Angeklagte dem „Kunden“ ein Bild von Pechstein für 70.000 Euro verkauft haben, wobei 10.000 € als Sicherungsleistung in bar angezahlt wurden. Die Sachbearbeiterin des Landeskriminalamtes berichtete hingegen, daß der Angeklagte in seiner Vernehmung eingeräumt hatte, die Bilder als Originale angeboten und verkauft zu haben. Dabei habe er das Märchen erzählt, daß es sich hierbei um echte Kriegsbeutekunst eines Nazis handle, die aus dem Nachlaß des Vaters eines Freundes stamme. Dessen Familie habe sich entschlossen, die Bilder zu verkaufen. Die frei erfundene Story räumte der Zahntechniker ein. Er habe diese nur erfunden, da ihn sein tschechischer Händler um Verschwiegenheit gebeten habe. Ihm selbst habe der Verkäufer gesagt, die Bilder stammten „aus einem Depot russischer Generäle.“ Neben dem in der Anklageschrift aufgeführten Gemälde habe der Angeklagte dem verdeckten Ermittler weitere 22 Bilder zu einem Gesamtpreis von 1,4 Mio. € angeboten. Der Angeklagte machte vor Gericht interessanterweise die Einlassung, die Bilder seien tatsächlich alt. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft seien absurd und unlogisch. Er habe bei dem tschechischen Händler doch Hunderte von Bildern erworben. Er bezweifelte zudem, daß eine einzelne Malerin diese Menge an Künstlern abdecken könne. Die von ihm selbst aufgeworfene Frage, wo denn das ganze alte Material, die alten Farben, herkommen sollen, wurde zu seinem Nachteil allerdings bereits geklärt: Nach Angaben des LKA soll der Angeklagte alte Farben, wie sie von Restauratoren verwendet werden, im einschlägigen Handel für 10 000 € im Jahr bestellt und dem tschechischen Händler zur Verfügung gestellt haben. Giacometti-Fälscher zu mehr als fünf Jahren Haft verurteiltMittwoch, 12. August 2015Im Prozeß um den angeklagten Kunstfälscher Robert Driessen hat das LG Stuttgart fünf Jahre und drei Monate Haft verhängt. Der Fälscher hatte einen volkswirtschaftlichen Schaden von mindestens 4,75 Mio. € hervorgerufen, die Kunstgeschichte und den Markt mit echten Giacomettis geschädigt. Der Bildhauer war nach seinem Untertauchen in Thailand mit internationalem Haftbefehl gesucht worden und war auf einer Stippvisite in den Niederlanden am Amsterdamer Flughafen festgenommen und an die Bundesrepublik Deutschland ausgeliefert worden. Er erklärte nach der Urteilsverkündung, keine Rechtsmittel einlegen zu wollen. Der 56jährige Bildhauer hatte während des Prozesses ein umfangreiches Geständnis abgelegt. Der Bildhauer soll weit mehr als 1000 Skulpturen von Giacometti gefälscht haben. Ihm war banden- und gewerbsmäßige Urkundenfälschung und Betrug vorgeworfen worden. Das Gericht ging davon aus, dass der Bildhauer selbst rund 390.000 € Gewinn gemacht hat. Die Figuren hatten lediglich einen Materialwert von jeweils rund 100 €. Passend zu den falschen Figuren erfanden die Komplizen des Bildhauers für den Verkauf eine Legende über die Herkunft der Skulpturen. Ein Mitglied der Bande gab sich als "Reichsgraf von Waldstein" und Freund von Giacomettis Bruder Diego aus. Gutgläubigen Kunstfreunden erzählte er, die Skulpturen stammten aus einem von den Erben Giacomettis geheim gehaltenen Fundus. Zum Beweis der Echtheit und der Legende legte er ebenfalls gefälschte Echtheitszertifikate sowie das Buch "Diegos Rache" vor. Die Fälscherbande war vor sechs Jahren aufgeflogen. Der "Graf" wurde 2011 zu mehr als neun Jahren Haft verurteilt. Insgesamt hat das Landgericht bereits fünf Urteile in dem Fall gesprochen. Weitere Verfahren sind anhängig. Fälschungsfragen im Joanneum: Freitag, 19.6.2015Dienstag, 9. Juni 2015Neue Galerie Graz: In der Reihe "Filtercafé" findet am 19.6. eine museumspädagogische Veranstaltung mit Andrea Fian und Markus Waitschacher um 15.00 h statt. Der Eintritt kostet nur 2,50 € INKLUSIVE Kaffee!!! Eine Veranstaltung, in der es u.a. um Originalitätsfragen, Copyright, Urheberrecht, Fälscher als Helden geht. Man wird sich auch die Frage stellen: Wieviele Fälschungen vertragen wir? Das Joanneum gehört seit Jahren zu den wenigen Einrichtungen im deutschsprachigen Raum, die offensiv mit diesem Thema umgehen. Jetzt werden auch Oldtimer-Autos gefälschtSamstag, 28. März 2015Die Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) warnt nach einem Bericht in der WELT vor vermeintlichen Baureihen-Topmodellen, die sich nur bei ganz genauem Hinsehen als gefälscht herausstellen. "Als die Fahrzeughersteller in den 1960er- und 1970er-Jahren ihr Produktportfolio erweiterten, boten sie neben Basismodellen verstärkt Baureihen-Topmodelle wie BMW 2002 ti, 911 Carrera RS 2,7 oder NSU TT/TTS an, die heute bei Liebhabern besonders begehrt sind. Und deshalb zunehmend zusammengestückelt werden. Dabei muss man unterscheiden: Ein Basismodell kann mit den entsprechenden Teilen heute noch zum Topmodell aufgerüstet werden. Derartige Umbauten sind in der Regel zulässig und verhindern die Einstufung des Fahrzeugs als Oldtimer nicht. Die ursprüngliche Fahrzeug-Ident-Nummer (FIN) wird unverändert belassen, so ist jederzeit erkennbar, dass der Klassiker umgebaut wurde. Allerdings beobachten die GTÜ-Sachverständigen, dass immer häufiger Original-Kfz-Briefe der Topmodelle ohne Fahrzeug zum Kauf angeboten werden. Hat ein "Umbauer" einen solchen vorliegen, ist offenbar für nicht wenige die Versuchung zu groß, das umgebaute Fahrzeug mit der zum Brief passenden FIN zu versehen und dadurch den Wert des Fahrzeugs zu vervielfachen. Eine gefälschte FIN erkennt man nach Angaben der Sachverständigen zum Beispiel daran, dass Schlagtiefe und Gravur vom Original abweichen. Schwieriger erkennbar wird die Fälschung, wenn zum Beispiel beim Porsche 911 ein Stück des Gepäckraumbodens mit der original eingeschlagenen FIN in das Fahrzeug eingebaut wird. Da die verräterischen Teile meist überlackiert sind, kann man die Täuschung hier nur schwer erkennen. Deshalb sollte ein Käufer darauf achten, dass die Fahrzeughistorie lückenlos nachvollziehbar dokumentiert und außerdem die Lackierung im Bereich der FIN im Auslieferungszustand ist. Ist die Karosserie erkennbar umfangreich "restauriert" und die Historie unvollständig, ist das Risiko einer Fälschung extrem hoch, warnt die GTÜ." [Anonymus: Gefälschte Oldtimer im Kommen. Risiko beim Klassiker-Kauf. In: Die Welt v. 27.3.2015, http://www.welt.de/138862045) Ein anderer Aspekt bei PharmafälschungenSonntag, 7. Dezember 2014Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung zufolge wurden u.a. für deutsche Pharmahersteller von der indischen Firma GVK Bio in Hyderabad (Telangana) seit Jahren systematisch Tests and Menschen gefälscht. "Im Frühjahr 2014 hatte die französische Arzneimittelüberwachungsbehörde ANSM bei einer Stichprobe festgestellt, daß GVK Bio in allen neun überprüften Studien" manipuliert hatte (SZ v. 5.12.2014). Die Folge: Etlichen deutschen Pharmaunternehmen droht aufgrund mutmaßlich gefälschter medizinischer Studien der Entzug von Medikamentenzulassungen. Im Zeitungsbericht genannt werden Betapharm und Hexal. Derzeit werden die Zulassungen EU-weit geprpüft. Aufdeckung von Keramikmarriagen durch ComputertomographieSamstag, 6. Dezember 2014Außenwandung des Gefäßes mit virtuell freigestellten Fragmenten. Foto: Daniel Habe, Österr. Gießerei-Institut Über die Anwendung der Computertomographie in der Echtheitsprüfung eines Bucchero pesante Gefäßes berichtet: Robert Fürhacker: Untersuchung historischer Keramikrestaurierungen mittels Computertomografie am Beispiel eines Bucchero-Gefäßes, S. 199; Computer Tomography Examination of a Bucchero Vessel, p. 210. In: Restauratorenblätter - Papers in Conservation, Bd./vol. 32. München 2014.
Näheres hier: http://www.museum-aktuell.de/shop/themes/kategorie/detail.php?artikelid=80&kategorieid=7&source=1 Dubioses aus OberbayernSamstag, 6. Dezember 2014
Grinsendes Gesicht und seltsame Zeichen sowie "modernes Industriegold" (Pernicka): Die dubiosen Funde vom Kranzberg. Quelle: http://www.uni-frankfurt.de/47314657/40_Bernstorf?
Näheres unter Christian Müller-Straten: Die Funde von Kranzberg: Desaster oder Sensation? In: MUSEUM AKTUELL, H. 215, Oktober 2014, S. 24-28
Copyright für Fälscher?Samstag, 6. Dezember 2014![]() ![]() Soll auch der Fälscher dieses Bronze-Kopfes, angeblich aus augustäischer Zeit (in der Fälschungsausstellung in Halle/Saale), rezent gegossen aus antikem Metall, ein Copyright besitzen? Werkstatt des „Spanischen Meisters“: Bildnis des Kaisers Augustus, Ende 20. Jh. , Bronze, H 33 cm, Schweizer Privatbesitz. Foto (links): Georg Pöhlein, Erlangen. Foto rechts: Adelheid Straten
Kopfstand für das Copyright. Anmerkungen zu drei neueren kunstwissenschaftlichen Publikationen zum Thema Fälschung Seit einiger Zeit gilt das Thema Fälschung auch in der universitären Kunstgeschichte als Erkenntnisobjekt. Nicht zu verwechseln ist dies mit kunstwissenschaftlichen Einzelstudien zu Echtheitsfragen. Beispielhaft für den neuen Forschungsansatz sind hier Prof. Dr. Henry Keazor, Universität Heidelberg, und seine Doktorandin Tina Öcal, Stipendiatin der Gerda Henkel-Stiftung, zu nennen, die vor allem im Zusammenhang mit dem Beltracchi-Skandal mit mehreren Veröffentlichungen zum Thema Fälschung an die Öffentlichkeit traten. Historischen Fälschungsthemen wenden sich Keazor und Öcal ebenfalls zu. Sie gehen davon aus, daß Fälschungen auch Zeitdokumente des fachwissenschaftlichen Forschungsstandes, der jeweiligen Rezeption von Kunst, aber auch der Sammlungsgeschichte sind. Dieser neue Ansatz ist auf jeden Fall zu begrüßen. Tina Öcal: „Imagines ad aemulationem excitant“. Kunst- und sozialtheoretische Überlegungen zu den Fälschungen Wolfgang Beltracchis im Fokus frühneuzeitlicher Überbietungsdynamiken. In: IMAGO, Bd. 2, 2013. Hg. von Manfred Clemenz et al. S. 181-193 978-3-8379-2264-6 Diese 13seitige bildtheoretische Analyse macht interessante Beobachtungen und ist auch lesenswert wegen der erschlossenen Zusammenhänge. Dennoch läßt die Lektüre den Leser erstaunen; denn wo eigentlich illustrierende Abbildungen zu den Argumenten zu erwarten gewesen wären, befinden sich oberhalb der Bildunterschriften lediglich rahmende Platzhalter, die mit Weblinks auf die Abbildungen gefüllt wurden. Auf Nachfrage erklärte die Autorin dazu, daß der Herausgeber/Verlag auf diesem Modell bestanden hätte, da Beltracchi ein Copyright für seine Fälschungen beanspruche. Nun: Beanspruchen kann man ja viel, die geltende Rechtslage sieht jedoch ein Copyright-Recht vor, das den gefälschten Künstler schützt und nicht den Fälscher. Und zudem gibt es das Bildzitatrecht für wissenschaftliche Arbeiten. Auf dieses Bildzitatrecht der Wissenschaft kann weder der gefälschte Künstler noch ein Fälscher Einfluß nehmen.1 Tina Öcal war wohl mit der Lösung dieser 2012 gegründeten Zeitschrift IMAGO2 nicht einverstanden und veröffentlichte auf dem Server der Universität Heidelberg denselben Aufsatz als PDF3 mit eingebauten Bildern. Dies ist vom Copyright-Recht und speziell durch die Ausführungen zum Bildzitat gedeckt und spiegelt die derzeitige etablierte rechtliche Praxis. Im Frühjahr erschien: Henry Keazor; Tina Öcal (Hg.): Der Fall Beltracchi und die Folgen. Interdisziplinäre Fälschungsforschung heute. Berlin; Boston: de Gruyter 2014. 260 S., zahlr. Farbabb. 978-3-11-031589-9 Dieser Sammelband mit acht Beiträgen verschiedener Autoren unter der Ägide Keazors und Öcals wird von Öcal als „Studie“ bezeichnet. Der Reader vereint Autoren unterschiedlichster Fachrichtungen und Auffassungen; etwa die anspruchsvollen englischen Analysen von Jilleen Nadolny und Nicholas Eastaugh (von Art Access & Research, London), oder rechtliche Aspekte (Anton; Klemmer), auch Beobachtungen zum Kunstmarkt von der BVDG-Geschäftsführerin Birgit Maria Sturm. Daß erwartbare Positionen und Autoren in diesem Reader nicht auftauchen, ist nicht so gravierend. Überraschend ist aber der Beitrag von Manfred Clemenz, insofern, als er versucht, Beltracchi gerade in seinen Fälschungen als genialen Künstler zu begründen.4 Der erstaunlich vielseitige Clemenz ist emeritierter Soziologe, Psychotherapeut, Künstler und Kunsthistoriker. Er ist aber auch der Herausgeber der Zeitschrift IMAGO; und so erklärt sich – was bei Öcals zuerst erschienenem Artikel bereits auftauchte – daß in dieser „Studie“ die Behauptung und Unterstellung, Fälscher wie Beltracchi besäßen ein Copyright, explizit weiter getrieben wird. Allerdings ist in diesem Band nicht Clemenz der Herausgeber, sondern Keazor und Öcal. Beide haben nun zu vertreten, daß in diesem, ein Jahr nach dem Öcal-Aufsatz erschienenen Buch, beide auf Fälschungen spezialisierten Autoren aus freien Stücken und ohne Not, sich zur Rechtsauffassung von Clemenz und Beltracchi versteigen, Fälscher wie er besäßen durchaus ein Copyright auf ihre Machwerke. Diese absurde Rechtsauffassung ist allerdings im Band kunstvoll versteckt, sodaß es zunächst kaum auffällt; ein Beispiel: So wird Beltracchis Pechstein-Fälschung „Liegender Akt“ auf S. 230 als Fig. 34 abgebildet, ohne Copyright-Angabe. Diese steht hinten im „Bildnachweis“ auf S. 252, und zwar mit dem ominösen Vermerk „Rathgen Forschungslabor, Berlin © Wolfgang Beltracchi“. Die Bildvorlage stammt demnach vom Berliner Institut, während gleichzeitig so getan wird, als besäße der als Fälscher verurteilte Beltracchi auf sein Fake ein Copyright. Ob das Rathgen Forschungslabor bei der Fotografie und dessen Veröffentlichung das angebliche Copyright des Fälschers beachtet haben wollte, bleibt als Frage im Raum stehen. Weitere Aufschlüsse erhält man dann auf der unpaginierten Impressumseite: „Alle hier dargestellten [sic] Bilder … sind durch den jeweiligen Produzenten urheberrechtlich geschützt … Die HerausgeberInnen und AutorInnen möchten an dieser Stelle dennoch für die freundliche Genehmigung zum Nachdruck von Copyright-Material danken.“ Die beiden Kunsthistoriker gingen demnach davon aus, daß Beltracchi-Fälschungen urheberrechtlich geschützt seien (!). Und sie scheinen bei einem verurteilten Fälscher um Genehmigung zum Abdruck seiner Fälschungen angefragt haben. Nach den bisherigen Erfahrungen dürften Beltracchi und seine Anwälte diesem unterstellten Recht kaum ohne Auflagen entsprochen haben. Die Herausgeber können sich hier nicht mehr hinter einem scheinbar eingeknickten Verlag verstecken. Sie selbst werden nun zum Opfer, weil sie das ihnen zustehende Bildzitatrecht für wissenschaftliche Veröffentlichungen nicht nutzen, sondern sich partikularen Interessen und Rechtsauffassungen beugen und dies mit der eigentlichen Rechtslage verwechseln, um angeblich „auf der sicheren Seite zu sein“.5 Aus dieser Zielsetzung geht jedoch eindeutig hervor, daß die Herausgeber gar kein vorliegendes Copyright Beltracchis bestätigen, sondern eines von sich aus unterstellen. Anzunehmen ist, daß sie hierbei – von wem auch immer – irregeführt oder getäuscht wurden. Es ist also wohl nötig, zur Erläuterung auf das Urheberrecht einzugehen. Nicht Gegenstand dieser Zusammenfassung sind eigenhändige Arbeiten von Beltracchi die er mit seinem Echtnamen signiert hat. Diese unterliegen sicherlich dem Copyright. Hier geht es um eindeutige Fälschungen, die vom Fälscher selbst als Fälschungen bezeichnet werden und die gefälschte Signaturen der gefälschten Künstler aufweisen. Hierbei spielt es zunächst keine Rolle, ob es sich um relativ sklavische Fälschungen (wie im oben erwähnten Fall der Pechstein-Fälschung) oder um Fälschungen „in der Art von“ handelt, die typische Bildmotive und Malweisen eines Dritten ausbeuten. Nicht zur Diskussion steht hier auch die schiefe Rechtsauffassung, die kopierten eigentlichen Künstler besäßen ein Copyright an Fälschungen ihrer Werke. Dieses Recht besitzen sie natürlich nicht, denn sie haben diese Fälschungen ja nicht selbst geschaffen. Fälschungen, die eine gefälschte Signatur aufweisen, sind nach deutschem Recht zugleich Urkundenfälschungen und Verstöße gegen bestehende Copyrights. Betrug kann hinzukommen. Das ©-Zeichen stellt ein Symbol zur Kennzeichnung eines bestehenden (nicht etwa eines lediglich behaupteten!) Schutzes dar. In Deutschland greift die Urhebervermutung des § 10 UrhG bei der Verwendung des © in Verbindung mit dem Namen einer natürlichen Person sowie für alle genannten eine Nutzungsrechtsvermutung.6 Das Copyright ist die Folge des Urheberrechts, das zunächst das subjektive und absolute Recht auf den Schutz geistigen Eigentums in ideeller und materieller Hinsicht bezeichnet. Geschützt sind in Deutschland „Werke der Literatur, Wissenschaft und Kunst“. Das Erfordernis der Originalität gehört zu den Kernelementen des modernen Urheberrechts. Nicht geschützt ist also das wenig originelle Ausbeuten von Bildfindungen oder typischen Bildmotiven eines Künstlers. Schützenswert ist nur, was Ausdruck der innersten Persönlichkeit des Schöpfers ist. Sprache, eine allgemeine Maltechnik oder historische Daten und Geschehnisse können nicht Objekt des Urheberrechts sein. Urheberrechtsverletzungen werden in vielen Rechtsordnungen nicht gesondert geregelt, sondern unterliegen den Regeln des Zivilprozeßrechts, des Deliktsrechts und des Strafrechts. Zivilprozeßrechtlich ist besonders der einstweilige Rechtsschutz von Bedeutung, um durch schnelles Handeln irreparable Schäden abzuwenden. Die Konfiszierung von gefälschten Werken kann sich somit auch, neben anderen Begründungen, auf Urheberrechtsverletzungen berufen. In Deutschland wurde das heute noch gültige deutsche Gesetz über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (Urheberrechtsgesetz – UrhG) am 9.9.1965 verkündet. Es löste insbesondere das Gesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der Literatur und der Tonkunst (LUG) vom 19.6.1901 und weitgehend das Gesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und der Photographie (Kunsturheberrechtsgesetz – KUG, KunstUrhG) vom 9.1.1907 ab. Durch das Recht auf Anerkennung der Urheberschaft (§ 13 UrhG) ergibt sich, daß der Urheber bestimmen kann wie, wann und ob sein Werk mit einer Urheberbezeichnung versehen werden soll. Die Vorschrift wird ergänzt durch § 107 UrhG, wonach ein fälschliches Anbringen einer Urheberbezeichnung durch einen Dritten bestraft wird (mit Geldstrafe oder bis dreijähriger Freiheitsstrafe). Schließlich versetzt § 14 UrhG den Urheber in die Lage, jede Entstellung oder sonstige Beeinträchtigung seines Werkes unterbinden zu lassen.7 Gefälschte Künstler haben auch nach § 14 UrhG die Möglichkeit, eine Entstellung oder eine andere Beeinträchtigung ihres Werkes zu verbieten, die geeignet ist, ihre berechtigten geistigen oder persönlichen Interessen am Werk zu gefährden. Die seit Jahrhunderten übliche Urheberbezeichnung bei Werken der bildenden Kunst sind Monogramm und Signatur. Will der Urheber anonym zu bleiben, wird dies in Deutschland ausdrücklich respektiert. Verzichtet ein Künstler in voller Bescheidenheit auf jegliche Signatur, verzichtet er aber nicht auf sein Urheberrecht. Es wird nämlich zunächst auf den im Werk genannten Herausgeber oder Verleger übertragen. Ist im Werk kein Herausgeber oder Verleger benannt, dürfte jedoch auch der Rechtsanspruch auf Copyright aufgegeben sein, da der Urheber es vorzog, unerkannt zu bleiben. Anonyme Werke dürften nicht mit verwaisten (solche, deren Rechtsinhaber nicht eruiert werden kann) verwechselt werden. Auch mit einem Decknamen oder mit einem Künstlerzeichen (Monogramm) gekennzeichnete Werke sind keine anonymen Werke. Fälscher sind in der Regel unerlaubt handelnde Personen, ihnen steht also auch keine Miturheberschaft nach §8 UrhG zu. Da nur der Urheber eines Werks bestimmen kann, ob das Werk mit einer Urheberbezeichnung zu versehen und welche Bezeichnung zu verwenden ist, entscheidet sich der Fälscher, der mit falschem Namen signiert, freiwillig gegen die Werkkennzeichnung mit eigenem Namen und versucht zusätzlich, das von ihm geschaffene Werk einem Dritten unterzuschieben. Auch wenn der Fälscher hinterher, z.B. in einem Gerichtsverfahren, seine Fälschung zugibt, fehlt dem gefälschten Werk die ehrliche Kennzeichnung des Urhebers zum Zeitpunkt des Betrugs, es entsteht rückwirkend kein Urheberrecht mehr. Geht der Fälscher besonders geschickt vor, ist dies nicht ein Zeichen hoher Künstlerschaft, sondern von erhöhter krimineller Energie. Derartiges wird von Gerichten als strafverschärfend beurteilt, nicht als Zeichen von Genialität, die mit einem Copyright belohnt wird. Fälscher können sich auch nicht, wie etwa Redaktionen oder Lektorate im Rahmen einer vertraglichen Vereinbarung, auf ein „kleines Copyright“ durch Bearbeitung und Umgestaltung berufen (§ 23 UrhG), da hierzu die Einwilligung des eigentlichen Urhebers Voraussetzung ist. Zurecht und in der Regel verwehren sich bildende Künstler oder ihre Rechtsnachfolger aber strikt gegen jede Bearbeitung oder Umgestaltung ihres Werks (Ausnahme: Restaurierung). Ganz entscheidend ist aber der § 107 des UrhG über die unzulässige Anbringung der Urheberbezeichnung. Abs. 2 sagt ganz klar: Wer durch eine falsche Signatur einem Kunstwerk „den Anschein eines Originals gibt oder ein solches auch nur verbreitet, wird bestraft, nämlich mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe..., wenn die Tat nicht in anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist.“ Wichtig ist festzuhalten, daß das Copyright historisch gerade wegen und gegen Fälschungen entstanden ist – ein Problem, mit dem schon Dürer zu kämpfen hatte. Das heutige Urheberrecht, die Basis für das Copyright, stellt also unmißverständlich fest, daß nur originär schaffende Künstler einen Anspruch auf Copyright besitzen. Fälscher sind ihre Widersacher und Rufausbeuter. Sie verdienen eine angemessene Bestrafung, nicht aber eine Belohnung in Form eines eigenen Copyrights, wenn sie besonders hinterhältig und durchtrieben vorgegangen sind. Einen Fälscher durch Copyright zu belohnen, heißt, unser Rechtsystem auf den Kopf zu stellen: Man billigt ja auch nicht einem Mörder ein Honorar auf „geleistete Sterbehilfe“ zu. Daß ausgerechnet auf Kunstfälschung spezialierte Wissenschaftler in einem eigenverantworteten Band die Position von Beltracchi und dessen Anwälten stärken, die ihn als genialen Künstler durchpauken wollen, indem sie – soweit ich sehe: erstmalig in der Rechtsgeschichte8 – ein Copyright für dessen Fälschungen geltend machen und beim Fälscher Genehmigungen einzuholen meinen müssen, könnte künftige Fälschungsforschungen gefährden. Muß wirklich erst ein höchstinstanzliches Gericht das Copyright wieder auf die Füße stellen? Anmerkungen 2 Die noch sehr junge Zeitschrift IMAGO des Psychosozial-Verlags ist nicht zu verwechseln mit der 1912-1937 bestehenden Zeitschrift „Imago“ des Freud‘schen Internationalen Psychoanalytischen Verlags, Wien. 4 Clemenz versuchte, seine Sicht der Dinge auch anderweitig parallel zu publizieren. Dieselben, kaum nachvollziehbaren Argumente äußerte er schon vor dieser „Studie“: Wolfgang Beltracchi. Die Aura der Fälschung. Der Fall Wolfgang Beltracchi: ein Lehrstück über Magie, Geld und Prestige. In: Brandeins Wirtschaftsmagazin, 1/2014, Schwerpunkt Originalität. Sein werbender Hinweis auf den Beltracchi-Film „Die Kunst der Fälschung“ [sic!] bekommt hierdurch ein eigenes Gewicht. http://www.brandeins.de/archiv/2014/originalitaet/die-aura-der-faelschung/ 5 Tina Öcal in einer Mail an den Verfasser vom 10.10.2014 7 http://de.wikipedia.org/wiki/Urheberrecht_(Deutschland) 8 Nachfragen bei der Rechtsabteilung der VG Bildkunst ergaben keinerlei bekannte Rechtsfälle; die VG Bildkunst lehnt ein Copyright für Fälscher eindeutig ab.
Kopiert und erst danach gefälschtSamstag, 6. Dezember 2014Das Gemälde „Die Sünde“ (Inv. Nr. I/1358). Neue Galerie am Universalmuseum Joanneum, Graz Ein aufschlussreicher Beitrag zu einer Franz von Stuck-Fälschung: Paul-Bernhard Eipper (kostenpflichtig unter http://www.museum-aktuell.de/eBook/ma/Museum-Aktuell-2014-10/index.html) Gefälschte Altmeistergemälde der Donau- und CranachschuleSamstag, 6. Dezember 2014In den letzten Jahren sind auffallend viele Altmeistergemälde der Donau- und Cranachschule auf den Markt geworfen worden. Im Zuge der Ermittlungen bittet das LKA München alle Museen, denen von Privaten oder Händlern derartige Werke angeboten wurden, um Information: Wer waren die Anbieter? Um welche Werke handelt es sich? Mit welchen Angaben wurden diese angeboten? Wurde dem Anbieter ein Fälschungsverdacht mitgeteilt? Wurden eigene Untersuchungen zu den Werken durchgeführt? Bayerisches Landeskriminalamt München, Sachgebiet 622 – Kunstfahndung – Sonderermittlungen T. 0049 (0)89/ 1212-4811, Fax 0049 (0)89/ 1212-4782, blka.kunst@polizei.bayern.de
Beltracchi, Han van Meegeren und die Wacker-Familien in Halle/SaaleDienstag, 25. November 2014Maluntensilien von Han van Meegeren; Rijksmuseum, Amsterdam. Foto: Franz Pegt
Eine spannende Ausstellung zu den Fälschern der Wacker-Familie, Han van Meegeren und Wolfgang Fischer, gen. Beltracchi ist derzeit in der Stiftung Moritzburg in Halle zu sehen. Näheres in MUSEUM AKTUELL, Okt. 2014 in einem Beitrag von Lilli Weissweiler, der Kuratorin der Ausstellung. Wir beglückwünschen die Stiftung zu dieser umfangreichen Ausstellung mit vielen Exponaten und aufklärenden Texten. Die Ausstellung läuft noch bis Februar 2014. Zur Ausstellung erschien ein umfangreicher Katalog. Näheres unter: Interessantes Interview mit Ernst Schoeller, LKA StuttgartDonnerstag, 3. April 2014Interessantes ForschungsvorhabenDonnerstag, 3. April 2014The University of Liverpool and the National Gallery (London) invite applications for the fully-funded AHRC Collaborative Doctoral Award PhD studentship Using the recently-acquired archives of the firm of Thos. Agnew & Sons, as well as the institutional archives of the National Gallery, the proposed project will examine the history of provenance research in both commercial and public contexts during a period of time when there was a vigorous debate between connoisseurial and evidential approaches to attribution and authentication. It will examine the methods used for the attribution of paintings sold by Agnews and acquired by the National Gallery in a period when the Gallery shifted towards a more connoisseur-led approach to acquisitions and how the archives supported and documented these methods and decisions. The project is situated at an exciting juncture between the developing fields of art historiography, collection studies and archival science. Candidates with demonstrable interest and experience in any of these areas are particularly encouraged to apply. The successful candidate will profit from the academic and practical resources of both partner institutions, becoming a full participant in the international community of research students at the University of Liverpool while also having the opportunity to gain first-hand professional experience of archive work at the National Gallery in London, including cataloguing, digitization, conservation and exhibitions work. The student will contribute to the Gallerys research strategy and participate in its rich programme of public events, study days and student seminars in order to disseminate research findings to academic and non-academic audiences. For more information and for details of how to apply, please visit http://www.liv.ac.uk/working/jobvacancies/currentvacancies/studentships/phd-agnewnat/ http://www.liv.ac.uk/working/jobvacancies/currentvacancies/studentships/phd-agnewnat/?requirementId=1014&vacPost=Apply+for+this+job
Echte und falsche SchielesSamstag, 18. Januar 2014
"Bei den angeblich von Egon Schiele stammenden Gemälden und Gedichten, die im vergangenen Dezember auf einem Dachboden in der Nähe von Wien gefunden worden sein sollen, handelt es sich nach Ansicht der New Yorker Schiele-Expertin Jane Kallir zum größten Teil um Fälschungen... Kallir sagte gegenüber The Art Newspaper, ihr sei die Mappe 1986 schon einmal gezeigt worden. Drei der darin enthaltenen Werke seien echte, wenig bekannte Schieles. Sie hätten offenbar als Inspiration und Vorlage für die gefälschten übrigen Blätter gedient und sollten diese glaubwürdiger erscheinen lassen. Zwei der drei Aquarelle "Garten mit Baum" und "Segelschiff mit Spiegelungen", beide von 1907, werden nun am 4. Februar bei Bonham's London versteigert." Quelle: Süddeutsche Zeitung v. 18./19.1.2014 Abb.: Auktionskatalog http://www.bonhams.com/auctions/21676/#/MR1_myauctions=ALL&u1=upcoming&MR1_page=2&MR1_length=10&m1=1 Wiederentdeckt: Ein Werk des Meisterfälschers Icilio Federico Joni im JoanneumMontag, 13. Januar 2014Ulrich Becker Im Sommer 1912 machte ein Wiener Aristokrat, Fürst Carlos Clary und Aldringen, dem „Kulturhistorischen und Kunstgewerbemuseum“ am Grazer Joanneum ein buchstäblich glänzendes Geschenk: einen prächtig vergoldeten, wappengeschmückten Bucheinband. Das Zentrum zeigt den Erzengel Michael als Teufelsbesieger in eleganter Pose, die Seelenwaage in Händen. Der unter Inv.-Nr. 14085 inventarisierte Einband ist 1454 datiert und stammt augenscheinlich aus Siena, einer Stadt, die u.a. für ihre aufwändig gestalteten Steuerbücher(!), die „biccherne“, berühmt ist. Um ein solches Exemplar handelte es sich allem Anschein nach. Ein glänzender Zugewinn also. Nicht ganz: Aus einer Notiz geht hervor, dass schon zum Zeitpunkt des Erwerbs klar war, dass etwas nicht stimmte: Das Stück war eine Fälschung. Man darf annehmen, dass der hochherzige Stifter in gutem Glauben gehandelt hatte: Der Fürst war für seine allzu großzügigen Kirchenbauprojekte berühmt – zum großen Ärger seiner Familie! Hier war er wohl ein Opfer seines frommen Geschmacks geworden. Geschenk ist Geschenk, dachte man sich in Graz – und der Rest ist Schweigen. Aber auch Fälschungen können in der Gunst der Forschung steigen, v.a. wenn sie selbst Spitzenleistungen darstellen. Bei dem Grazer Stück ist dies eindeutig der Fall. Nach über 100 Jahren konnte der Täter endlich namhaft gemacht, der jenen Bucheinband fabrizierte und in den Kunsthandel einspeiste: der in Siena ansässige Icilio Federico Joni (ca. 1866-1946). Kein Unbekannter in der Szene und alles andere als ein Dilettant, Schon früh wurde vor seinem Geschick gewarnt. Joni lieferte fast alles, was der auf Renaissance getrimmte Geschmack seiner Zeit verlangte: Bucheinbände, Tafelbilder, bemalte Truhen, die sog. cassoni. Wie sein berühmterer Landsmann, der Dichter und Aktivist Gabriele d’Annunzio, war Joni ein typischer Lebemann der Jahrhundertwende, ein dandy mit allen möglichen Extravaganzen: teure Falken, schöne Frauen, schnelle Autos. Er konnte es sich leisten. Fälscherfürsten sind schließlich auch Fürsten, dachte er sich wohl. Später war er frech genug, in seinen Memoiren (1932) ausführlich zu erläutern, wie man richtig auf alt trimmt: „fare invecchiare“ nannte er das. Überdies gab er freimütig zu, die Originale im Archiv gar nicht erst studiert, sondern sich auf Abbildungen gestützt zu haben. Vor knapp 10 Jahren hat ihm seine Heimatstadt Siena eine ganze Ausstellung ausgerichtet, aber nicht in der questura, der Polizeidirektion, sondern im Complesso museale S. Maria della Scala. Auch die Fälschung ist eine Art von Kultur. Folglich sprach der Ausstellungstitel von der cultura del falso um 1900, einer wahren Blütezeit dieses ebenso anrüchigen wie faszinierenden Gewerbes. Auf Italienisch hört sich ja alles viel schöner an. Wer so genial fälschte, die barbari aus dem Norden so dreist hinters Licht führte, ein Mann von Lebensart und obendrein ein Bürger unserer Stadt war, dem kann man nicht (mehr ganz so) böse sein, dürften sich die senesi gedacht haben. Übrigens kann bei Auktionen der Schätzpreis gut und gerne bei einigen 1000 Euro liegen. Ein echt falsches Bild hat auch seinen Preis. Heute kann man im Internet dem einen oder anderen Opus des Meisters begegnen – und nur so wurde klar, dass auch die Kulturhistorische Sammlung zwar einen falschen Sienesen, dafür aber immerhin einen echten Joni besitzt. Er hat seine Masche immer wieder durchgezogen, auch die mit dem Erzengel. Sein Handwerk hat er beherrscht, bis in die kleinsten Details. Wäre da nicht die betrügerische Absicht, man könnte ihn in aller Unschuld bewundern. Nichts fürchten (redliche) Kunsthändler, Sammler und Kuratoren so sehr wie Fälschungen. Und welches Museum bekennt sich schon offen dazu, auch wenn diese als Geschenk, also ohne Belastung des Budgets, ins Haus gelangt sind? Selbst das Metropolitan Museum in New York ist auf ihn hereingefallen. Aber was die Vergangenheit betrifft, so sind wir heute etwas gelassener und können Jonis Produkte als das betrachten, was sie sind, Kinder ihrer Zeit und damit Teil der (Kultur-)geschichte. Man war damals süchtig auf alles Alte, auf das von der Aura der Vergangenheit Geheiligte. Nicht ohne Grund: Ohne diesen Glauben an die Geschichte wäre heute vieles unrettbar verloren, gäbe es viele Sammlungen und Museen erst gar nicht. Kein Wunder, dass die Nachfrage oft das Angebot überstieg – und als anrüchige Nebenwirkung Fälscher aller Art auf den Plan rief, damals wie heute!
Gefälschter Bucheinband, Vorderseite mit Hl. Michael; Rückseite mit Wappen, angeblich Siena 1454, jetzt Icilio Federico Joni (ca. 1866-1946) zugeschrieben. Kulturhistorische Sammlung, Museum im Palais, Inv.-Nr. 14085. Foto: Dipl.-Rest. Univ. Valentin Delic
Literaturtip: Christian Müller-Straten: Fälschungserkennung, Band 1, mit Beiträgen von Olga Perelygina und David Lowenthal, Reihe Wunderkammer, Band 9 . München 2011, S. 261-265 New Yorks Beltracchi: Ein gewisser Pei-Shen Qian... (Glafira Rosales II)Montag, 26. August 2013Einem Bericht der SZ zufolge soll der Urheber der vielen falschen Werke, die im internationalen Kunstmarkt unter Jackson Pollock, Willem de Kooning, Mark Rothko, Franz Kline oder Robert Motherwell durchgingen, von einem in New York lebenden Chinesen namens Pei-Shen Quian stammen. Er lebte zurückgezogen in einem winzigen Vorortshäuschen im Stadtteil Woodhaven und soll die frische Waren auch schon mal zum Trocknen nach draußen gestellt haben. Die festgenommene Kunsthändlerin Glafira Rosales ist anscheinend bereit, mit dem FBI zu kooperieren. Doch der 73jährige Pei ist untergetaucht, vielleicht auf Heimaturlaub in China, und dürfte nach dem Pressewirbel um seine Person in den letzten Tagen wohl kaum jemals in sein New Yorker Häuschen zurückkehren. Aus den Prozeßunterlagen geht hervor, daß der Dissidentenmaler 1981 in die USA kam und sich bald bei seinen Nachbarn über die Ignoranz des Kunstmarkts beklagte. In China deswegen noch bekannt, erreichte er in den USA keine Berühtheit mehr und schuf die falschen Klassiker möglicherweise aus dem Motiv der Rache heraus. Erst der ebenfalls abgetauchte Galerist José Bergantinos Diaz, Lebensgefährte von Rosales, "entdeckte" ihn Anfang der 90er Jahre, als er auf der Straße Manhattans Pei'sche Originale anbieten mußte, und nahm ihn unter Kontrakt. Pro Fälschung soll er 5400 bis 7000 Dollar verdient haben, bei nur zwei Bildern im Monat kein schlechtes Einkommen. Es steht natürlich in keinem Verhältnis zu den Summen, die Frau Rosales verdiente und an der Steuer vorbei manoevrieren wollte. Aber der Gewinn des Handels liegt ja bekanntlich beim Einkauf. Quelle: Peter Richter: Der Straßenkünstler. In: Süddeutsche Zeitung v. 23.8.2013 Gefälschtes Mollath-Zitat in Sixt-Werbung - gefälschtes Mollath-Fax aus AuswaltskanzleiSamstag, 17. August 2013
Der Rechtsanwalt werde in dem Verfahren jedoch vorerst als Zeuge geführt, denn der Anwalt hatte angegeben, einem Mandanten, der dem Justizopfer Mollath habe helfen wollen, gestattet zu haben, spätabends aus der Kanzlei Leserbriefe zu dem Fall faxen zu dürfen. Dem Anwalt sei erst später klargeworden, daß eine Fälschung über sein Gerät gelaufen sei. Der Jurist habe schon am 20. Juni in einer Schutzschrift bei der Staatsanwaltschaft Wiesbaden seine Sicht der Dinge hinterlegt. Dies sollte mutmaßlich eine Durchsuchung der Kanzlei verhindern. Durchsucht wurde trotzdem, denn auch die Staatsanwaltschaft Bayreuth war schon auf den Fax-Anschluss in Wiesbaden gestoßen.Bei Vernehmungen machte der Rechtsanwalt keine Angaben. Die Ermittlungen gehen weiter. Musée d’art et d’histoire in GenfDienstag, 6. August 2013Freundlicher Hinweis von Dr. Ulrich Becker, Graz: in der Regel finden Fälschungen von vornherein keinen Eingang in repräsentative Museumskataloge und werden stattdessen im „Giftschrank“ des Verborgenen aufgehoben, in der Hoffnung, dass man kein Aufhebens davon mache… Das „Musée d’art et d’histoire“ in Genf ist jedoch bemerkenswerterweise den umgekehrten Weg gegangen und hat sie in den Bestandskatalog aufgenommen, so geschehen bei Frédéric Elsig, La peinture des anciens Pays-Bas au Musée d’art et d’Histoire, La naissance des genres, Genf 2009, S.151 ff. Auf diese Weise werden sie zu kulturgeschichtlichen Zeugnissen besonderer Art. Vielleicht ein interessantes Detail für Ihre diesbezüglichen Beobachtungen? Dr. Ulrich Becker Physiker Schön bleibt ohne DoktortitelDienstag, 6. August 2013Einer Kurznachricht der SZ vom 2.8.2013 ist zu entnehmen, daß in Deutschland der Doktortitel auch aberkannt werden kann, wenn es bei der Doktorarbeit rechtens zuging. Dann nämlich, wenn sich der Promovierte im weiteren Leben "unwürdig" verhält. So jedenfalls hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig im Falle des Physikers Jan Hendrik Schön entschieden, der "vor elf Jahren nach einer Serie gefälschter, in höchstrangigen Fachjournalen veröffentlichter Forschungsbeiträge als Wissenschaftsbetrüger aufflog." Schön hatte aufsehenerregende Erkenntnisse und Laborergebnisse zur Nanophysik und Fragen der Supraleitung manipuliert. Schöns Fall hatte zu erheblichen Erschütterungen im gesamten Wissenschaftssystem geführt. Geschädigt wurde u.a. "Science". Die Max-Planck-Gesellschaft kam noch mit einem blauen Auge davon: Sie war im Begriff, Schön als Direktor zu berufen. Quelle: "PAI": Dr. Unwürdig. Physiker Schön bleibt ohne Titel. In: Süddeutsche Zeitung v. 2.8.2013 Jibaozhai Museum in Hebei province Shut Down as Exhibits Shown to Be ForgeriesMittwoch, 31. Juli 2013Chinese authorities forced the closing of a museum curated by a local Communist Party leader in northern China after determining that almost all of the items in its 50 million-yuan ($8.1 million) collection were fake. The fakes included an item billed as a five-color porcelain vase from the Tang Dynasty, even though this artistic technique wasn’t invented until hundreds of years later, the Shanghai Daily said in a story today. Another item was purportedly signed in simplified Chinese by an emperor said to have lived more than 3,000 years before the writing system was invented... Residents in nearby village of Erpu had long argued that the party boss who oversaw the collection bought fake items with money raised for the museum, the Global Times newspaper reported. The museum was shut after photos of its exhibits appeared online with a story questioning their authenticity, the newspaper said. “Jibaozhai has no qualification to be a museum as its collections are fake and it hasn’t reported to my department for approval,” said an official from the Hebei cultural heritage bureau with the last name Li, according to the Global Times. The official Xinhua News agency reported that the museum was founded with a 50 million-yuan investment. A story on Sina.com included photographs of figurines on display with the caption “fake collections.” Strange reactions Wei Yingjun, the museum's chief consultant said "at least 80" of the 40,000 objects had been confirmed as authentic. "I'm positive that we do have authentic items in the museum. There might be fake items too but we would need [to carry out] identification and verification [to confirm that]," he told the UK's Telegraph. Yingjun said objects that are in doubt have been marked clearly so not to mislead visitors. Deputy curator Shao Baoming was more confident, arguing that "at least half of the exhibits" are legitimate. [No comment on that] Source: Bloomberg News on July 16, 2013 [http://www.businessweek.com/news/2013-07-16/china-museum-shut-down-after-exhibits-revealed-to-be-forgeries]; http://www.news.com.au/travel/news/jibaozhai-museum-closes-amid-claims-of-fake-relics/story-e6frfq80-1226681277632#ixzz2adXFYY8f
Fahrkarten-Fälscherbande im Rhein-Maingebiet ausgehobenMontag, 1. Juli 2013Wie die WELT berichtet, soll eine Bande im Rhein-Main-Gebiet mit gefälschten Fahrkarten der Deutschen Bahn (DB) einen Schaden von mindestens einer Million Euro verursacht haben. Rund 500 Beamte der Bundespolizei durchsuchten am Dienstag im Auftrag der Generalstaatsanwaltschaft etwa 100 Wohnungen und andere Räume. In dem Verfahren geht es um den Verdacht der banden- und gewerbsmäßigen Urkundenfälschung, Hehlerei und Diebstahl. Sechs Menschen wurden festgenommen, sie waren bereits mit Haftbefehl gesucht worden, wie die Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt mitteilte. Insgesamt werden rund 100 Menschen beschuldigt. Die Fälscher sollen seit Mitte 2011 täglich bis zu 100 unechte Bahn-Tickets abgesetzt haben, die meisten waren Monatsfahrkarten. Dafür sollen sie mehr als 20.000 Original-Blanko-Fahrscheine und Original-Fahrscheindrucker benutzt haben. Ein Ex-Mitarbeiter eines DB-Stores im Taunus soll die Fahrscheinrollen gestohlen haben. traveling exhibition, Forged and Fabricated: The Art and Craft of Albert Paley’s Sculpture,Sonntag, 30. Juni 2013The Montgomery Museum of Fine Arts (MMFA) is pleased to announce a new traveling exhibition, Forged and Fabricated: The Art and Craft of Albert Paley’s Sculpture, which will be available beginning January 2015, immediately after its premier at the MMFA. Der Fall Glafira RosalesFreitag, 14. Juni 2013"Ende Mai dieses Jahres wurde die bei New York lebende Kunsthändlerin Glafira Rosales festgenommen; sie soll insgesamt dreiundsechzig gefälschte Gemälde unter anderen von Robert Motherwell, Mark Rothko und Basquiat über zwei Galerien - darunter die ehemals ehrwürdige Knoedler Gallery in New York, die wegen des Falls schließen musste - in den Kunstmarkt und mehr als zwölf Millionen Dollar an der Steuer vorbei auf spanische Konten gebracht haben. Ihr Lebensgefährte stammt aus Spanien und war schon vor Jahrzehnten in Prozesse um Kunstfälschungen verwickelt, die nur eine knappe Autostunde vom Wohnsitz der Beltracchis in Südfrankreich stattfanden. Eine Verbindung zwischen beiden Fällen wurde nicht angenommen, obwohl die amerikanischen Ermittler über den Zufall staunten, dass zeitgleich zwei hochbegabte Fälscher mit der gleichen Methode - man erzählt renommierten Experten eine brillante Geschichte von einem Verwandten, der in aller Heimlichkeit bedeutende Kunstwerke hortete und erschafft so die Legende einer unbekannten Meistersammlung - ihre Fälschungen ins Herz des Markts schleusen und dies auch noch in der selben Region am Mittelmeer planten. Zufälle gibt es." Niklas Maak: Vierhundert falsche Bilder und eine Razzia. In: FAZ vom 14.6.2013 Internationale Kunstfälscherbande ausgehobenFreitag, 14. Juni 2013
Die Polizei signalisierte mit dem großen Aufgebot von mehr als 100 Beamten allein in Deutschland bei mehr als 28 Immobilien, daß sie hart durchzugreifen gedenkt. Bei Durchsuchungen in sechs Bundesländern am 12. und 13.6.2013 wurden mehr als 1.000 gefälschte Gemälde, Verkaufsunterlagen und Die FAZ berichtet: "Hinweise, die die Ermittlungen auslösten, kamen offenbar aus Israel und der Schweiz, es sind laut Aussagen des Bundeskriminalamts renommierte Galerien, Händler und Experten betroffen, Namen werden wegen noch laufender Ermittlungen nicht genannt. Am Rande eines Fototermins in Wiesbaden, bei dem ein vermutlich gefälschter Malewitsch und eine beeindruckende Masse verpackter Kunstwerke präsentiert wurden, teilten Mitarbeiter des Bundeskriminalamts mit, man vermute, die gefälschten Bilder seien in Israel gemalt worden." Abb.: BKA Faked ICOM certificatesDonnerstag, 16. Mai 2013ICOM have been alerted to a scam offering fake certificates for cultural objects. ![]()
In return for a fee, some websites claim to provide certificates of authenticity permitting the unrestricted import and export of African cultural heritage. The certificate supposedly releases the bearer from requiring any other documents such as the title deed, export certificate and license, certificate of expertise, certificate of authenticity, etc. These are fraudulent websites which imitate ICOM institutional website but are not operated by or authorized by ICOM. ICOM does not provide certificates of expertise, origin or authenticity. These certificates must be obtained from the relevant national Government authorities. Many people have already fallen victim to the scam, particularly concerning Cameroon. Please exercise vigilance when taking part in transactions involving cultural heritage property over the Internet. Die Schattenwirtschaft der Kunst: Rückblick auf die Tagung „Fälschung, Plagiat & Kopie“ in Kloster Irsee, März 2013Mittwoch, 1. Mai 2013Der komplette Beitrag steht aber auch als Download zur Verfügung: Lesen Sie hier einen Gastbeitrag von Adelheid Straten: Die Tagung entstand als eine Kooperation der Schwabenakademie Irsee mit artifex und der Universität Trier (Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke, Dr. Birgit Ulrike Münch). Die gut besuchte, öffentliche Wochenendtagung im säkularisierten Kloster in landschaftlicher Prädestination des Allgäu konnte erstmalig Strafverfolgungsbehörden, Wissenschaftler und ein interessiertes Publikum zusammenführen. Der Zweckverband Schwabenakademie Irsee als Einrichtung des Bezirks Schwaben und des Schwäbischen Volksbildungsverbandes besitzt mit seiner weitläufigen, gleichzeitig als Hotel betriebenen Anlage seit 1982 ideale Voraussetzungen, um ein umfangreiches Bildungsprogramm anbieten zu können. Zur wechselvollen Geschichte des Gebäudekomplexes paßte es, daß für die Veranstaltung ein barocker Saal zur Verfügung stand, in dem im 18. Jh. ein Naturalienkabinett, die damals viel bewunderte Vogelsammlung von Pater Eugen Dobler, eingerichtet war. Eine kleine, museal aufbereitete Präsentation zur wechselvollen Geschichte des Hauses befindet sich im Aufenthaltsraum im Erdgeschoß. Den Auftakt machte die separat angebotene abendliche Podiumsdiskussion „Kunstfälschung heute“ im fast aus-gebuchten Saal, bei der René Allonge vom LKA Berlin (Abt. 454: Kunstdelikte) und sein Münchner Kollege, Dieter Sölch vom Bayerischen LKA (Abt. 622: Kunstfahndung) einen Einblick in ihre langwierige wie mühsame Ermittlungsarbeit im Bereich Kunstfälschungen gaben. Wie schillernd ihre Arbeit aus mancher Sicht auch sein mag, ist sie trotz immenser Bedeutung vom Personaleinsatz her (welcher die interne Wertschätzung verdeutlicht) doch eher ein Randphänomen. Allonges und Sölchs desillusionierende Einschätzung öffnete so manchem Zuhörer die Augen. Obgleich das Medieninteresse an diesen Delikten stark sein mag, grenzt es doch fast schon an ein Wunder, wenn tatsächlich wieder ein Fälscherring auffliegt und verurteilt werden kann. Interpol ist seit 1947 mit illegalem Kunsthandel beschäftigt, stößt aufgrund fehlender Exekutivbefugnisse und Ausstattung jedoch oft an Grenzen. In Deutschland sind nur in Berlin, Bayern und Baden Württem-berg spezielle Ermittlungseinheiten wirksam, in den übrigen Bundesländern aber nicht. Insgesamt sind in Deutschland weniger als 15 Kriminalisten gelegentlich auf diesem Gebiet tätig. Der „klassische“ Kunstfahnder, so Allonge, besitzt Charisma, Geradlinigkeit und Eloquenz, hat eine langjährige Berufserfahrung, Interesse an Kunst, ist mehrsprachig und sehr gut vernetzt, vor allem in Zusammenarbeit mit den nationalen und internationalen Kunsthändlern. Problematisch ist, daß diese Qualifikationen an Nachfolger kaum weitergegeben werden können, sondern wohl nur, neben Veranlagung, durch langjährige Praxis erworben werden. Die Dunkelziffer bei Kunstfälschungen dürfte sehr hoch sein und müßte so weit wie möglich öffentlich gemacht werden. Doch kommt es selten zu Anzeigen, vor allem, weil es den Besitzern peinlich ist, einem Fälscher aufgesessen zu sein; oder sie befürchten Wertverlust und Rufschädigung, denn die Opfer sind meistens prominent. Nach mehrfachem Besitzerwechsel käme oft erst heraus, daß eine Fälschung vorliegt. Andererseits gibt es auch einen Kreislauf erkannter Fälschungen. Es ist also wichtig, daß Kunsthistoriker und -händler zusammenar-beiten. Auch ist Deutschland technisch mit privaten und öffentlichen Laboren gut aufgestellt; die Polizei arbeitet zudem bei der Untersuchung von Pigmenten erfolgreich mit den gleichen Apparaturen wie bei Lackunfällen. Bei der Ahndung von Kunstfälschungen ist überall ein Umdenken erforderlich; sie sind immer noch ein verdrängtes kriminelles Phänomen. Ein erster Schritt ist, Fälschungen als solche kenntlich zu machen. Im Fall der Beltracchi-Fälschungen wurden lediglich zwei eingezogen, die anderen gingen an den Besitzer zurück. Prof. Dr. Nils Büttner, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, stellte in seinem Referat „Joe Kapingo“ (pingo, lat. = ich male), den begriffliche Präzision herausfordernden Sonderfall eines fingierten Künstlers vor. In dem Verfahren ging es um Kisten mit insgesamt 26 „modernen“ Gemälden im gleichen Malstil, eines war „Kapingo 54“ signiert. Die Gemälde wurden durch die Einlieferung bei einer Auktion „geadelt“ und anschließend als Werke eines bis dahin unbekannten Genies bei eBay versteigert, mit dem Vermerk „aus dem Nachlaß Hans Spiegl“. Einlieferer war ein Thomas Sack aus Berlin, dort aber nicht beim Einwohnermeldeamt registriert, ebenso war der Künstler bei der Künstlersozial-kasse unbekannt. Allein im „Fall Kapingo“ gab es mehr als 80 Geschädigte. Offiziell ist Sack kein Fälscher, und er bestreitet, der Urheber der „Kapingos“ zu sein. Dieter Sölch vom LKA München stieß als Streetworker bei der Polizei in einer „AG Graffiti“ auf das Thema „künstlerische Betätigung“ und wird seit 1990 im LKA München bei Umweltdelikten, Erpressungen, Sonder-fällen und eben auch Kunstfälschungen eingesetzt; im Bereich Kunst sind Diebstähle die häufigen Delikte, etwa Bronzen, Skulpturen, beispielsweise der spekta-kuläre Raub der Ettaler Madonna vor 25 Jahren. Nach Sölch ist der Kunstmarkt voll von Fälschungen. Ein Fall beschäftigte ihn seit November 2005, als eine falsche Giacometti-Figur in Bayern auftauchte. Nachforschungen ergaben, daß sich in einer 600 m² großen Villa an einem oberbayrischen See diverse Matisse- und Chagall-Fälschungen etc. befanden. Im April 2008 erschien in einer großen Tageszeitung eine Anzeige mit einem verdächtigen Kunstangebot „nur an privat“. Verdeckte Ermittler fanden in einer mittelfränkischen Stadt daraufhin Manets, Gaugins, Dalìs und Picassos mit einem Handelsvolumen von 250 Mio. €. In ähnlicher Manier wurden im Juli 2008 Ermittler, die sich als Interessenten ausgegeben hatten, in einem Hotel fündig. Hier stießen sie auf acht „Kunstwerke“ mit einem Kaufpreis von 2,43 Mio. €. Und die Durchsuchung eines Wohnhauses ergab neun „Kunstwerke“; der Besitzer war absolut uneinsichtig und machte glauben, daß sie authentisch seien; einen Gutachter akzeptierte er nicht. Von Juli bis Februar war er in U-Haft. Beim Gerichtstermin brach er zusammen und seine Tochter bekam einen Schreikrampf; ein Notarzt mußte kommen. Der Haftbefehl wurde aufgehoben und es kam zu einer Spontanheilung. Insgesamt dauerte die Verhandlung 24 Tage. 29 Experten aus dem In- und Ausland wurden herangezogen. Das Urteil lautete auf drei Jahre ohne Bewährung. Drei Anwälte legten Berufung ein. 2011 kam das Landgericht zu dem Urteil „Bewährung“. Die Hälfte der „Kunstwerke“ erhielt der Angeklagte gekennzeichnet zurück, die andere Hälfte bekam die Polizei für Ausbildungszwecke, mit einem „Fake“-Stempel versehen. Im August 2012 tauchte eine der zurückgegebenen Zeichnungen in einem Berliner Auktionshaus wieder auf. Die Kosten dieser sehr aufwendigen Verfahren trägt der Steuerzahler; der durch Fälschungen verursachte Schaden ist also multidimensional, für die Kunst, die Wissenschaft und auch wirtschaftlich gesehen. Als 2012 einer der aufsehenerregendsten Kunstfälscherprozesse in Deutschland mit dem Fall Wolfgang Beltracchi „über die Bühne ging“, schätzte die Staatsanwaltschaft den Gesamtschaden auf 16 Mio. €. Beltracci arbeitet heute übrigens in einem Fotofachgeschäft. Der Fälschungsmarkt ist möglich, weil der Kunstmarkt leergekauft ist bzw. Kunstkäufe aus Spekulationsgründen getätigt werden. Kunst landet häufig im Safe, um anschließend umso höher im Preis zu steigen. Fälscher nutzen diese Engpässe. Sie führen das Kunstverständnis ad absurdum. Beispielsweise wird Gallé-Glas in Rumänien gefälscht und sehe oft besser aus als das Original. Schnäppchenjäger fallen auf so etwas herein. Eine Möglichkeit, dem Fälschen entgegenzuwirken, sind Datenbanken. Hierzu gibt es nur erste bescheidene Ansätze. Im LKA München wird seit 1978 eine interne Datenbank betrieben. Prof. Dr. Raimund Wünsche, der frühere Direktor der Glypthotek und Staatlichen Antikensammlung München, führte in ein archäologisches Zentralthema ein. Die Skulpturen der griechischen Antike sind uns zumeist − in etwa 90 % − als römische Kopien überliefert. Für Archäologen selbstverständlich; für uns heute ist das aber kaum noch erkennbar. Für das Antiquarium der Münchner Residenz wurden im 17. Jh. in Oberitalien schnelle Einkäufe getätigt, auch „Antiken“ nachgefertigt. Im 18. Jh. reisten bevorzugt Engländer nach Italien, deren Geldbeutel größer war als ihr Kopf und somit leichte Beute für Fälscher wie den Bildhauer und Restaurator Cavaceppi (ca. 1715-1799) abgaben. 1812 gelangte ein „hadrianischer“ Männerkopf in die Glyptothek, der bis in die 1980er Jahre ausgestellt war, aber heute im Depot lagert. Bei näherer Betrachtung sind bewußt angesetzte Zerstörungen erkennbar, die das Gesicht älter, „antiker“, erscheinen lassen, um handwerkliche Schwächen zu vertuschen. Canova saß Fälschungen auf, weil diese den Geschmack der damaligen Zeit bedienten; so im Falle eines Reliefs mit Göttern, deren Gewand die Scham bedeckt − in der Antike wäre so etwas aber absolut unmöglich gewesen. Es fällt auf, daß die „archaische Kunst“ Ende des 19. Jh. immer älter ausschaut als die Archaik selbst (vgl. auch das wie Grinsen wirkende Lächeln der Dolcena-Figuren). Der Getty-Kouros wurde naturwissenschaftlich untersucht und für echt befunden; ausgestellt wird er als „echt oder falsch“. Heute haben die Museen aus alldem ihre Konsequenzen gezogen und kaufen nur noch an, wenn die Provenienzangaben schlüssig sind. Längst werden nämlich nicht mehr nur Objekte gefälscht, die hochpreisige Ergebisse erwarten lassen. Gefälscht wird alles Erdenkliche; Münzen, Kleingegenstände, im „attischen Stil“ gemalte Vasen, Dinge, die kaum mehr als 10 € im Handel kosten. Die Schadensdimension ist dabei jedoch nicht geringer. Das eigentliche Tagungsprogramm startete mit dem vor allem archivalisch reizvollen Vortrag von Gero Seelig, Kurator für Gemälde und Plastik am Staatlichen Museum Schwerin: „‚ob ich soll die liegende Venus von Titian machen oder nicht‘: Künstlerische Praktiken im Auftrag des Sammlers“, an dem die Maßstäbe für den Aufbau einer höfischen Sammlung nachvollziehbar wurden. Zentrale Figur als Kunstsammler ist Christian Ludwig Herzog von Schwerin (1683-1756). Die Sammlungen entstanden unter unterschiedlichen Kriterien von 1732 bis zu seinem Tod und lassen sich im Schweriner Archiv, vor allem durch die Korrespon-denz nachweisen. Verluste entstanden durch die französische Besatzung (1807), den Zweiten Weltkrieg, aber auch durch Verkäufe aus den 1920er Jahren an ein Auktionshaus in Berlin. Der Herzog ließ seine Wer-ke gerne kopieren, um sie so auch in seinen anderen Schlössern um sich zu haben. Er war zudem persönlich bekannt mit Malern und Händlern. Aus seiner Korres-pondenz geht hervor, daß es ihm bei seinen Kunstanschaffungen vor allem um Qualität ging. So ließ er Georg Weissmann, einen 1733-40 in Schwerin tätigen Maler, in Dresden Kopien von Gemälden anfertigen, die en vogue waren. Außerdem arbeiteten für ihn Johann Alexander Thiele und Christian Wilhelm Ernst Dietrich (18812-1774), dieser sei „capabel alles zu malen“. Aus dieser Zeit stammen auch die Rembrandt-Imitationen. Die Wandabwicklung der Bildergalerie Schwerin von Johann Wilhelm Groth von 1794 zeigt u.a. die Kopie von Tizians liegender Venus in Dresden, von der Weiss-mann 1741 angefragt hatte, ob er diese malen solle. Der Riß des Raum-Displays zeigt, daß der Herzog für Kopien die gleiche Aufmerksamkeit aufbrachte wie für Originale. Weissmann erhielt pro Kopie zwischen 13 und 15 Reichstaler. Schwerin besitzt die zahlenmäßig größte Sammlung an Werken von Jean Baptiste Oudry; für derartige Werke zahlte der Herzog 45 bis 82 Reichstaler. Der Nachfolger des Herzogs, dessen Sohn, ließ die Sammlung „säubern“; seitdem fehlen Hauptwerke, vor allem Nuditäten. Johann Dietrich Findorff (1722-1772) übermalte etliche nach 1756. Einige wurden noch im 19. Jh. übermalt, so wurden etwa Göttinnen zu Schäferinnen retuschiert. Niederländer waren ursprünglich repräsentativ für die Schweriner Sammlung; es gab zwölf Rembrandts, die verschwunden sind. Zur Sammlung des Herzogs gehörten außerdem auch Kunsthandwerk und ein Naturalien-Kabinett mit Hummer, Narwalzähnen, Gläsern mit Präparaten etc., wie auf der Groth’schen Wandabwicklung zu sehen ist. Die Objekte des Naturalien-Kabinetts wurden 1807 zum Teil nach Frankreich abgegeben. Der Spezialist für venezianische Veduten, Dr. Heiner Krellig, lieferte mit seinem Beitrag „Fälschung, Zitat, Kopie, Imitat und Plagiat in der Kunst der veneziani-schen Vedute des 18. Jahrhunderts“ ein weiteres Beispiel im Umgang mit Kunst und ihrer Verbreitung im 18. Jh. Diverse alte Kopien von Veroneses „Gastmahl im Hause des Levi“ (in Venedig) sind bekannt. Oder das von Schulenburg’sche Feldmarschall-Porträt von Antoine Pesne. Sein Besitzer, der Herzog Johann Matt-hias von der Schulenburg (1661-1747), ließ es mehrfach kopieren, um es zu verschenken, behielt selbst jedoch das Original. Er wollte sich so im kollektiven Gedächtnis seiner Zeit einbringen. Die Reproduktion hatte eine ähnliche Funktion wie heute ein Foto. Veduten waren auch von entwicklungsgeschichtlichem Einfluß, sie vermittelten die Wiedererkennbarkeit der Außenwelt. Venedig hatte im 18. Jh. nicht mehr die große wirtschaftliche Bedeutung, sondern nahm jetzt eine stärker kulturgeschichtliche Entwicklung. Die Stadt lebte vom Mythos, der sich in Tausenden von Ansichten manifestierte, die sich insbesondere in England größter Beliebtheit erfreuten. Venedig ist der wohl immer noch am meisten imaginierte Ort der Welt. Venedig-Veduten waren schon im 18. Jh. international modern; sie sind gleichsam gemaltes Stadtlob. Brilliant bietet sich der vom Wasser umgebene Stadtprospekt ohne die sonst üblichen Stadtmauern dar und liefert die herrlichsten Blauschattierungen zwischen Himmel und Meer. Der Dogenpalst wird zum Symbol der Stadt. Neben Guardi waren noch etwa 20 unbedeutendere Maler tätig, zumeist Hungerleider, die kaum von ihrer Arbeit leben konnten. Hier ist heute größte Aufmerksamkeit bei Zuschreibungen geboten. In den Inventaren des 18. Jh. ist häufig die Rede von „Canaletti“, Gemeint ist damit das Sujet, das Prinzip der Wiederholung, der Vervielfältigung. Dabei wurde in der Regel nach Stichen ge-arbeitet; einige Motive erscheinen spiegelverkehrt, nur im Vordergrund, oder bei den Kostümen wurden Veränderungen angepaßt. Von den insgesamt etwa 800 Canaletti sind lediglich ca. 50 tatsächliche Canaletto-Gemälde. Die Massenproduktion ist nicht signiert. Die am besten dokumentierte Sammlung ihrer Zeit ist die Schulenburg-Sammlung; seit 1776 sind insgesamt 20 Inventare vorhanden. Die Sammlung selbst existiert nicht mehr. Sie soll virtuell rekonstruiert werden, ein Drittel des damaligen Bestandes ist schon erfaßt. Dr. Julia Weber, stellvertretende Referentin für Keramik am Bayerischen Nationalmusem München, zeigte mit ihrem Beitrag „Original − Fälschung − Kopie: Das Verhältnis der Meißener Porzellane zu ihren ostasiatischen Vorbildern und beider Wertschätzung in Europa“, in welcher Weise die Entfaltung des Kunsthandwerks vom Nachahmen abhängig war. August der Starke mit seiner ersten großen Porzellan-Sammlung machte es seiner Manufaktur zur Aufgabe, daß man japanisches nicht von Meißener Porzellan unterscheiden könne. So gelangten sächsische Kopien ohne die typischen Meißen-Marken, sondern mit chinoisen Symbolen u.a. in Paris auf den Markt. Oder die Schwertermarke wurde in Aufglasurblau angebracht und ließ sich leicht mit Diamanten abschleifen. Bevorzugt wurde in Paris der Kakiemon-Stil (Japan, ab 1680), der in Meißen um 1730 umgesetzt wurde, geordert. Aus den Archivalien geht eine gewisse Entwertung hervor, weil zu hochauflagig imitiert wurde. Daß die Meißener Kakiemon-Porzellane für Originale gehalten wurden, bezeugt aber auch ihre Ebenbürtigkeit. Die Originale sind sehr selten; die Nachbildungen waren billiger, dem europäischen Geschmack näher und vom Material her besser, ja, so gut, daß man das feine Porzellan zunächst für eine Art Glas hielt. Diese Porzellane waren ab 1730 perfekt herzustellen. Im französischen Handel nutzte man dies aus und veräußerte Fälschungen. Zwar flog der Schwindel bald auf, doch auch die Kopien verkauften sich gut. Der Handel betrachtete die Ware nicht als Fälschungen; vielmehr säße der Käufer diesen auf. Der Pariser Skandal machte Meißener Porzellan erst richtig bekannt. Prof. Dr. Jürgen Merz, Universität Münster, ließ mit seinem Referat „Kopien nach Zeichnungen von Pietro da Cortona“ erahnen, in welchem Ausmaß Graphiken nicht nur kunsthistorische Kennerschaft abverlangen. Von Cortona sind 483 Originale bekannt, 487 Werke sind Zuschreibungen. Hier waren Schüler am Werk, oder Nachahmer; hinzu kommen neue Reproduktionen nach Graphiken und Zeichnungen. Es gilt, genauestens zwischen Kopie und Imitation zu differenzieren. Entscheidend bei der Bestimmung sei auf jeden Fall die Unschuldsvermutung. Auffällig oft bieten Kopien einen homogenen Gesamteindruck, sind bei nahem besehen jedoch flauer. Eigentümer halten in jedem Fall von ihren Schätzen immer das Beste. Von Michelangelo berichte Vasari, daß er die Originale selbst behalten haben soll und Interessenten Kopien unterjubelte. Prof. Dr. Caecilie Weissert, Kunsthistorisches Institut der Universität Wien, referierte zu „Aktualisierung und Betrug: Kopie und Reproduktion in den Niederlanden des 16. und 17. Jh.“. Im 16. Jh. stellten sich die niederländischen Maler in den Dienst des Werkes, darin lag ihr Motiv zur Kopie. Berühmte Kunstwerke, wie der Genter Altar, wurden mehrfach kopiert; Kopien der „er-sten Generation“, die besonders qualitätvoll ausfielen, waren im Besitz von Herrschern. Diese Art von Kopien waren keine Fälschungen, da sie im Auftrag entstanden. Sie waren sehr teuer, und die Kopisten wurden als große Meister angesehen, die häufig danach trachte-ten, das Vorbild zu übertreffen. Ein guter Kopist konnte sich durchaus Meisterleistungen aneignen, er war „neidwürdig“ (Goltzius). Kopien waren im 16. Jh. hochgeschätzt und unterschieden sich nicht fundamental vom Original. Das Gegensatzpaar „Orginal v. Kopie“ ist in der Kanzleisprache seit dem 15. Jh. belegt. Erst ab 1600 müssen sich die Künstler rechtfertigen und be-tonen, daß ihre Werke Eigenschöpfungen sind. Belegt ist 1616 für Frans Francken II., daß er „keine Kopien“ abgeliefert habe und 1632 für Adriaen Brouwer, daß er das Werk „nur einmal gemacht“ habe. Viele weitere interessante Belege in dieser Art sind bekannt. So auch Daten im Zusammenhang mit dem Prozeß gegen Anthonis van Dyck, in dem die Rede ist vom Original aus „einer“ Hand, von „einem“ Künstler. Bei Werken Barent van Orleys liegt die Betonung auf „fecit“ und nicht „invenit“. Dr. Rachel King, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, trug mit dem Thema „Man macht Bernstein auf diese Weise: Frühneuzeitliche Rezepte für und Reaktionen auf nachgemachten Bernstein“ eine heute kurios anmutende Facette zum Forschungsfeld bei. Im 16. und 17. Jh. war ostpreußischer Bernstein ein bevorzugtes Material im Kunsthandwerk. Da das Material sehr leicht ist, wurde/wird es an der Küste gefischt. Aber nicht alles gelblich Scheinende ist tatsächlich auch Bernstein. Nachbildungen von Bernstein sollen in erster Linie für Dilettanten gedacht gewesen sein. Ostpreußischer Bernstein war in Nordeuropa ein Massenartikel. Gessner nennt für Königsberg 1546 20 Varianten. Giambattista della Porta (1535-1558) beschäftigt sich in seinen „Magiae naturalis sive de miraculis rer-um naturalium“ ebenso damit. In südlichen Ländern war Bernstein verboten und somit relativ unbekannt. Merkwürdig oder sonderbar also, daß es Rezepte zur Herstellung künstlichen Bernsteins gibt. Antoine Mizauld benennt 1555 Quarz, Eiweiß, Safran als Zutaten, die zusammen gekocht werden müßten. Der Schweizer Johann Nepomuk Wecker erwähnt als Ingredienz Mastix. Beide Rezepturen sind eher Grobvorschläge. Existierte die Nachahmung also nur in der Theorie? Auch wäre die Nachahmung von Bernstein sicher nicht preiswert gewesen; die Quellen geben keine eindeutige Auskunft. Stanislaus Axtelmeier stellt in seiner Ho-kus-Pokeria 1703 fest, nachgemachter („contrafäter“) Bernstein sei nicht so gut zu bearbeiten wie echter. Die Illustrationen zeigen Formen, die vorher perforiert sein müssen wie fürs Töpfern. Dargestellt ist auch, wie In-klusen gefälscht werden können, denn Einschlüsse von Insekten, Eidechsen und anderem Getier sind sehr sel-ten; darum der Vorschlag, geschmolzenen Bernstein in zwei Formhälften zu gießen, die anschließend mit-einander verklebt würden. Dies wäre sehr materialin-tensiv, da die Hälfte des Bernsteins dabei verdampfen würde. Anschließend brauchte das Material fünf Tage, um zu härten. Danach ließe sich die Oberfläche mit einem Dekor ziselieren, um die Nahtstellen zu kaschie-ren. Beispiele dieser Fälschungen befänden sich in den Waldenburg‘schen und Wiener Sammlungen. Das Rezept des John Houghton von 1727 nennt 30 g Kirschbaumharz, Gummi arabicum etc. Diese Mixtur kommt dem echten Bernstein schon näher. Im 19. Jh. wurde Bernstein nicht mehr gefischt, sondern mit Wasserkanonen aus der Erde geschwemmt, um daraus Preßbernstein herzustellen. Bernstein, ein einfaches altes Harz, wurde durch die Kunststofferfindung zu einem leicht nachzuahmenden Produkt. Ob solche Materialimitate auch als Fälschungen anzusehen sind, blieb offen. „Die falschen Haare: Original und Kopie bei Giulio Mancini“, der Vortrag von Julia Saviello M.A., Berlin, behandelte beides: „falsche“ Haare, aber auch deren Darstellungsweisen als ein Indiz zur Echtheitsbestimmung. Eine Pisanello zugeschriebene Zeichnung im Louvre, geradezu wie ein Stilleben aufgebaut, läßt zarte Haarsträhnen flattern, die an einem dekorativ über die Mal-fläche gekräuselten Band fixiert sind und von einem zweiseitig gezahnten, beinernen Kamm überschnitten werden. Einerseits ein früher Hinweis für kompliziert aufgebaute italienische Renaissance-Frisuren, zeigt die Darstellung aber auch, welcher Bedeutung die Abbildung von Haaren zukam. Von Mancini gibt es eine Studie zur Echtheitsbestimmung von Kunstwerken; in den „Consideranzioni sulla pittura“ von 1621 heißt es, beim Haar zeigten sich die Fertigkeiten eines Künstlers. Mancini war Sammler und Kunstinteressierter; er sah auf dem römischen Kunstmarkt Gemäldefälschungen, deren Firnis absichtlich verdunkelt war, aber auch ältere, übermalte Tafeln. Luigi Lanzi (1732-1810) spricht 1795/96 in seiner „Storia pittorica della Italia“ von weniger tüchtigen Malern, die „ängstliche Pinselstriche setzen“, während Giovanni Paolo Lomazzo (1538-1600) meint, die Qualität eines Künstlers in erster Linie an den Ohren und Händen able-sen zu können. Vasari bezeichnet eine gute Darstellung von Haaren als ein Virtuosenstück; in seinen Vite, 1568, findet er in einem Fall, es sei mehr Stilisierung nötig. Antonio Correggio sei es mit seinem Leda-Gemälde (Berlin), um 1532, zuerst gelungen, Haare in Vasaris Sinn darzustellen. Leider ist das heute aufgrund einer Restaurierung nicht mehr nachvollziehbar. Dürers „Selbstporträt im Pelzrock“ zeigt deutlich, welches Können er im Umgang mit Haupthaar und Pelz besaß. Interessant ist auch in diesem Zusammenhang mit der Bedeutung von Haar, daß in der Wiener Akademie eine Locke Dürers von 1528 verwahrt wird. Dürer sei es darum gegangen, die „Pinselspur“ zu überwinden. Joachim Camerarius rät in seinem Vorwort zu „De symmetria...“ 1532, die einzelnen Haare spärlich, in einem Abstand zueinander zu malen. Bei Plinius heißt es in seiner „Naturkunde“, Apelles (4. Jh. v. Chr.) habe Haare gespalten, um Linien so fein wie möglich malen zu können. Bei Filippo Baldinucci ist 1681 im Zusammenhang mit talentiertem Malen die Rede von „Franchezza“, Kühnheit. Von Monets 1860 entstandenem Gemälde, „Der Garten des Künstlers“, wird gesagt, er habe es mit seinen eigenen Haaren gemalt. Dürer soll mit Pinseln aus Eichhörnchenhaar gemalt haben, während Cranach Pinsel mit zwei Enden benutzte. Heute geht man davon aus, daß mit einem feinen Borstenpinsel Haare feiner zu malen sind als mit einem feinen Haarpinsel. An den „Fälschungen der Werke Hieronymus Boschs“ demonstrierte Prof. Dr. Nils Büttner sehr anschaulich, wie die Übung den Meister macht, aber auch den Kopisten. So kopierten die Schüler von Bosch ihren Lehrer und signierten mit seinem Namen, um ihren Meister zu verehren. Archivalische Erwähnung findet Hieronymus Bosch (um 1450-1560) zuerst 1510; er wird als „Jheronimus“ bezeichnet, wobei „Bosch“ lediglich auf seine Herkunft aus s’Hertogenbosch verweist. Dem „Teufelsmaler“ wurde schon früh sehr große Aufmerksamkeit geschenkt und seine Bilder erzielten enorme Preise. Für sein Triptychon (in Madrid) erhielt er 340 Gulden. Zum Vergleich: 75 Gulden waren das Jahresgehalt eines Handwerksmeisters; 340 Gulden kostete auch eine Kogge. Solche Summen machten natürlich Fälscher hellhörig, sodaß heute lediglich 20 Zeichnungen als eigenhändig gelten. Für „Bosch“ sind Pseudosignaturen und eine Mustersammlung von Signaturen vorhanden. Stilistische Unterschiede zeigen sich darin, daß Bosch erfindet, während die Kopisten unmotiviert summieren. Die Versuchung des Antonius im Rijksmuseum, 1927 im Friedländer-Katalog, galt lange als Kopie. Die Signatur imitiert so getreulich, als wäre das Bild nur dafür gemalt worden; einiges spricht für Antwerpen, spätes 16. Jh., und es wurde künstlich gealtert. In einem anderen Zusammenhang heißt es in den Archivalien, daß Gemälde in den Kamin gehängt wurden, um sie gezielt älter erscheinen zu lassen. Am 3. Oktober 1575 wendet sich die Lukas-Gilde offiziell gegen Fälscher, denn Fälschen sei Betrug. Ein notarielles Protokoll vom 2. November 1574 listet ein Besitzinventar nach Gattungen auf, darunter auch eine Tischplatte mit den „fijf“ (!) Totsünden. Die in fünf Kreissegmenten ausgeführten Darstellungen wirken in ihren Details wie schabloniert. Eine reflektographische Untersuchung wurde deswegen vorgenommen. Seit den 1980er Jahren beschäftigt sich die Kunstgeschichte vor allem in stilistischer Hinsicht eingehend mit Bosch. Nils Büttner führte eine Fülle archivalischer Details an, die den Maler Bosch und seinen Umkreis in ein neues Blickfeld rücken und das Thema Kunstfälschung als kunsthistorisches Forschungsgebiet absolut dringlich erscheinen lassen. Der Jurist und Kunsthistoriker Dr. Dr. Grischka Petri, Bonn, benannte in seinem Beitrag „Dürer, Raimondi und das venezianische Patent- und Privilegienwesen um 1500“ zahlreiche Quellen an der Schnittstelle kunsthistorisch-juristischer Bedeutung. Vasari erwähnt in der 2. Auflage seiner Viten Marcantonio Raimondi (~1475-~1554), der dafür bekannt ist, daß er etliche Blätter von Albrecht Dürer (1471-1528) kopierte, vor allem auch, in dem er sie in die Kupferstichtechnik übertrug. Daß Dürer in Venedig von Raimondi kopiert wurde, sei gleichzusetzen mit einem Ritterschlag. Denn Raimondi erreichte mit seiner Technik Auflagen von 6000 Stück, während Dürer-Blätter ab 100 Stück „matschig“ wirken. Nachahmer machten posthum aus derartigen Kopien „AD“-signierte „Jointventures“ zwischen Dürer und Raimondi. Petri war mit seinen Definitionen im Einklang mit der Fachliteratur: der Fälscher gibt seine eigene Arbeit als die eines Fremden aus, der Plagiator hingegen etwas Fremdes als sein eigenes Produkt. Kaufrechtlich gesehen ging er allerdings beim Fälschungsbetroffenen von einem „subjektiven Fehler“ aus. Wenn sich Käufer und Verkäufer bei Vermutungen über Alter und Autorenschaft einig seien, erfülle dies nicht den rechtlichen Tatbestand eines Betrugs. Um Vertragsrecht handelt es sich beispielsweise, wenn Dürer sich ausdrücklich Raubkopien verbittet, wie dies aus dem Kolophon einer Mariendarstellung in der Buchausgabe von 1511 im Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig hervorgeht. Für 1469 existiert außerdem ein venezianisches Druckprivileg für Johannes von Speyer. Für Ugo da Carpi (1480-1520/30) ist das Privileg für farbige Holzschnitte eingetragen. Ksenija Tschetschik M.A., Wien, schloß mit ihrem Vortrag „Monogramme Albrecht Dürers auf den Zeichnungen des Nürnberger Künstlers Hans Hoffmann: Fälschung oder Täuschung?“ thematisch an ihre Magisterarbeit an. Das Berliner Pergamentblatt apostrophiert mit ‚AD, und ‚1528, signiert, 342 x 256 mm, müßte aus dem Todesjahr Dürers stammen; es erinnert entfernt, aber geradezu aufdringlich an den Albertina-Hasen von 1526/27, 250 x 225 mm. Tatsächlich stammt der Berliner Hase von Hans Hoffmann und wurde (ein bißchen zahlnenverdreht) 1582 angefertigt. Hoffmann ist um 1540-1584 in Nürnberg nachweisbar, galt als fleißiger Maler und Kopist. Ende des 19. bis Anfang des 20. Jh. sah die Forschung einen Fälscher in ihm. Er schuf sowohl sklavisch genau oder in freier Abwandlung Werke im Dürer-Stil, wie den Hirschkäfer, die Blauracke und eben den Hasen, den Löwen und die Löwin. Hoffmann signierte aber anders; die Löwin ist mit „.H. 1577“, ähnlich apostrophiert signiert. Ab 1583 war er am Hofe Kaiser Rudolf II. in Prag beschäftigt, an dem Vortäuschungen sehr beliebt waren; davor kopierte er in der Imhofschen Kunstkammer. Die Blauracke kopierte er zwei Mal, einmal mit „H“ und einmal mit „AD“ versehen. Dürers Eichhörnchen wirken bei Hoffmann irgendwie unmotiviert zusammengesetzt, wie „patchwok“, ebenso dubios ist deren Datierung. Seine „AD“-Signatur ist der originalen sehr unähnlich, das A wirkt eher wie ein Initial, wie vom Anfang einer Zeile. Hoffmann praphrasiert und ist leicht von Dürer zu unterscheiden. Seinen „Hype“ hatte er um 1600, zur „Dürer-Renaissance“. Alle wollten Dürer, aber es gab keinen mehr; hierin vermutete Hoffmann seine große Chance. Tschetschiks Ausführungen zeigen deutlich, worin die große Qualität Dürers gerade auch im Verhältnis zu diesem Fälscher und Kopisten besteht. Den Abschluß der Vortragsreihe bildete Tina Öçal M.A. mit „Le Faux vivant: Zur Ambiguität und bildaktiven Phänomenologie der Kunstfälschung“ mit ihren eher auf der Metaebene angesiedelten bildtheoretischen Ausführungen. Es gebe eine Art Kult um das Original versus dessen Reproduzierbarkeit, dem sie den Begriff der Virtualität hinzufügt. Das Verständnis Albertis vom Bild als dem Gegenstand der Natur läßt sich durch die Lebendigkeit von Artefakten ergänzen. Sie bieten ein Wechselspiel von Anblick und Blick; beispielsweise die „sprechende Statue“ von Pasquino, Rom, deren Sockel immer im April neu mit Zetteln beklebt wird und so in einen anderen Kontext rückt. Dabei entsteht ein externes Bild sowie ein internes in uns. Das Bild wird verlebendigt, ist historisch und zugleich gegenwärtig und zeitigt darin Dialektik. So ähnlich spielen Fälschungen mit dieser wandlungsfähigen Eigenschaft, mit der Selbstverortung des Betrachters. Gleichzeitig wird gerade damit das Original abgewertet. Sein Lustgewinn erlischt irreversibel. Das Sehen als Erkenntnisgewinn, die Freude am Farbensehen wird beeinträchtigt, das innere Bild wird manipuliert. Fälschungen sind authentisch und falsch zugleich; sie dokumentieren die Historie und die eigene Rezeption als „Zeitgeschmack“. Aber so entsteht ein vor allem wissenschaftlichen Schaden anrichtender Spannungszustand. Die Antwort liegt in systematischem Vorgehen, nämlich einem zentralen Fälschungsarchiv zum Zweck der Forschung und Lehre. Die Kunstwissenschaften bedürfen dringend eines Blickwechsels. Die Betonung ist auf die Kunst der Wissenschaften zu richten und nicht umgekehrt, sonst wird noch eines Tages das „Lob der Fälschung“ hörbar. Es ist wichtig, sich mit den Personen der Fälscher auseinanderzusetzen (Tina Öçal, Henning Klüser und René Allonge bereiten einen Band über Beltracchi vor), um die Mechanismen aufzudecken und Strukturen aus allen Gattungen und Epochen herauszufiltern. Wer sich näher mit den Tagungsbeiträgen des Kunsthistorischen Forums Irsee beschäftigen möchte, wird den im Frühjahr 2014 vorliegenden Tagungsband der Schwabenakademie Irsee (http://www.schwabenakademie.de bzw. buero@schwabenakademie.de) zur Hand nehmen können. Den Veranstaltern ist auf jeden Fall zu gratulieren, daß es mit dieser Tagung gelang, zum Fälschungsthema einige Wissenschaftler ins Boot zu holen. Wünschenswert wäre es übrigens auch, eine Chronologie zum Fälschungsbegriff, zu Fälschern sowie zu bekannten Kopisten ins Netz zu stellen. Eine weitere spannende Tagung der Schwabenakademie Irsee gemeinsam mit dem Geschichtswissenschaft-lichen Institut der Londoner Universität und mit Unterstützung der Gesellschaft für Renaissance-Studien steht schon bald ins Haus, nämlich: „History of Collecting − Sammlungsgeschichte. Collecting Nature“, vom 24. bis 26. Mai mit anschließender Zweitages-Exkursion. Sie handelt von Kunst- und Wunderkammern in europäischer Perspektive. Näheres unter http://www.museum-aktuell.de
„Fälschung, Plagiat, Kopie in Mittelalter und Früher Neuzeit“ in Bad IrseeDonnerstag, 7. Februar 2013Die Frühjahrsakademie der Schwabenakademie in Bad Irsee bietet vom 15. bis 17. März 2013 und das Thema „Fälschung, Plagiat und Kopie: Künstlerische Praktiken in Mittelalter und Früher Neuzeit“ mit hochkarätigen Referenten an. Das Fälschen von Kunstwerken des 19. und 20. Jahrhunderts ist ein Thema, dem sich die kunsthistorische Forschung, aber auch das Feuilleton, die Kriminalistik, die Rechtswissenschaft und nicht zuletzt die Sammler selbst seit Jahren intensiv widmen. Von Kunstfälschern, die teilweise in groß angelegten Netzwerken agieren und in vielbeachteten Gerichtsverfahren verurteilt werden, geht eine ungewöhnliche Faszination aus, wie jüngst etwa der Fall Beltracchi gezeigt hat. Im Gegensatz hierzu ist das Thema Kunstfälschung der Vormoderne weitgehend unerschlossen. Schon den Begriffen „Fälschung“ und „Kopie“ mangelt es bis um 1800 an definitorischer Schärfe. Sie lassen sich demnach nur sehr bedingt mit dem zeitgenössischen Terminus übersetzen. Kunstwerke wurden in der Vormoderne aus den unterschiedlichsten Gründen gefälscht und kopiert. Keineswegs mußte zwangsläufig die Schädigung von Kollegen am Kunstmarkt bezweckt gewesen sein. Wer das vorbildhafte Werk eines bekannten Malers kopierte, konnte dies mit der Absicht tun, dem Meister Reverenz zu erweisen. Ganz anders verhielt es sich mit der Kopie von Werken, die einem bekannten Meister, etwa Hieronymus Bosch, zugeschrieben wurden, um daraus Profit zu schlagen. Darüber hinaus führte die Erfindung der Druckgraphik zu vielfältig belegten Urheberstreitigkeiten, so etwa im Rechtsstreit „Dürer gegen Raimondi“. Auch die Imitation einer Signatur zur Demonstration von Gruppenzugehörigkeit, Aneignung oder Vermarktung eines spezifischen Images (Cranach-Werkstatt) gehört in dieses Feld. Als Auftakt der I. Frühjahrsakademie im Jahr 2013 wird in einer öffentlichen Abendveranstaltung die heutige Situation der Kunstfälschung analysiert und diskutiert. http://www.schwabenakademie.de/ Der Euro wird immer mehr gefälschtDienstag, 15. Januar 2013Die Europäische Zentralbank beginnt ganz klein, mit den 5€-Scheinen: Sie werden ab diesem Jahr ersetzt, weil immer mehr Fälschungen kassiert werden. 2012 zog allein die Bundesbank 41.500 gefälschte Euro-Banknoten ein, 2500 mehr als noch 2011. Die neuen Noten sind durch noch mehr add-ons noch "fälschungssicherer" als bisher. Lempertz-Prozeß endet mit denkwürdigem VergleichSamstag, 15. Dezember 2012Wie die Kölner Regionalpresse meldet, endete der Lempertz-Prozeß vor dem OLG Köln mit einem Vergleich. Zur Vorgeschichte: Die maltesische Firma Trasteco hatte 2006 beim Kunsthaus Lempertz einen gefälschten Campendonck ("Rotes Bild mit Pferden") von Wolfgang Beltracchi ersteigert. Es entspann sich ein zweijähriger Schadensersatzprozeß von Trasteco gegen das Auktionshaus, in dessen Verlauf zunächst Lempertz im September 2012 verurteilt wurde, zusätzlich zu den freiwillig gezahlten 800 TEUR auch noch 2 Mio. € Schadensersatz zu zahlen. Lempertz legte daraufhin Berufung ein. Henrik Hanstein weist mit dem Finger allerdings in eine ganz andere Richtung: "Wir wissen jetzt von 12 gefälschten Campendoncks, die alle von Andrea Firmenich als echt begutachtet wurden." Deutscher Richter gehen erneut schärfer gegen Fälschungen vor: Immendorf-Fälschung soll vernichtet werdenDonnerstag, 18. Oktober 2012Wie die WELT berichtet, hat nach einem jahrelangen Rechtsstreit das Landgericht Düsseldorf ein angebliches Werk des 2007 gestorbenen Malers Jörg Immendorff als Fälschung eingestuft. In unserem Buch “Fälschungserkennung" (2011) hatten wir bereits auf dieses Bild hingewiesen. "Im Ergebnis muss das Bild vernichtet werden", sagte Gerichtssprecher Andreas Vitek am Mittwoch. Das Urteil sei aber noch nicht rechtskräftig. Geklagt hatte Immendorff-Witwe Oda Jaune. Sie hatte das 1,20 mal ein Meter große Bild im Katalog der Düsseldorfer Repräsentanz eines Wiener Auktionshauses entdeckt und die Vernichtung verlangt. Österreichischer Testamentsfälscherring verurteiltDienstag, 31. Juli 2012Nach 21 Verhandlungstagen und vier Schuldsprüchen im aufsehenerregenden Prozess um Testamentsfälschungen beim Vorarlberger Bezirksgericht (BG) Dornbirn sind heute, Dienstag, am Salzburger Landesgericht die restlichen sechs Urteile gesprochen worden. Der geständige Hauptbeschuldigte Jürgen H. (48), suspendierter Geschäftsstellenleiter des BG Dornbirn, erhielt sieben Jahre Haft unbedingt. Tiroler Tageszeitung, Onlineausgabe vom Di, 31.07.2012 "Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2012 Besprechung: Koldehoff / Timm: Falsche Bilder - Echtes GeldDonnerstag, 14. Juni 2012
Stefan Koldehoff / Tobias Timm: Falsche Bilder - Echtes Geld. Der Fälschungscoup des Jahrhunderts - und wer alles daran verdiente. Berlin: Galiani 2012, 304 S., ISBN 978-3-86971-057-0 , EUR 19,99 Tina Öcal (Zuerst online erschienen in "Sehepunkte") Anmerkungen: Vaterlosigkeit als Fälschersyndrom entdeckt?Samstag, 19. Mai 2012
Bei Zeitz (2) und Münsterberger fehlt jedoch die Distanz zu den Quellen, die vermutlich erst nach der Entlarvung der Fälscher im Zuge einer Verteidigungsstrategie entstanden. Es ist zwar nicht auszuschließen, daß es tatsächlich ein Fälschersyndrom gibt (uns fiel z.B. auf, daß Fälschen im Gegensatz zum Pretending Männersache zu sein scheint), aber leider sind Fälschererinnerungen und -Memoiren oft reine Verlängerungen der selbstgewählten Fiktionen. Aber auf die sind schon andere hereingefallen - siehe “Elmyr de Hory”. Anmerkungen: (1) Ausg. 2/12, S. 47 (2) siehe auch: Lisa Zeitz: Werner Muensterberger: 1913-2011. In: Art in America 03/15/11. Falsche Rothkos, Motherwells und Pollocks?Samstag, 19. Mai 2012Lisa Bingenheimer machte kürzlich in einem Artikel in der FAZ (“Skandal! Was für ein Skandal?”, FAZ v. 21.4.2012, S. 35, frdl. Hinweis von Ernst Haiger, Berlin) auf ungeklärte Fälschungsfälle in den USA aufmerksam. Hier soll es falsche Rothkos, Motherwells und Pollocks auf dem Markt und in ominösen Sammlungen geben. Eine Vermittlungsrolle hätte in dem Fall eines unter Verdacht stehenden Werks, das mit Pollock” signiert ist, die mexkanischen Kunsthändler Glafira R. und José Carlos B. gespielt. Dabei kam zutage, daß die “dedalus Foundation”, die weltweit für Echtheitsbestätigungen Robert Motherwells zuständig ist, die Glafira R.-Werke als Fälschungen bewertete (FAZ v. 23.7.2011). Der von Glafira R. als Sammlerquelle angegebene John Gerzso hat seine Beteiligung allerdings bestritten. Das FBI hat seine Ermittlungen zu rund einem Dutzend strittiger Werke noch nicht abgeschlossen. Klagen von Pierre Lagrange und De Sole laufen derzeit auch gegen die alteingesessene New Yorker Galerie Knoedler. Was in Deutschland günstig aussieht, muß nicht automatisch eine Fälschung seinMittwoch, 28. März 2012Wie das ZDF v. 28.3.2012 berichtet, hatte ein Bieter bei eBay ein Handy der Luxusmarke "Vertu" entdeckt, das mit einem Startpreis von 1 € angeboten wurde. Der Neupreis im Laden liegt immerhin bei 24.000 €, was bei Vertu-Handys der Fa. Nokia fast noch die untere Mittelklasse darstellt. Der Mann bot mit, ersteigerte das “Luxushandy” für 782 €. Als das Paket mit dem Handy eintraf, meinte der Käufer plötzlich, eine Fälschung erworben zu haben und forderte prompt mehr als 23.000 € Schadenersatz. Den wollte der Verkäufer aber nicht zahlen. Der Käufer ging vor Gericht und klagte sich durch die Instanzen. Alle Richter gaben ihm deswegen Unrecht, weil angenommen werden muß, daß der klagende Ersteigerer im Moment des Kaufes sehr wohl wußte, daß es sich bei einem derart niedrigen Startpreis nicht um ein funktionierendes Original handeln könne. Der Bundesgerichtshof (BGH, Aktenzeichen VIII ZR 244/10) hob die vorinstanzlichen Urteile jedoch sämtlich wieder auf und verwies die Sache zurück: Ein niedriger Startpreis allein sei bei einer Auktion kein Indiz für eine Fälschung. Damit entzog sich selbstverständlich der BGH der eigentlichen Frage, ob das Handy überhaupt eine Fälschung sei; beurteilt wurde lediglich die Stichhaltigkeit der Klage-Argumentation. Das OLG muß nun prüfen, ob aus der Auktionsbeschreibung zu schließen war, daß es sich um ein Originalprodukt handelte. Für eBay entsteht daraus eine brisante Zwickmühle: War aus der Auktionsbeschreibung erkennbar, daß es sich um eine Fälschung handelte, muß sich eBay mit allen Konsequenzen nachsagen lassen, daß es erkannte Fälschungen versteigert; war dies nicht erkennbar, ist eBay von einem Original ausgegangen, das es seltsamerweise – obgleich 24.0000 € wert – mit lediglich 1 € Aufrufpreis angeboten hat. Ob das noch der eBay-Klientel vermittelbar ist? Noch brisanter wird der Fall, wenn abschließend durch unabhängige Dritte über die Frage entschieden ist, ob es sich um ein Original oder eine Fälschung, eine hochraffinierte oder doch eher primitive Fälschung handelt. Rechtliche und ethische Museumsverpflichtungen: die derzeitige Diskussion über Fälschungen bei MUSEUM-LMittwoch, 29. Februar 2012Die derzeitige Diskussion in der US-amerikanischen Museums-eMailliste MUSEUM-L , die von Carrie Snow ausgelöst und von David Harvey, Norman Paul Stromdahl, Marc A Williams und Karl Cass geführt wird, dreht sich um die ethische und juristische Verantwortung von Museumspersonal im Falle angebotener Fälschungen. Damit ist jedoch nur eine Situation benannt, die tagtäglich auftreten kann: Denn man kann durch die ständige Screeningtätigkeit auch auf Fälschungen stoßen, die schon seit einiger Zeit im Museumsbestand sind. Reicht es also, diese Objekte zu Lernzwecken in eine Art Asservatenkammer zu sperren, oder gibt es in den unterschiedlichen Rechtssystemen nicht auch juristische Verpflichtungen, nach denen Strafverfolgungsbehörden einzuschalten wären? Möglicherweise auch noch weitergehende ethische Verpflichtungen? Was ist z.B. mit weit verbreiteten Museumspublikationen, die das Objekt möglicherweise schon seit Jahren als echt ausweisen? Wären hier nicht, ähnlich der Industrie, "Rückrufe" zu veröffentlichen? Die katastrophale Unsicherheit, mit der in den USA dieses Thema diskutiert wird, entspricht auch der Lage bei uns. Die antwortenden Personen rieten der Sammlungskuratorin des Church History Museums, der anscheinend Fälschungen angeboten worden waren, dazu, derartige Objekte kommentarlos zurückzuweisen, um einen späteren Prozeß gegen sich selbst zu vermeiden. Beinahe zynisch muten Hinweise an, jeder zukünftige Erwerber dieser Fälschungen sei ja schließlich für sich selbst verantwortlich. Dabei übersahen diese Museumsangehörigen mitsamt, daß durch dieses "clevere" Verhalten nicht nur eine Strafverfolgung behindert oder sogar verhindert wird, sondern daß hierbei Museen das Fälschungsverbreitungsrisiko nicht nur bei Privatsammlern und dem Kunsthandel, sondern auch bei öffentlichen Einrichtungen und Privatmuseen künstlich aufrecht erhalten. Das Herstellung und berufsmäßige Handeln von Fälschungen steht auch in den USA unter Strafe. Erfolgt gezielt kein Hinweis an die Strafverfolgungsbehörden, verhindert somit das "clevere" Verhalten von Museen die Strafverfolgung, Konfiszierung der Ware und möglichweise sogar die Trockenlegung der Quelle. Während noch vor Jahrzehnten, etwa im Fall der "de Hory"-Fälschungen, Museen aktiv an der Strafverfolgung von Fälschungen beteiligt waren, versetzen diese Ratschläge Museen in die Rolle von Mordzeugen, die nichts gesehen haben wollen. Damit entspricht dieser Ratschlag zu derart "cleverem" Verhalten weder den bürgerlichen Pflichten noch der ICOM-Ethik der Verhinderung von "illicit trading" - denn auch der ermöglichte Verkauf von erkannten Fälschung bedeutet gesetzwidrigen Handel. Damit setzen sich Museen, die derart "clever" handeln, aber selbst einer Strafverfolgung aus, wenn ihnen nachgewiesen werden kann, daß sie gezielt und möglicherweise über Jahrzehnte hinweg die Strafverfolgungsbehörden nicht unterstützt haben. Wie ist in einer derartigen Situation in Deutschland zu verfahren? Zum einen reagieren die auf Fälschungen spezialisierten Landeskriminalämter in Berlin, München und Stuttgart durchaus auf dezente Hinweise aus Museumskreisen, zum anderen gäbe es die vertragliche Möglichkeit, mit dem Anbieter Aufnahme in Museumsbestände nur dann zu vereinbaren, wenn auch naturwissenschaftliche Untersuchungen museal ausgesuchter Institute keine Anzeichen für eine Fälschung erbracht haben. Deren schriftlichen Interpretationen verschiedenster Analysen sind viel weniger angreifbar als "Erfahrungsaussagen" von Kulturwissenschaftlern. Kommt ein anerkanntes, vom Museum ausgesuchtes Untersuchungslabor zum Ergebnis, das es sich bei einem Objekt um eine Fälschung handelt, sollten dies Museen auch an die LKAs weiterreichen; denn die Erfahrung lehrt, wo eine Fälschung ist, gibt es meist mehr davon. Die Landeskriminalämter können dann durch eigene Recherchen feststellen, ob ein Einzelfall vorliegt, eine Werkstätte auszumachen ist, wer die Fälscher sind bzw. ob sich auch ein Verkäufer dadurch strafbar gemacht hat, daß er trotz Vorliegens eines Fälschungsbeweises die Ware nachfolgend als echt ausgegeben hat. Beltracchi und kein Ende: UPDATE 3: Die GelddruckmaschineSonntag, 19. Februar 2012Einem Beitrag im Stern zufolge hat der Kunsthistoriker Werner Spies mehr Werke Fälschungen Beltracchis in Augenschein genommen als bislang bekannt. Angeblich habe er bei einer Mappe unsignierter Papierarbeiten, die angeblich von Max Ernst stammen sollten, "schon Zweifel an der Authentizität einiger [!] Arbeiten" gehabt. Spies hatte zuvor in seiner Eigenschaft als Ernst-Experte ganze sieben Fälschungen Beltracchis für echt befunden und dafür entsprechend hohe Provisionen erhalten. Schriftliche Verträge habe es nicht gegeben: "Sie haben mir das einfach gezahlt." Quelle: Süddeutsche Zeitung v. 17.2.2012 Heinrich Schlief - Legenden und WirklichkeitMontag, 6. Februar 2012
Auslöser für die aufwendigen Recherchen zu Schlief waren die bis zu ihrer vorzeitigen Abhängung gezeigten, offenbar um Jahrzehnte zurückdatierten Schlief-Arbeiten in der Ausstellung "Der Westfälische Expressionismus" 2010/2011 in der Kunsthalle Bielefeld. Der Autor weist nach, daß die Ausstellungstätigkeit Schliefs erheblich geschönt und die die Behauptung, Werke von ihm seien in der Nazizeit als "entartet" eingestuft orden, nachträglich frei erfunden wurde. Ungeprüfte Übernahmen solcher Behauptungen in jüngeren Ausstellungs- und Auktionskatalogen lassen eine falsche Biographie entstehen. Während die Untersuchung auch ein neues Licht auf die Rückdatierungen Schliefs wirft, ist die Frage von unterschiedlichen Schlief-Signaturen noch nicht geklärt. Die Schlief-Recherche kann hier aufgerufen werden:
Beltracchi und kein Ende: UPDATE 2Donnerstag, 2. Februar 2012Der Berliner Hauptkommissar René Allonge geht davon aus, daß noch weit mehr Fälschungen Beltracchis im Umlauf sind. Erst kürzlich sei eine solche Fälschung wieder in Japan aufgetaucht. Bekannt seien derzeit 71. Im Kölner Kunstfälscherprozeß haben die nach einem Geständnis verurteilten Wolfgang und Helene Beltracchi durch Ihren Freiburger Anwalt Christian Rode Revision gegen das Urteil eingelegt. Ihre Schwester Jeanette S. erhielt eine Bewährungsstrafe und legte laut Gericht ebenfalls Revision ein. Lediglich der zu fünf Jahren Haft verurteilte Otto S.-K. verzichtete auf diesen Schritt. Die vom Landgericht auf Grundlage einer Absprache verhängten Haftstrafen bis zu sechs Jahre sollten damit aber nicht angefochten werden, sagte Rode kürzlich. Angeblich habe die Revision habe nur taktische Gründe, um Vollzugsfragen zu klären, und werde demnächst wieder zurückgenommen. Die Revision wurde mittlerweile zurückgezogen, sodaß das Urteil rechtskräftig ist. (Frdl. Hinweis von Tina Öcal) Seltenes Bild des Fälschers und Restaurators G. BastianniniDienstag, 24. Januar 2012Durch die freundliche Mithilfe von Tina Öcal können wir im Nachgang zum entsprechenden Kapitel der "Fälschungserkennung, Bd. 1" hier ein Foto von Giovanni Bastiannini vorstellen. Neues wunderbares Hilfsmittel für Restitutionsgeschichte und FälschungserkennungMittwoch, 28. Dezember 2011"Datenbank zum "Central Collecting Point München" Nur wenige Monate nach dem zehnten Jahrestag der Verabschiedung der Washingtoner Erklärung (1998) und der Gemeinsamen Erklärung (1999) ist die Onlineschaltung dieser großen Datenbank zum Central Collecting Point (CCP) München gelungen. Dies ist nach der im Sommer 2008 im Internet veröffentlichten Datenbank zum „Sonderauftrag Linz“ ein weiterer und bedeutender Schritt, die Archivalien der NS-Kulturpolitik einem großen Publikum zur Verfügung zu stellen. Mit der Datenbank eröffnet sich nun nach mehr als 50 Jahren die Möglichkeit, auch ohne Kenntnis der Münchner Inventarnummern nach Meisterwerken von Leonardo da Vinci, Rubens oder Cranach ebenso wie nach antiken Skulpturen, kunstgewerblichen Objekten wie Tapisserien, Fayencen und Keramiken, aber auch Büchern und Numismatika zu suchen. Die Provenienzangaben sind den angegebenen historischen Quellen entnommen und spiegeln keine Meinung, auch nicht die des DHM wider. Es stehen zwei Suchmasken zur Verfügung: Redaktionelle Bearbeitung Um die Suche genauer zu gestalten, sollte sowohl nach englischen wie auch nach deutschen Begriffen gesucht werden, da die Originalsprachen von den Karteikarten transkribiert wurden. Die Eingaben in der Access-Datenbank sind redaktionell bislang nur kursorisch durch die Zentrale Dokumentation des DHM bearbeitet worden. Wir haben uns aber dennoch entschieden, die Datenbank ins Netz zu stellen, da ein Lektorat durch einen Wissenschaftler ca. vier Jahre beansprucht." http://www.dhm.de/datenbank/ccp/dhm_ccp.php?seite=9 http://www.dhm.de/datenbank/ccp/prj_dhm_ccp/ccp_einleitung_de.pdf Museen und Fälschungen - NachträgeSonntag, 18. Dezember 2011"Das Stockholmer Moderna Museet geht im November Warhol-Kopien auf den Leim, stellt unwissentlich sechs Fälschungen der bekannten “Brillo Boxes” des Pop-Art-Künstlers Andy Warhol aus. Insgesamt sollen ein Großteil der mehr als 100 bedruckten Schachteln vom “Typ Stockholm” auf dem internationalen Kunstmarkt Fälschungen sein. Im Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig stellen sich im Mai 2007 römische Münzen zum Teil als Imitate heraus. Wegen Fälschungsverdachts beschlagnahmt die finnische Polizei 2004 in Helsinki mehrere Bilder von Salvador Dalí. Zwei Monate später der Beweis: Alle 450 Gemälde in dem Ausstellungszentrum Wanha Satama sind gefälscht. ------------------------------------------------------------------------------------ Hamburger Morgenpost vom 13.12.2007 / SEITE 26-27, http://www.mopo.de/
Neues von der Giesserei Hegemann, HannoverFreitag, 16. Dezember 2011
![]() Der Löwe von Agnani, 1965 von der Skulpturengalerie der Staatlichen Museen zu Berlin als Original erworben. Aus: Riederer, S. 269
Riederer geht in seinem Buch “Echt und falsch” [1] davon aus, daß die Hannoveraner Gießerei “in großer Serien” mittelalterliche Bronze-Kopien herstellte. Sie seien durch sehr zinkreiches Messing gekennzeichnet. O. Werner [2] hatte eine große Zahl angeblich mittelalterlicher Bronzeabjekte aus deutschen Museen untersucht und dabei festgestellt, daß sie, wie der “Löwe von Agnani” Fälschungen oder Kopien des 19. Jh. waren. Dieser enthielt sogar 30-35% Zink, während im Mittelalter nur Zinkanteile bis max. 28% möglich waren. Zudem erbrachte die Untersuchung der eingelassenen Eisenzapfen in den Beinen, daß sie aus Puddelstahl waren, eine Technik, die erst seit dem 19. Jh. bekannt ist. Riederer zitiert im erwähnten Buch vier Vergleichsbeispiele ungenannter Herkunft, zwei Aquamanile, ein Anmerkungen: [1] Riederer, J.: Echt und falsch. Schätze der Vergangenheit im Museumslabor. Berlin/Heidelberg Der Fälscher Karl Sioli (?-Halle-1913): Spezialist für Fälschungen frühgeschichtlicher BronzenFreitag, 16. Dezember 2011"Dieser besaß gegen Ende des 19. bzw. zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Halle eine Maschinenfabrik, zudem war er Kunstschlosser und ein leidenschaftlicher Altertumssammler. Seine Sammelleidenschaft verführte ihn schließlich zu Fälschungen. Er entlieh von Privatsammlern, aber auch von Museen, echte Stücke, z. B. Bronzebeile, die aus der Bronzezeit datierten. Er fälschte diese, indem er in seiner Werkstatt davon Nachgüsse herstellte. Die gefälschten Stücke gab er gegenüber Museen und Sammlern als echte Stücke aus. Er verlor schließlich sein gesamtes Vermögen und starb 1913. Erst Jahrzehnte nach seinem Tode wurden die Fälschungen entdeckt." [1] Zuvor hatte auf Sioli schon H. Otto [2] und J. Riederer [3] verwiesen: "Ein sehr ausgedehnter Fälschungsfall wurde 1952 in Halle aufgedeckt... Otto, der sich zu dieser Zeit mit der Analyse von Serien frühgeschichtlicher Bronzen befaßte, um aus den Materialmerkmalen die Herkunft der Erze abzuleiten, erhielt in Halle Tüllenbeile zur Analyse vorgelegt, von denen er schon eine Reihe identischer Stücke aus den Museen in Leipzig und Jena kannte. Es gelang ihm, zu sechs identischen und offensichtlich aus einer Form gegossenen Beilen vom Lausitzer Typ im Museum von Zeitz das Beil aufzuspüren, von dem die Abgüsse hergestellt worden waren. Durch den Vergleich des möglichen Originals mit den übrigen Stücken wurde rasch deutlich, daß es sich nicht um eine Serie von Beilen handelte, die schon in der Bronzezeit aus einer Form gegossen wurden, sondern um das Original aus Zeitz und sechs Fälschungen aus jüngerer Zeit. Als Beweis führt Otto an, daß bei den Kopien Oberflächenmerkmale abgegossen wurden, die auf dem Original durch den Gebrauch oder die Alterung entstanden waren. Unter anderem wurde auch ein Riß im originalen Beil mit abgegossen. Die Patina erwies sich als künstlich aufgebracht. Außerdem wurden auf den sechs Kopien gleichartige Beschädigungen der Oberfläche erkannt, die künstlich hervorgerufen worden waren. Der endgültige Beweis, daß Fälschungen vorlagen, brachte die chemische Analyse, da das Original aus Zeitz aus einer Bronze gegossen ist, die in allen Elementen mit der Zusammensetzung vergleichbarer Objekte gesicherter Herkunft übereinstimmt, während die Fälschungen aus einer zinkhaltigen Legierung hergestellt waren, die es zur Bronzezeit noch nicht gab. Nachdem die füllenbeile als Fälschungen erkannt waren, suchte man nach weiteren Fälschungen dieser Gruppe und tatsächlich fanden sich in verschiedenen Museen auch insgesamt sechs böhmische Absatzbeile, sechs schmale Randleistenbeile, 11 Randleistenbeile vom Typ Bennewitz, fünf Stabdolchklingen, sowie Sicheln, Armringe, Speerspitzen und eine Reihe weiterer Stücke, die sich aufgrund der Metallanalyse und der übrigen Merkmale einer 'Werkstatt zuweisen ließen. Aus den Daten, nach denen diese Objekte in die verschiedenen Museen gelangten, ließ sich ermitteln, daß die Fälschungen von dem Kunstschlosser K. Sioli aus Halle bereits im 19. Jahrhundert hergestellt worden waren. Sioli hatte seine Fälschungen an Privatsammler verkauft und über diese gelangten sie im Laufe der Zeit in die öffentlichen Sammlungen, wo sie mehr als 50 Jahre lang unentdeckr blieben. Im 20. Jahrhundert sind Fälschungen bronzezeitlicher Objekte aus Kupferlegierungen kaum mehr bekannt geworden, da sie von Sammlern nicht mehr beachtet wurden." [3] Anmerkungen: Gefälschte Volkskunst – auch das gibt es natürlich (UPDATE)Sonntag, 27. November 2011Fatschenkinder,Gnadenbilder, Krippen, erzgebirgische Räuchermänner,Seiffener Nußknacker, Klosterarbeiten, Holzvögel, bronzene Kerzenleuchter, Eingerichte, durch Federkielarbeiten aufgewertete Hosenträger, Handtaschen und Lederhosen, Votivbilder,Hinterglas-(Heiligen)bilder... das alles wird schon heutzutage gefälscht. Dabei werden täuschend echte Repliken, angeblich restaurierte Objekte und echte Fälschungen auf wunderbare Art vermengt. Und wie so oft, bestehen die Hersteller solcher Werke natürlich aufs Entschiedenste darauf, daß sie (mit alten Materialien!!!!) nur restaurieren oder Repliken herstellen, keinesfalls aber Fälschungen – hierzu mache es erst der Handel. Hersteller wie Rosi Bauer aus Siegsdorf, Buchautorin und “Expertin auf dem Gebiet der religiösen Volkskunst”, die in einem Artikel von Judith Schmidhuber in den Chiemsee-Nachrichten v.29.11.2010 so beschrieben wurde, gibt es einige:
![]() Foto: Judith Schmidhuber, Chiemsee-Nachrichten v. 29.11.2010
“Liebevoll hält Rosi Bauer das Fatschenkindl im Arm. Feinste Stoffe schmiegen sich an den Körper,über und über ist es mit Golddrähten bestickt und mit Edelsteinen verziert. Um den wächsernen Kopf der Jesukindnachbildung ragt feinste Spitze. „Alles selber gemacht”, verrät die Siegsdorferin. Es ist bei weitem nicht ihre einziges Werk. 150 Objekte hat sie im Laufe der Jahre gesammelt und restauriert. Aktuell stellt sie diese in der Grassauer Raiffeisenbank aus. Immer wieder wird der Spezialistin für religiöse Volkskunst Arbeit angeboten, dabei möchte sie eigentlich langsam kürzer treten. Da muss sie lachen. „Aber das versuche ich schon seit drei Jahren.”" Das Problem: Wer alte lädierte Objekte vom Flohmarkt kauft, sie in alten Techniken mit altem Material ergänzt, will den Eindruck einer gut erhaltenen alten Sache erwecken. Das mag noch gutgläubig und glückselig geschehen. Im späteren Handelskreislauf aber wird aus dem "aufgemöbelten" Teil ein "perfekt erhaltenes Original"... Sammlung “Knops” und "Jägers”: Was war die Rolle von Burkhard Leismann?Montag, 14. November 2011[Wir haben diesen Beitrag auf Bitten des Anwalts von Burkhard Leismann aus dem Fake-Blog entfernt. Über den Prozeß im Herbst 2013 werden wir wieder berichten.] Franz GießmannMontag, 14. November 2011Franz Gießmanns Geburtsdatum ist noch unbekannt. Erst ab 1883 wissen wir über ihn Näheres bis zu seinem Lebensende 1925 in Loschwitz. 1883-1913 betrieb er eine Holzschnitzfirma Gießmann & Schmitz in Seidnitz, ab 1913 in Rochwitz, am Ende seines Lebens in Loschwitz. Auch war auf deutsche Kleinkunst des 16. Jh. spezialisiert und schuf neben Medaillen Reliefs, Kleinbüsten und Kunstkammerstücke. Seine Vorlagen waren wie bei Sommer gedruckte Literatur und alte Grafiken, allerdings wählte er dabei im Gegensatz zu Sommer nahezu unbekannte oder gar fiktive Personen – vor allem aus dem Adel als eine seiner Verkaufszielgruppen! - aus. Seine Händler waren Geo Bruck und Josef Petry.1 “Er stellte vor allem Bildnisse im Stil der deutschen Renssaissance in Hartholz und Stein her; einige seiner Arbeiten sind Teilkopien oder Pasticci; ein kürzlich im Kunsthandel aufgetauchtes Exemplar ist an unauffälliger Stelle „FG“ signiert.”2 Der Sammer und Vater des späteren Kunsthändlers Lockner aus Würzburg, G. H. Lockner, kam ihm als erster auf die Schliche und verklagte ihn auf Rückerstattung. 1900 wurden daraufhin bei Gießmann gepfändete Stücke verauktioniert. “Trotz des Aufsehens der Gerichtsverhandlung verkaufte Gießmann seine Arbeiten weiterhin in Deutschland, wenn möglich als alt, und noch bis heute wandern sie durch den Kunsthandel. So tauchte das schon 1903 von Justus Brinckmann als Fälschung veröffentlichte Steinrelief des 'Lasla a Prag Baronis de Winthag 1531' erst kürzlich wieder in einer Versteigerung auf. Gießmann hatte auch Geschäftsverbindungen ins Ausland, so schnitzte er um 1913 Stücke in Elfenbein für Italien und Frankreich, vor allem für einen Händler in Rom.” Auch in der berüchtigten Fälschungs-Sammlung Spitzer sollen sich Gießmann-Fälschungen befunden haben.
Literatur: 1Bloch/Vogt: Fälschung und Forschung. Ausstellungskatalog Essen / Berlin 1977, S. 66ff 2Bloch, Peter in RDK, Bd. 6, s.v. “Fälschung”
Theodor GansenMontag, 14. November 2011“Zwischen 1926 und 1936 fertigte er etwa 40 bis 50 Tonplastiken an, die er zum Teil selbst, zum Teil durch Helfer an Kunsthändler in Köln, Bonn, Neuwied, Mainz, Wiesbaden, Frankfurt/Main, Berlin und in Süddeutschland sowie an Museen im Rheinland als alt verkaufte. Sie wurden meist der mittelrheinischen Tonplastik des 15. Jahrhunderts zugerechnet. Literatur: Bloch/Vogt: Fälschung und Forschung. Ausstellungskatalog Essen / Berlin 1977, S. 91ff Rademacher, F. in Geheime Verbandsmitteilungen, Nr. 779 Wilm, Hubert: Die gotische Tonplastik. Augsburg 1929, Abb. 1, 181f. 1Bloch/Vogt: Fälschung und Forschung. Ausstellungskatalog Essen / Berlin 1977, S. 91ff 2Bloch, Peter in RDK, Bd. 6, s.v. “Fälschung” 3Bloch/Vogt: Fälschung und Forschung. Ausstellungskatalog Essen / Berlin 1977, S. 92
Johann Wilhelm SommerMontag, 14. November 2011
Bleimedaillon, datiert 1512, mit der Darstellung Sebald Schreyers und dem Dürer-Monogramm. Wohl von Johann Wilhelm Sommer Das Vorbild aus Stein soll im Besitz des Freihern Guido von Volkamer, München, gewesen sein. Durchm. 92 mm, Gew.: 343,7 g. Ehem. Slg. Tross. 140 Medaillien und Reliefs wurden vom Franzosen M. Henri Tross für £500 durch J. C. Robinson für das V&A 1867 erworben. V&A, London Literatur: Bloch/Vogt: Fälschung und Forschung. Ausstellungskatalog Essen / Berlin 1977, S. 64-66 Cornill, O. in Geheime Verbandsmitteilungen... Nr. 10 Habich, G.: ebenda, Nr. 465 Inventory of Art Objects acquired in the Year 1867. Inventory of the Objects in the Art Division of the Museum at South Kensington, arranged According to the Dates of their Acquisition. Vol. 1. London 1868, S. 22 Mauè, H.: Review of German Renaissance Medals. The Medal. Spring 1991. No. 18, S. 106 Purgold, K. P.: ebenda, Nr. 13 Trusted, Marjorie: German Renaissance Medals. A Catalogue of the collection in the Victoria and Albert Museum.. London, 1990, S. 105 1Bloch/Vogt: Fälschung und Forschung. Ausstellungskatalog Essen / Berlin 1977, S. 64f “Wenn ich eine Stunde schlafe, werden 30 Personen sterben.” Die Tochter eines Urkundenfälschers mit Prinzipien schreibt über den einsamen “Monsieur Joseph”Samstag, 22. Oktober 2011
Fälschen ist strafbar – aber wie lautet die Bewertung, wenn dies im Dienst einer “edlen Sache” geschah? Unterhielten nicht auch die Aliierten gegen Hitler ganze Fälschungsbüros? Adolfo Kaminsky, Fotograf und argentinischer Jude, hatte Prizipien: er wollte verfolgten und unterdrückten Menschen helfen. Er fälschte, seit er 18 war, Führerscheine, Ausweise für die algerische Befreiungsfront, war im 2. Weltkrieg Mitglied der Résistance, fälschte nach 1945 Visa für Palästina-Emigranten, war für lateinamerikanische Revolutionäre und südafrikanische Widerstandskämpfer tätig und versorgte Vietnamkriegs-Deserteure. Geld dafür lehnte er angeblich ab. So geschah es bis 1971, als er schon fast 50 war, aber der Boden zu heiß wurde. Seine Tochter, Sarah Kaminsky, hat darüber eben ein Buch veröffentlicht.1 Gefaßt und verurteilt wurde ihr Vater jedenfalls nie.2
1 Sarah Kaminsky: Aldofo Kaminsky – ein Fälscherleben. München 2011 2 Marius Nobach: Das geheime Leben des Monsieur Joseph. In: Süddeutsche Zeitung v. 22./23.10.2011, S. 17 Jürgen Kuhl, ein Reprographiker auf AbwegenFreitag, 21. Oktober 2011
Kuhl wurde 1941 in Dattenfeld geboren und stammte aus wohlhabendem Hause, sein Vater war Besitzer einer Fabrik für gesunde Gemüsesäfte. Seit 1944 lebte er in Köln. Er schloß eine Ausbildung zum Fotokaufmann ab, seit 1970 arbeitete er zunächst als freier Grafik-Designer und Repro-Fotograf. Kuhl hatte, beeinflußt durch das Kölner Milieu zunächst Hotpants-Mode gemacht. Aufgrund von Unregelmäßigkeiten bei der Ausübung des Geschäfts wurde er zu einer Freiheitsstrafe von einem Monat verurteilt.2 Es folgte die Gründung des eigenen Modelabels “Paloma”, das ebenfalls kommerziell erfolgreich war,3 Kuhl besaß seinerzeit angeblich 30.000 DM Taschengeld im Monat. Mitte der 80er Jahre stieg er auf das Fälschen von Warhol-Drucken um – angeblich etwas kleiner als die Originale und mit anderen Farben, aber in derselben Technik. Motive waren “Flowers”, der Kölner Dom, Mao, Marylin. Erst bekam er Ärger mit Nouvelles Images und mußte an die Verwertungsgesellschaft 20.000 DM zahlen, dann aber war der Markt gesättigt. Als Kuhl an seine Bank plötzlich Kredite zahlen mußte, überredete ihn ein albanischer “Kumpel” 2006, Dollars zu fälschen. Und dies machte er so gut, daß er fast 24 Mio. US-Dollar fälschte.4 Er kaufte sich hierfür Computer, Scanner, eine Siebdruckanlage und Offsetmaschinen. “Anstatt des für den US-Dollar verwendeten Originalpapiers der Sorte “Cranes Crest”, verwendeten sie ein Papier, das sie aus dem ehemaligen Jugoslawien bezogen und das - wie der US-Dollar -unter UV-Licht nicht leuchtet. Als Originalvorlage erwarb Kuhl bei einer Sparkasse einen 100-Dollar-Schein und scannte ihn ein. In seiner Pulheimer Werkstatt veränderte er mit einem Standard-Grafikprogramm die Seriennummern, fasste zwölf Scheine zu einem Bogen zusammen, belichtete die Filme und stellte die Druckplatten her. Nach vielen Fehlversuchen entstanden schließlich qualitativ hochwertige Fälschungen in großer Anzahl. Die Bande plante, für "marktübliche" 10% des Dollar-Nominalwerts in Euro, Abnehmer der Fälschungen zu finden, was jedoch nicht gelang.” 5 Die Sache flog auf, als ein Müllmann geschredderte Blüten in einem aufgeplatzten Müllsack fand und das BKA alarmierte. Diese klebten das geschredderte Altpapier zusammen und kamen so auf Kuhls Adresse. Eine verdeckte Ermittlerin trat mit 21.000 echten € zum Test-Kauf von 250.000 falschen Dollars an, weitere 6,5 Mio. US-$ waren bei einer späteren Übergabe vorgsehen, bei der dann der Zugriff erfolgte. In seiner Wohnung und Werkstatt fand die Polizei weitere falsche 16,5 Mio. $, vom den echten Euros allerdings nurmehr 14.000 € bei der Durchsuchung. Seit seiner Gefängniszeit (6 Jahre) fließt nun alles an Geld an die Staatskassen; Kuhl war nun definitiv wirtschaftlich am Ende. Am 25. August 2010 durfte Kuhl öffentlich in der ZDF-Talkshow “Markus Lanz” auftreten.
Anmerkungen: 1 Sophie Crocoll; Hannah Wilhelm [Interviewerinnen mit Slangdeutsch]: “Wenn das Falschgeld jetzt im Iran wäre, hätte ich mein Milliönchen”. In: Süddeutsche Zeitung v. 21.10.2011, S. 26 2 Christoph Gottwald: Blütenträume - Die unglaubliche Geschichte des Geldfälschers Jürgen Kuhl 3 Tim Stinauer: Die Blüten des kölschen Andy Warhol in: Rundschau-online v. 30. August 2010 4 Die Interviewerinnen der SZ nennen hier eine falsche, zu niedrig gegriffene Summe, nämlich die bei der anschließenden Durchsuchung noch konfiszierten Menge. 5 Wikipedia, s.v. “Hans-Jürgen Kuhl” Literatur: Jörg Diehl, Ralf Hoppe: Der Warhol der Geldfälscher. In: Spiegel online v. 7. Juli 2008 Pascal Beucker: Haftstrafe für Kölner Geldfälscher. In: NRZ v. 9. November 2007 Rätsel um seltsames Beweisfoto der “Slg. Jägers” gelöstSamstag, 1. Oktober 2011Im Zuge der Geständnisse im Kölner Prozeß Beltracci u.a. wurde auch das angebliche Beweisfoto um die behauptete Sammlung Jägers gelöst.
Einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge* hatte Beltracchi zugegeben, zusammen mit seiner Frau Helene drei Fotos in ihrem Haus in Mèze, Südfrankreich, hergestellt zu haben, welche die historische Existenz der “Slg. Jägers” beweisen sollten. Hierzu kaufte Beltracchi zunächst auf einem Flohmarkt eine alte Rollfilmkamera und altes Fotopapier. Seine Frau zog sich ein züchtiges schwarzes Kleid an, steckte die Haare hoch, alte Möbel wurden gesucht, die Fälschungen an die Wand gehängt und das Ganze dann abgelichtet. Die Ränder beschnitt er in Zacken, wie es damals üblich war, doch versandte er aus Vorsicht nie die Originale, sondern nur Scans davon. Richtig Spaß habe es gemacht, meinte der Fälscher, und spannte dabei geschickt den heutigen Zeitgeist vor seinen Karren. Doch wann wurde das Bild angefertigt? Als, so Helene Beltracchi, der Zivilrechtsstreit um das “Rote Bild mit Pferden” (der angebliche 1. Campendonck) bereits in Gang gekommen war. Da habe Henrik Hanstein bei ihr angerufen und nachträglich nach Echtheitsbeweisen gefragt, “ob es nicht, zum Beispiel, alte Fotos gebe, auf denen die Gemälde zu sehen seien.” Angeblich sei mit dem Kunsthaus abgesprochen worden, daß es vor dem Verkauf eine Expertise einhole; das Bild sei aber ohne schriftliche Expertise versteigert worden. Hansteins Anwalt bezeichnete diese Behauptungen als “mit Dreck werfen”. Anmerkung
* Renate Meinhoff: Helene singt. In: SZ v. 30.9.2011; Feuilleton, S. 11
Sammlung “Knops” und Jägers”: Weiteres Museum betroffenMittwoch, 28. September 2011
Während des Fälschungsprozesses in Köln wurde ein weiteres gefälschtes Bild benannt: Das im Hannoveraner Sprengel-Museum gezeigte Werk “Die Katze in Berglandschaft” - angeblich ebenfalls von Heinrich Campendonck. Die Fritz -Berens-Striftung hatte das Gemälde erst im Juni 2010 von der Galerie Thomas in München erworben und dem Museum als Dauerleihgabe überantwortet. Galerist Raimund Thomas wollte den Verkauf rückabwickeln, fürchtet jedoch auf dem Verlust sitzenzubleiben, da der New Yorker Galerist, von dem er wiederum das Bild gekauft habe, nicht mehr lebe. Thomas beteuerte, es habe zum Zeitpunkt des Verkaufs keinerlei Hinweise auf die Fälschergruppe und ihre besondere Methode gegeben. Auch Museumsdirektor Krempel betonte, es habe seinerzeit nicht den geringsten Anlaß gegeben, an der Echtheit zu zweifeln. Das Bild sei seit 1989 im Werkverzeichnis Campendonks aufgeführt. Der Sohn des Künstlers habe das eigentliche Bild noch gesehen. Als das Bild der Öffentlichkeit präsentiert wurde, habe man gerade den ersten Zeitungsartikel über diese Fälschungsgruppe lesen können.
Quelle: Ralf Decker / HAZ (http://www.haz.de/Nachrichten/Kultur/Ausstellungen/Sprengel-Museum-erhaelt-Gemaelde-Heinrich-Campendonks) Noch am 13.1. 2011 hatte in der Hannoverschen Allgemeinen folgender Text von Johanni Di Blasi gestanden: “Franz Marcs „Katze unterm Baum“ bekommt ein Geschwisterbild. Am Donnerstag um 19 Uhr übergibt die Fritz-Behrens-Stiftung Heinrich Campendonks Gemälde „Katze in Berglandschaft“ (1914) an das Sprengel Museum Hannover als Dauerleihgabe. Bislang war der rheinische Expressionist in der Sammlung nicht vertreten. Eine mysteriöse und erotisch aufgeladene Stimmung herrscht in der Komposition. Eine Katze, Sinnbild der verführerischen Frau, zeigt ihre Krallen und blickt hypnotisierend. Über dem futuristisch dynamisierten Tier schwebt eine nackte Grazie. Matthias Fontaine von der Fritz-Behrens-Stiftung zeigte sich begeistert vom „kaufmännischen Geschick“ des Museumsdirektors, der den Kauf abwickelte. Ulrich Krempel habe das Werk um mehr als die Hälfte heruntergehandelt. Rund eine Million Euro kostete das aus dem süddeutschen Kunsthandel stammende Meisterwerk schließlich. Die Provenienz sei lupenrein. Erst vor wenigen Wochen hatten gefälschte Campendonk-Bilder für Schlagzeilen gesorgt.” Mittlerweile hat der ausführende Fälscher ein Geständnis abgelegt. Die erfundenen Sammlungen Knops und Jägers bekommen ein Gesicht (5)Samstag, 10. September 2011Zahl der gefälschten Markenprodukte, schönfärberisch genannt “Produktpiraterie”, nimmt dramatisch zuSamstag, 10. September 2011Die Zahl der nachgemachten Markenwaren, die nach Deutschland importiert werden, ist in den letzten Jahren immens gestiegen. Insgesamt 425 Millionen Euro waren die Fälschungen wert, die der Zoll 2007 entdeckte – dreimal mehr als noch 2005. Dabei führen Touristen lediglich 1/5 der Falschware ein. An den Flughäfen führt deswegen der Zoll mittlerweile bei Direktflügen aus Ländern mit hohen Fälschungsproduktionszahlen wie China, der Türkei oder Thailand Vollkontrollen durch. Zdem werden viele Gepäckstücke vor der Gepäckausgabe gescannt.Die meisten Touristen meinen zwar, es würde sich um Kavalliersdelikte handeln, sie übersehen aber, daß ihnen Gefahr von zwei Seiten droht: Wer mit mehr Falschware erwischt wird, als die Freimenge erlaubt, dem droht ein Steuerstrafverfahren vom Zoll. Ein kostspieliger Rechtsstreit mit den Markeninhabern kommt grundsätzlich bei jedem Fälschungsfall hinzu. Noch strenger sind andere EU-Länder: In Italien mußte eine dänische Touristin 10.000 Euro Bußgeld bezahlen, weil sie am Strand in Ligurien für 10 Euro eine gefälschte Gucci-Sonnenbrille gekauft hatte. In Frankreich drohen allein für den Besitz gefälschter Markenartikel bis zu drei Jahre Gefängnis. Der Zoll vernichtet im übrigen die beschlagnahmten Fälschungen bis auf ein paar Belege für die Asservatenkammer.1 Anfang September 2011 stellten Zollbeamte in Krefeld ca. 70.000 gefälschte Markenartikel (Taschen, Schuhe und Accessoirs) in einem Container im Neusser Hafen sicher. Hätte es sich um Originale gehandelt, wären sie mindestens 4 Mio. Euro wert. Laut Zollamt haben bereits die Fälschungen einen Wert von 400 000 Euro. Die vermeintlichen noblen Ugg-Boots, angebliche Produkte von Prada, Hermès, Gucci, Lacoste, Chanel, Burberry-Schuhe, Chanel-Tücher und Louis Vuitton-Taschen waren geschickt als Schmuddelware getarnt. Nach Daniel Boss von der WZ-Newsline führte die Spur weiter nach Köln: die Essener Fahnder übernahmen die Ermittlungen, die Kölner Staatsanwaltschaft ordnete Durchsuchungen an. Es stellte sich heraus, daß an der Lagerhalle einer Kölner Empfängerfirma ebenfalls ein LKW voller gefälschter Markenware stand. Die Waren waren über Hamburg aus China ins Rheinland gekommen. Eigentümer der Briefkastenfirma ist ein 34jährige Geschäftsinhaberin und ihr Ehemann, Deutsche chinesischer Abstammung.2 Auch in diesem Fall wird die Ware vernichtet. 1Mathias Peer: Plagiate [sic!] findet der Zoll gar nicht toll. In: Die WELT Online v. 10.4.2008 2Daniel Boss: Zoll entdeckt gefälschte Luxusartikel. In: Westdeutsche Zeitung newsline v. 9.9.2011, http://www.wz-newsline.de/mobile/lokales/rhein-kreis-neuss/neuss/zoll-entdeckt-gefaelschte-luxusartikel-1.761085
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